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Rehkitzrettung Bramwald schützt Jungtiere vor dem Mähtod

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Von: Petra Siebert

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Rehe verstecken ihre Jungtiere häufig in dicht bewachsenen Feldern – eine große Gefahr. Ein Verein bei Hann. Münden rettet die Rehkitze vor dem Tod.

Hann. Münden – Was für ein schönes Gefühl es ist, Rehkitzen das Leben zu retten, das erfahren Mitglieder des Vereins Rehkitzrettung Bramwald um Meike Quentin (Vorsitzende) und Lisa Koch (Stellvertreterin) sowie Annika Fuchs, stellvertretende Leiterin des Betriebes Stadtwald, und einige Helfer in diesen Tagen häufig.

Kürzlich hatte ein Landwirt die Wiesenmahd einiger Flächen über dem Rodland geplant und den Verein um Hilfe gebeten. Mit Wärmebild-Drohne und Körben ausgestattet trafen sich Vereinsmitglieder und Helfer am Mähtag um fünf Uhr auf dem Parkplatz.

Bereits im Vorfeld hatte Meike Quentin die einzelnen Wiesen mit dem Landwirt besprochen und virtuell abgesteckt, um sie dann am Computer einzuprogrammieren, da die Copter autonom fliegen.

Dieses vier Tage alte Kitz wurde vor dem Mähtod gerettet.
Dieses vier Tage alte Kitz wurde vor dem Mähtod gerettet. © Petra Siebert

Beim frühmorgendlichen Treffen wurde die nötigen Aufgaben vergeben und der Ablauf abgesprochen. Es ist angebracht, das Suchen auf die frühen Morgenstunden zu beschränken, denn aufgrund der Sonne und steigender Temperaturen wird es später zu warm für die Wärmebildkameras. Jeder aufgeheizte Stein, jedes Holzstück und Erdhügel würde dann als Wärmepunkt angezeigt.

Mit der Wärmebild-Drohne flog die Pilotin das Areal in 60 Metern Höhe ab und lotste das Rettungsteam per Funk zu den Plätzen, an denen auf dem Monitor Wärmepunkte sichtbar waren. Die Helfer schritten vorsichtig durch das über ein Meter hohe Gras zu den aus der Luft aufgespürten Jungtieren.

Es war äußerst schwierig, die Kitze zu sichten. „Aufgrund ihres fehlenden Fluchtinstinkts bleiben die Kleinen bei Gefahr einfach liegen und ducken sich“, erklärte Annika Fuchs. Dort warten sie gut getarnt auf ihre Mütter. Doch dann entdeckten die Helfer ein kleines Kitz, schätzungsweise vier Tage alt. Mit Grasbüscheln zwischen Handschuhen und Tier hob Lisa Koch aus Gimte das Kitz hoch und legte es in einen Korb. Für sie ist es immer ein unheimlich ergreifendes und tolles Gefühl, ein Kitz auf den Händen zu halten.

Meike Quentin (Mitte) mit Lisa Koch (dritte von links), Annika Fuchs (dritte von rechts) sowie den Helfern Olaf Siebert, Susanne Becker, Anna-Lena Heede und Michael Kaffka vor dem Start.
Meike Quentin (Mitte) mit Lisa Koch (dritte von links), Annika Fuchs (dritte von rechts) sowie den Helfern Olaf Siebert, Susanne Becker, Anna-Lena Heede und Michael Kaffka vor dem Start. © Siebert, Petra

Inzwischen hatte Meike Quentin, nur einige Meter entfernt, das nächste Kitz, in gleicher Größe gesichtet. „Das sind Geschwister“, stellte Annika Fuchs fest. Auch das legten die Helfer vorsichtig in den Korb. Dieser wurde dann am Wiesenrand im Schatten eines Baumes platziert. Nach der Rettung stand das Mähen an. Die Kitze hätte der Landwirt nicht sehen können und sie wären bei der Mahd sicherlich durch das Mähwerk verletzt worden.

Die Ricken legen ihre Kitze im tiefen Gras ab, in der Annahme sie dort vor Fressfeinden und anderen Gefahren schützen zu können. Am Abend wurden die Kitze aus dem Korb mit dem Gras an den Wiesenrand gelegt und kurze Zeit später waren beide Lager leer, die Mutter hatte sie abgeholt und an einen sicheren Ort gebracht.

Ein wichtiger Hinweis an Spaziergänger: Sieht jemand eine Box oder einen Korb am Wiesen- oder Waldrand, weder hineinschauen noch berühren oder mitnehmen.

Das war einer von vielen Einsätzen, auf fast jeder Wiese werden Kitze gesichtet. „Man ist total verliebt und freut sich jedes Mal, wenn wieder ein Kitz mit der Drohnenkamera entdeckt und gerettet wurde“, schwärmt Meike Quentin. „Doch ohne die ehrenamtlichen Helfer würde uns die ganze Technik nichts nützen“. Sie hofft, dass noch viele weitere Landwirte den kostenlosen Service des Vereins annehmen werden.

Rehkitzgruppe wird zum Verein

Es begann damit, dass Meike Quentin aus Hemeln vor einigen Jahren privat eine Flugdrohne zur Rettung von Rehkitzen angeschafft, über die sozialen Medien Helfer gesucht und gefunden hat.

So entstand zunächst eine Rehkitzgruppe. Es sprach sich herum und die Anfragen von Landwirten kamen reichlich, so dass im Oktober 2022 der Verein Rehkitzrettung Bramwald gegründet wurde.

Schnell stand fest, dass die Drohne nicht ausreicht, deshalb startete der Verein einen Spendenaufruf. So konnte eine Drohne mit Wärmebildkamera angeschafft werden. Die Einsätze sind ehrenamtlich.

Mittlerweile hat der Verein neben der Vorsitzenden als Drohnenpilotin neun Mitglieder und viele Helfer. „Wir versuchen, noch weitere Mitglieder an der Drohne auszubilden“, sagt Quentin. Auch sei man weiter auf der Suche nach Helfern, denn es würden immer mehr Einsätze. „Man könnte bis Ende Juni jeden Tag unterwegs sein, doch das ist mit wenigen Leuten nicht zu schultern“, sagt Quentin. Auf weitere Spenden sei der Verein nach wie vor angewiesen.

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