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Tierärzte schließen sich im Landkreis Göttingen zusammen – zum Wohl der Patienten

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Von: Petra Siebert

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Betreibt die Kleintierpraxis am Kattenbühl: Kerstin Bensch, hier mit dem fünfjährigen Pelle.
Betreibt die Kleintierpraxis am Kattenbühl: Kerstin Bensch, hier mit dem fünfjährigen Pelle. © Petra Siebert

Viele Tierkliniken können durch den Fachkräftemangel keinen Rund-um-die-Uhr-Dienst mehr anbieten. Um den Notdienst zu sichern, schließen sich im Landkreis Göttingen mehrere Praxen zusammen.

Hann. Münden – Wie in vielen Bereichen fehlen auch in der Tiermedizin Fachkräfte. Trotz einer neuen Notdienstregelung und der im November des vergangenen Jahres angepassten Änderung der Gebührenordnung herrscht Personalmangel. Speziell im ländlichen Raum mit geringer Tierarztdichte müssen Tierbesitzer oft längere Fahrstrecken zum Notdienst in Kauf nehmen.

„In Göttingen und im Landkreis besteht noch ein relativ gut funktionierender Notdienst“, sagt Dr. Tina Benninger von der Tierärztlichen Gemeinschaftspraxis am Fischerweg dazu, die sie gemeinsam mit Anika Lucht betreibt.

Da jedoch immer mehr umliegende Tierkliniken, so auch die in Göttingen, ihren Klinikstatus abgeben, weil sie die damit verbundene Rund-um-die-Uhr-Dienstbereitschaft aus personellen Gründen nicht mehr stemmen können, bröckelt die tierärztliche Notdienstversorgung hier und da. Hinzu kommt ein erhöhtes Aufkommen tierischer Patienten, denn seit Corona gibt es mehr Haustiere.

Notdienst ohne Kooperation der Tierarztpraxen schwierig umsetzbar

Jede Praxis ist laut Tierärztekammer verpflichtet, am Notdienst teilzunehmen. Um eine möglichst ortsnahe, medizinisch kompetente Anlaufstelle für eine Erstversorgung von Notfällen anzubieten, schließen sich Praxen zusammen und organisieren eine wechselnde Dienstbereitschaft. „Ein bis zwei Praxen aus dem Landkreis Göttingen“, berichtet Anika Lucht, „bieten an den Wochenenden und in der Woche eine Erreichbarkeit für Notfälle an.“

Im alten Landkreis und Duderstadt sind es etwa 30 Praxen, die sich beteiligen. Nur in Kooperation und in kollegialer Zusammenarbeit der Praxen kann eine sichere flächen- und zeitmäßige Abdeckung des tierärztlichen Notdienstes gewährleistet werden.

„Unsere beiden Tierarztpraxen leisten dabei eine vertrauensvolle und kollegiale Zusammenarbeit“, betont Kerstin Bensch von gleichnamiger Kleintierpraxis. „Um weiterhin eine optimale Versorgung auch in den späten Abend- und Nachtstunden sowie an Wochenenden und Feiertagen hier im Gebiet zu gewährleisten, sind wir dabei, ein Netzwerk aufzubauen“, macht sie deutlich.

Neben einem regelmäßigen fachlichen Austausch der beiden Praxen finden auch Treffen und Stammtische mit anderen Praxen aus dem Kreis zum Austausch statt.

Betreiben die Tierärztliche Gemeinschaftspraxis im Fischerweg: Dr. Tina Benninger (links) und Anika Lucht.
Betreiben die Tierärztliche Gemeinschaftspraxis im Fischerweg: Dr. Tina Benninger (links) und Anika Lucht. © Petra Siebert

Andere Bundesländer arbeiten bereits mit zentralen Notruf-Telefonnummern

In diesem Rahmen könnten auch neue Notdienstmodelle, vielleicht auch mit einer zentralen Telefonnummer erarbeitet werden, wie es schon in anderen Kreisen und Bundesländern praktiziert wird.

Trotzdem bleibt das Grundproblem: Tierärztlicher Notdienst kostet Geld, belastet die Mitarbeiter und ist oft nicht kostendeckend. Denn das Arbeitsschutzgesetz gibt eine maximale Arbeitszeit von zehn Stunden mit einer darauffolgenden Ruhepause von mindestens elf Stunden für angestellte Tierärzte vor.

Das alles treibt den Personalbedarf und damit die Kosten in die Höhe. Das ist einer der Hauptgründe für das sogenannte „Kliniksterben“ hierzulande.

In Deutschland ist die Bezeichnung einer tierärztlichen Klinik an eine 24-Stunden-Bereitschaft gekoppelt. Während es 2015 noch 158 Kliniken mit einem 24-Stunden-Bereitschaftsdienst gab, schrumpfte die Anzahl bis zum Jahr 2020 auf 104, (eine Minderung um 35 Prozent). Und von 2020 bis heute hat noch einmal eine Vielzahl an Kliniken ihren Rund-um-die-Uhr-Dienst beendet.

Im Landkreis Göttingen hat die Notdienst-Regelung bisher gut funktioniert

„Umso besser, dass es im Landkreis Göttingen diese bisher gut funktionierende Regelung mit dem Notdienstring der niedergelassenen Praxen gibt“, stellt Dr. Tina Benninger fest.

„In enger Zusammenarbeit mit der Kreisstelle Göttingen wird die Einteilung der Dienste für den Landkreis hier in Hann. Münden vorgenommen.“ (Petra Siebert)

Bei diesen Notfällen schnell handeln

Hier handelt es sich um Notfälle: Verkehrsunfall, Bewusstseinsverlust, Zusammenbruch, stärkere unstillbare Blutung, plötzliche Lähmung der Beine, Probleme beim Harnlassen, sehr helle Schleimhäute, anhaltender blutiger Durchfall oder blutiges Erbrechen, zunehmende Schwäche, Atemnot, Krampfanfälle, Augenverletzungen, Verschlucken von Fremdkörpern oder Gift, Verbrühungen, Verbrennungen oder Hitzschlag.

Notdienst und Tierkliniken 

- Tierärztlicher Notdienst Göttingen und Landkreis:

Der tierärztliche Notdienst gilt in der Woche von montags bis samstags von 22 bis 8 Uhr, an den Wochenenden von Samstag 12 bis Montag 8 Uhr, an Feiertagen von 8 bis 8 Uhr des darauffolgenden Tages. Wichtig ist eine telefonische Anmeldung. Die Wochentage und Wochenenden sind unter den niedergelassenen Tierärzten aufgeteilt, einsehbar unter tierarzt-notdienst-goettingen.de

Verfügbarkeit der Tierkliniken und Tiergesundheitszentren in Göttingen und Umgebung:

- Tierklinik Kaufungen: 24 Stunden Notdienst (0 56 05/709 78)

- Tierklinik Göttingen: montags bis freitags bis 22 Uhr (05 51/392 33 87)

- Tiergesundheitszentrum Northeim: montags bis freitags bis 23 Uhr, Wochenende/Feiertage 9 bis 12 und 19 bis 23 Uhr (01 62/436 00 93)

- Tiergesundheitszentrum Südharz/Osterode: montags bis freitags bis 22 Uhr, samstags und sonntags 8 bis 22 Uhr, an Feiertagen 8 bis 17 Uhr, (0 55 22/900 60)

- Anicura Tierklinik Kassel: montags bis freitags bis 20 Uhr, Wochenende 10 bis 20 Uhr (05 61/52 63 63).

- Klinik für Kleintiere, Tierärztliche Hochschule Hannover: 24 Stunden Notdienst (05 11/95 36 200).

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