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Verkleidungen, Gedichte und Schauspiel: Feiern konnten die Mündener

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Von: Sarah Schnieder

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„Die Gartenlaube“, eine vielgelesene Illustrierte, berichtete über das Mündener Heimatfest. Auf dem Holzstich der Ausgabe 33 des Jahres 1897 sind neben der thronenden „Mundenia“, weitere Ehrendamen zu sehen, die die drei Flüsse, Fulda, Werra und Weser allegorisch darstellen sollten. Repro: Stefan Schäfer
„Die Gartenlaube“, eine vielgelesene Illustrierte, berichtete über das Mündener Heimatfest. Auf dem Holzstich der Ausgabe 33 des Jahres 1897 sind neben der thronenden „Mundenia“, weitere Ehrendamen zu sehen, die die drei Flüsse, Fulda, Werra und Weser allegorisch darstellen sollten. Repro: Stefan Schäfer © Repro: Stefan Schäfer

Berichte der Mündener Heimatfeste zeugen davon, dass die Mündener wohl schon immer wussten, wie man richtig feiert. Die Feste begannen 1897.

Hann. Münden – Die Mündener wissen schon lange, wie man es sich gut gehen lässt. Und das nicht nur im Hinblick auf Speis und Trank. Feiern konnten die Mündener besonders in früheren Zeiten offenbar sehr gut. Davon zeugen einige Berichte, die es über die Mündener Heimatfeste gibt. Doch von vorn: Den Anfang nahmen die Heimatfeste bereits Ende des 19. Jahrhunderts. Genauer: am 4. Juli 1897.

Ein prunkvoller Festumzug zog an diesem Tag durch Mündens Straßen. Verzierte Pferdewagen, stilecht verkleidete Germanen, Mönche, Grafen und vieles mehr. Fahnen, Posaunenklänge – und natürlich nicht zu vergessen: Mundenia.

Erstes Heimatfest in Hann. Münden bot Theater auf dem Tanzwerder

Die holde Jungfrau auf einem eigens angefertigten Festwagen mit Thron. Die Kostüme sollen vom Kasseler Staatstheater zur Verfügung gestellt worden sein. Festgehalten hat das Ganze der Düsseldorfer Maler Felix Schmidt, dessen historischer Festzug im Trauzimmer der Tillyschanze zu sehen ist.

Das erste Heimatfest hatte jedoch noch mehr zu bieten als nur den Festumzug. Am Folgetag, dem 5. Juli, gab es offenbar auf dem Tanzwerder Theateraufführungen. Zu sehen soll das Publikum ein Stück von Franz Teller über Herzog Erich bekommen haben. Das Besondere: Das Schauspiel hatte nicht nur eine zutiefst mit Münden verbundene Handlung, sondern wurde zudem von Mündener Bürgern aufgeführt.

Gedichte und Kostüme begeisterten Mündener auf Heimatfesten

Ganz Münden soll auf den Beinen und mit von der Partie gewesen sein. „Alle, alle waren dabei, haben gedichtet, Kostüme ergänzt, Reden gelernt und in ihren Rollen posiert“, schreibt Erwin May über das Fest. Ein zweites dieser Art folgte 1909 mit dem Motto „Hipp Hipp Hurra Mundenia“.

Sogar eine Festzeitung wurde für das zweite Heimatfest aufgelegt. Eingeleitet mit Worten von Karl Freiherr von Berlepsch, der sich zeit seines Lebens eng mit Mündens Landschaft verbunden fühlte und dementsprechend einige rührige Zeilen über eben diese zur Verfügung stellte: [...] Ein Städtchen liegt im flussdurchzognen Tale/ Ein Rostrubin, verwahrt in grüner Truhe./ Der Himmel wölbt die hohe Kathedrale/ Und gießt herab des Sonntags ewge Ruhe. [...] Ja, wär ich blind, und müßtet ihr mich führen,/ Ich könnt euch Weg und Ziel und Stätte nennen!/ An ihrer Luft würd ich die Heimat spüren/ Und meiner Werra Rauschen würd ich kennen! Danach sollte es einige Zeit dauern, bis es wieder ein Heimatfest gab.

Das lag – abgesehen von zwei Weltkriegen - unter anderem daran, dass man sich nicht einig war, was für eine Art Fest es denn letztlich sein sollte. Die Kriegszeiten hatten ihre Spuren hinterlassen und so gingen die Überlegungen 1955 dahin, ob nicht vielleicht ein traditionsträchtiger Mündener „Schüttenhoff“ (Schützenfest) oder ein Eisenbartfest (das hatte es nach 1945 gegeben) ausreichend wären. Letztlich gab es das Heimatfest 1955. May schreibt: „Nun, gegessen und viel getrunken, getanzt und viel geredet wurde wie auf allen Festen.“

Und das ist eine Weisheit, die damals wie heute Gültigkeit hat. (Sarah Schnieder)

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