„So etwas vergisst man nicht. Wir hörten das Heulen der Bomben und fragten uns, wo sie jetzt ankommen“, erinnert sich die 100-Jährige zurück. Als auch ihr Haus den Angriffen zum Opfer fiel, wurde die mit ihrem ersten Kind Schwangere 1944 evakuiert und kam schließlich nach Lenne im Kreis Holzminden.
Ihr Mann Heinrich Huk, den sie 1943 geheiratet hatte, arbeitete zu dieser Zeit als Arzt in einem Lazarett in Frankreich. „Ich habe meinen Mann im Büro kennengelernt. Er hat Medizin studiert, wurde dann eingezogen, aber abkommandiert, um sein Studium zu beenden, damit sie ihn einsetzen konnten. Er studierte in Uniform“, erzählt Ingeborg Huk. Sie selbst habe zum damaligen Zeitpunkt an der Universität Bremen im administrativen Bereich gearbeitet und sich unter anderem um Einschreibungen und Exmatrikulationen gekümmert. Mit der Geburt ihrer fünf Kinder hörte die 100-Jährige jedoch auf zu arbeiten.
In ihrer Freizeit habe Ingeborg Huk immer viel Sport gemacht. Neben Gymnastik oder Skilaufen im Winter sei Schwimmen ihr Ein und Alles gewesen. Deshalb sei sie auf Reisen gerne an warme Orte am Wasser gefahren. „Am liebsten war ich auf Teneriffa“, sagt die 100-Jährige.
Ihr Ehemann starb 1976. „Ich hatte damals oft ein Enkelkind bei mir, da die Eltern noch in der Ausbildung waren. Das hat mir sehr über die Zeit geholfen, weil es mich abgelenkt hat.“
Gerade über die Ferienzeit sei ihre Familie oft zu Besuch gewesen. Sechs Enkelkinder hat Ingeborg Huk, mit denen sie in dieser Zeit oft auch schwimmen war. „Sie kamen immer gerne zu mir. Da habe ich immer gesagt ,den Sommer hebe ich mir für immer auf’“, denkt die 100-Jährige mit einem Lächeln zurück. Zu ihren Kindern und Enkeln sind inzwischen auch vier Urenkel hinzugekommen. Ihre Familie sehe Ingeborg Huk jede Woche. Für ihren nächsten Geburtstag laufen die Vorbereitungen für eine größere Familienfeier auch schon.
Vor zwei Jahren zog die 100-Jährige in ein Seniorenheim in Hann. Münden. Die Stadt war ihr von Besuchen bekannt, da ihr Sohn viele Jahre in der Stadt gewohnt und gearbeitet hat und auch eine Enkeltochter dort lebt.
Die Familie habe für Ingeborg Huk immer die größte Bedeutung im Leben gehabt. „Ich war durchgängig glücklich. Aber natürlich gab es Höhen und Tiefen in so einem langen Leben. Nicht immer nur eitel Sonnenschein“, versichert sie. Um dieses Glück aufrechtzuerhalten, rät Ingeborg Huk, viel Verständnis zu haben. Sie habe auch immer Menschen um sich herum gehabt und war für ihre Kinder da.
Auch wenn sie durchgehend gesund gelebt habe, wüsste sie nicht, wie sie es geschafft habe, 100 Jahre alt zu werden. An eine spezielle Diät habe sie sich nicht gehalten.
Rätsel habe Ingeborg Huk nicht besonders gerne gemacht. „Ich habe immer viel gelesen. Es ist ein Geschenk, wenn man geistig fit bleibt“, ist sie sich sicher.
Dass sie einmal 100 Jahre alt werde, habe Ingeborg Huk nicht erwartet. „Es hat sich auch nicht anders angefühlt. Die Zeit geht halt immer weiter.“ (Fabian Diekmann)
Ihren 100. Geburtstag zu feiern, davon träumen wohl viele. Auch Felix Mattner und Kurt Besser wurden in den vergangenen Jahren 100 Jahre alt.