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Lieber Schülerfahrt statt Gedenktag

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Von: Margarete Leissa

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Eine Plastik in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora bei Nordhausen: Etwa 60 000 Zwangsarbeiter mussten dort in unterirdischen Stollen Hitlers „Wunderwaffen“, die Raketen V1 und V2, produzieren. Die Gedenkstätte ist etwa eine Autofahrt-Stunde von Göttingen entfernt. © Martin Schutt/dpa

Landkreis Göttingen – Sich erinnern, gedenken – und das am besten mit denjenigen Personen, die Zeitzeugen historischer Ereignisse sind: Mit einem Antrag setzt sich die Fraktionsgruppe Die Linken/Piraten/Partei im Kreistag dafür ein, dass am 1. September in diesem Jahr, an dem sich der Beginn des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal jährt, ein Gedenktag im Landkreis Göttingen organisiert wird.

Dazu eingeladen werden sollten ehemalige Zwangsarbeiter, deren Angehörige sowie Vertreter der Selbstorganisationen der Zwangsarbeiter aus ihren Heimatländern, so die Kreistagsgruppe in ihrem Antrag. Es liege in der Hand des Landkreises, wie mit dem Thema Krieg und Zwangsarbeit umgegangen werde, so Konrad Kelm (Linke): Man könne mit einer feierlichen Veranstaltung daran erinnern oder zulassen, dass er in Vergessenheit gerät.

Die Mehrheitsgruppe aus SPD/Grüne/FWLG und die CDU im Kreistag teilen zwar das Anliegen, auch an diesen Punkt in der Geschichte des Zweiten Weltkrieges zu erinnern, lehnten aber dennoch den Antrag ab.

Den Kriegsbeginn nur mit dem Aspekt der Zwangsarbeit an einem Gedenktag zu gestalten, halte man für schwierig, so Karin Wette (Grüne). Zudem sei es schwer, angesichts des erst jüngst beschlossenen Haushaltsplanes, die nötige Summe für eine solche Veranstaltung zu ermöglichen. Ihr Vorschlag: Im kommenden Jahr, wenn sich das Kriegsende zum 75. Mal jähre, sollten entsprechende Summen im Kreishaushalt festgelegt werden, damit man Schulen Fahrten zu den Gedenkstätten im Landkreis und der Umgebung ermöglichen könne.

Der Ansatz sollte sein, diejenigen mit dem Wissen auszustatten, die eben nicht dabei waren und wissen, wie der Zweite Weltkrieg von der Bevölkerung erlebt wurde. Denn, so erklärte Christa Bauer-Schmidt (SPD): Die junge Generation könne immer weniger etwas mit den Weltkriegen und dem Thema Zwangsarbeit anfangen, obwohl dies Teil des Geschichtsunterrichts sei. Gegen die Idee der Linken, an zentralen Orten des Landkreises, in denen es Zwangsarbeit gab, Informationstafeln aufzustellen, wandte Sigrid Jacobi (CDU) ein: „Es gab überall Zwangsarbeit. Wo sollte man Schwerpunkte setzten?“ Der Landkreis plant keine zentrale Gedenkveranstaltung an dem Termin im September, meint Kreisrat Marcel Riethig. Man könne dies dem Landkreis, der schon viel Gedenkarbeit leiste, nicht zum Vorwurf machen – immerhin sei nicht bekannt, dass andere Landkreise und Kommunen in Niedersachsen etwas ähnliches planen würden.

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