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„Das Schiff schläft nie“: Mann aus Staufenberg ist Marineoffizier

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Von: Jens Döll

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„Jeder kennt jeden, jeder weiß von jedem was“, berichtet Kapitänleutnant Malte vom Alltag an Bord eines Schiffes. Die Enge schweiße die Mannschaft zusammen.
„Jeder kennt jeden, jeder weiß von jedem was“, berichtet Kapitänleutnant Malte vom Alltag an Bord eines Schiffes. Die Enge schweiße die Mannschaft zusammen. © Privat

Kapitänleutnant Malte aus Staufenberg seit 2011 bei der Marine. Er ist auf einer Fregatte stationiert. Seine Zeit bei der Truppe möchte der junge Mann nicht missen.

Staufenberg – Von Südniedersachsen auf die Hohe See. Das Meer ist der Arbeitsplatz von Kapitänleutnant Malte, der in Staufenberg wohnt. Er ist Marineoffizier und ist auf einer Fregatte der 125er-Klasse stationiert, aus Sicherheitsgründen kann an dieser Stelle nicht sein voller Name genannt werden. Sein Rang ist mit dem eines Hauptmanns bei Heer und Luftwaffe identisch.

Von Südniedersachsen auf die Hohe See

„Als ich mein Abitur am Grotefend-Gymnasium absolviert hatte, machte ich eine Liste, mit verschiedenen Berufen, die für mich in Frage in kamen“, berichtet der 31-Jährige. Zudem sei er immer politisch gewesen, er stamme aus einer politischen Familie. Dass er 2011 zur Marine ging, sei eine Überzeugungssache gewesen. „Ich wollte der Gesellschaft was zurückgeben, da ich mich mit der freiheitlichen Ordnung in Deutschland identifiziere.“ Zudem trieb ihn schon immer Fernweh um. Mit Seefahrt allerdings hatte er vor seiner Marinelaufbahn nichts zu tun. „Meine Erfahrungen mit Schiffen beschränkten sich auf Fahrten auf einem Fahrgastschiff in Münden.“

Fregatte der Klasse 125: Auf einem dieser Schiffe ist Kapitänleutnant Malte stationiert. Im Bild ist die Sachsen-Anhalt zu sehen.
Fregatte der Klasse 125: Auf einem dieser Schiffe ist Kapitänleutnant Malte stationiert. Im Bild ist die Sachsen-Anhalt zu sehen. © Marine/Gergs

So heuerte er als Offiziersanwärter an und ließ sich für 13 Jahre verpflichten. Er besuchte zuerst die Marineschule Mürwik bei Flensburg. Dann studierte er Politikwissenschaften mit Schwerpunkt Internationale Beziehungen an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg. Diese ist eine von zwei Unis der Bundeswehr. Zurzeit sei sein Heimathafen Wilhelmshaven. Auf der Fregatte, die eine Besatzung von 120 Soldaten hat, ist er Erster Schiffsversorgungsoffizier. Dafür ist er für Lazarett, Kombüse und Materialversorgung an Bord zuständig.

Offiziersausbildung und Studium in Hamburg

„Als Offizier bin ich grundsätzlich ein Menschenführer“, berichtet er und meint damit, dass ihm Mannschaftsmitglieder unterstellt sind. Seine Abteilungen kümmern sich um Verpflegung und Versorgung. Einem festen Schiff ist er nicht zugeordnet, die Mannschaften rotieren. Trotz langer Einsätze, er war schon bis zu vier Monate lang auf See, hat er seine Entscheidung nie bereut. „Das Schiff schläft nie“, berichtet Kapitänleutnant Malte über den Alltag an Bord. Der Tag gliedert sich in Wachen, Routine ist fester Bestandteil. Trotzdem sei jeder Tag besonders. „Es gibt beispielsweise Übungen“, führt er weiter aus. So wird „Mann über Bord“ mit einem Dummy trainiert. Im Ernstfall müssen sich alle Soldaten an Bord dieser kleinen schwimmenden Stadt aufeinander verlassen können.“

Im Ernstfall muss sich die Mannschaft aufeinader verlassen

„Die Zahnräder müssen ineinandergreifen“. „Jeder kennt jeden, jeder weiß von jedem was“, so Kapitänleutnant Malte zum Thema Enge und Privatsphäre. Dies schweiße die Besatzung aber auch sehr stark zusammen. Heimweh sei natürlich ein Thema, die digitale Kommunikation vereinfache aber vieles. Trotzdem fordern die langen Einsätze die Soldaten und auch die Familien in der Heimat. „Wenn man wieder in den Heimathafen kommt und von seiner Familie dort empfangen wird, ist das ein tolles Gefühl“, berichtet der gebürtige Hermannshäger. Die Vorfreude darauf vergleicht er mit der „Vorfreude eines Kindes auf Weihnachten“.

Neben den Versorgungsaufgaben gibt es an Bord noch viele weitere „Nebenaufgaben“. So auch die Brückenwache. „Man fährt im Auftrag des Kommandanten das Schiff zur See“, berichtet Kapitänleutnant Malte. Es sei eine verantwortungsvolle, aber sehr schöne Aufgabe. „Es ist beeindruckend, auf der Brücke zu stehen und den Ausblick aufs Meer zu haben.“ Dass das Meer mit starkem Wellengang manchmal zur Seekrankheit führen kann, ist eine der Herausforderungen an Bord. „Manche haben zehn Jahre lang keine Seekrankheit, doch auf einmal bricht es los.“ Oftmals helfen Reisepflaster und „tapfer bleiben“. Im kommenden Jahr endet Kapitänleutnants Maltes Zeit bei der Marine.

„Es ist keine Entscheidung gegen die Marine, sondern für die Heimat“

„Es ist keine Entscheidung gegen die Marine, sondern für die Heimat“, berichtet er. Seine Wurzeln in Hermannshagen und Landwehrhagen hat er nie verloren. „Die Marine hat mir viel gegeben“, fügt er hinzu. Seinen Überzeugungen will er auch in Zukunft treu bleiben: Er strebt einen Beruf im Öffentlichen Dienst an. Neben seinem Dienst und dem regelmäßigen Pendeln zwischen Staufenberg und Wilhelmshaven – vier Stunden jeweils – ist er begeisterter Handballspieler, reist gerne und kümmert sich um den Garten. (Jens Döll)

Vielseitig einsetzbares Kriegsschiff

Die Fregatte 125, auch Baden-Württemberg-Klasse genannt, ist ein Kriegsschiff der Bundesmarine. Schiffe dieses Typs sind knapp 150 Meter lang und haben eine Besatzung von 120 Soldaten. Sie sind mit Geschützen und Raketen bewaffnet. Es gibt vier Schiffe dieses Typs im Einsatz, sie sind nach Bundesländern benannt. Zu den Hauptaufgaben der Fregatte zählen die Seeraumüberwachung in Stabilisierungsoperationen und die Unterstützung des Einsatzes von Spezialkräften. 

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