Figurentheater geht online
Michael Staemmler zeigt Produktionen seines Puppenspiels auf Youtube
In dem knapp fünfeinhalb Minuten dauernden Video erzählt der Puppenschauspieler aus Meensen die Geschichte der Brüder Grimm.
Meensen – „Es war einmal ein Müller, der hatte eine Mühle und einen alten Esel. Schon seit 20 Jahren musste der Esel die schweren Mehlsäcke von der Mühle bis ins Dorf tragen“, spricht Michael Staemmler das Intro des aktuellen Youtube-Clips vom Märchen der „Bremer Stadtmusikanten“.
Als Szenendarsteller spielt er den Part des Müllers, belädt den altersschwachen Esel mit den schweren Mehlsäcken, welcher unter der täglichen Last zusammenbricht. Staemmler haucht mit seiner Stimme und Mimik seinen Puppen Leben ein, implantiert den Umbau der Szenerie ganz simpel in seine Geschichte, verwandelt sich durch das Tragen von Masken zu unterschiedlichen Räubern.
„Wenn Sie nicht gestorben sind, dann machen sie heute noch Hausmusik.“
So ist eine kleine Geschichte ohne viel Brimborium und Effekten erzählt und dennoch müssen selbst Erwachsene beim Anschauen lächeln, wenn auf den wedelnden Euroscheinen der Räuber „Räubergeld“ gedruckt hat und sich Kumpane Sepp über die Hektik und den Stress in der Räuberei beschwert. Die Geschichte ist hinlänglich bekannt und endet in dem Film mit dem Satz „Wenn Sie nicht gestorben sind, dann machen sie heute noch Hausmusik“.
Die Herstellung dieses kurzen Films hat bis zur Fertigstellung 14 Tage gedauert. „Gedreht haben wir bei Kollegen in Northeim im "Theater der Nacht". Das ist absolutes Neuland für mich“, erzählt Staemmler. „Sonst spielen wir live und haben einen Saal mit 200 Besuchern vor uns. Jetzt vor der Kamera zu stehen erfordert eine ganz andere Spielweise.“
„Langeweile ist nicht.“
Bereits im September 2020 haben Mechthild und Michael Staemmler, Inhaber des „Figurentheaters Gingganz“, beim „Fonds Darstellende Künste“, einen Antrag auf ein Stipendium zu ihrem Projekt „Präsenz im Netz“ gestellt. Der wurde im Oktober 2020 bewilligt, was die Produktion von den mittlerweile zwei kurzen Märchenfilmen ermöglichte. Neben „Die Bremer Stadtmusikanten“ ist seit dem 21. Januar auch „Oh wie schön ist Panama“ bei Youtube zu sehen. Der Fonds „Darstellende Künste“, finanziert aus den Mitteln des Programms „Neustart Kultur“, einem Rettungs- und Zukunftspaket der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sei für das Theater sehr hilfreich.
Anfang kommender Woche komme der Regisseur und die Umsetzung des Stücks „Drei Schweinchen und der böse Wolf“ für Kinder Open-Airs beginnt. „Wir sind nun mal ein Tournee-Theater. Unseren letzten Auftritt hatten wir am 3. Dezember“, sagt Staemmler. „Langeweile ist nicht. Es nutzt nichts, die Zeit wird genutzt um neue Projekte in der Zukunft zu verwirklichen.“ (Margitta Hild)