Obst anbauen im Ruhestand – Bei den Sieberts gibt es Erdbeeren zum Selbstpflücken

Landwirte haben Probleme ihre Erdbeeren zu verkaufen. Grund sind sinkende Preise und hohe Produktionskosten. Manfred Siebert betreibt ein Selbstpflücker-Feld und ist hingegen sehr zufrieden.
Staufenberg – Die Hoch-Zeit der Erdbeeren ist in vollem Gange, doch viele Erdbeerbauern haben derzeit Probleme, ihre Früchte zu verkaufen. Wegen geringer Nachfrage, sinkenden Preisen durch Konkurrenz aus dem Ausland und der gleichzeitig hohen Produktionskosten haben sich einige Landwirte schon vor der Ernte gegen den Erdbeeranbau entschieden.
Manfred Siebert, der gemeinsam mit seiner Frau ein Erdbeer-Selbstpflückerfeld am Ortsausgang von Landwehrhagen bewirtschaftet, ist in diesem Jahr jedoch sehr zufrieden: „Die Erdbeeren wachsen toll und die Nachfrage ist groß“, sagt er. Ihre bio- zertifizierten Früchte werden gut angenommen.

Für ihn ist es aber eine „vollkommen verständliche Reaktion von einigen Bauern“ die Erdbeer-Ernte einzustampfen: „Erdbeeren, zum Beispiel aus Spanien, sind derzeit so günstig, dass die deutschen Landwirte am Ende draufgelegt hätten, wenn sie die Erdbeeren wirklich angebaut hätten. Die Wertigkeit geht verloren.“
Die Menschen können zum Pflücken auf das Feld kommen, zusätzlich beliefert Siebert aber auch zwei Restaurants in Kassel – sie schätzen die Erdbeeren aus Landwehrhagen. „Regionalität und Qualität ist den Betreibern wichtig.“
Zusätzliche Reihe im August
Drei mal zwei Erdbeer-Reihen, die je 100 Meter lang sind, dürfen dreimal die Woche beerntet werden. Im August soll noch eine vierte Doppelreihe dazu kommen.
Vor fünf Jahren hat das Ehepaar mit ihrem kleinen Obst- und Gemüsebetrieb „Helianthus“ angefangen und mittlerweile bauen sie neben Obstbäumen und Erdbeeren auch Kartoffeln, Kohl, Bohnen, Zwiebeln und anderes Gemüse an.
„Die Leute schätzen die Qualität“, sagt der diplomierte Agraringenieur, der seine Leidenschaft als Obst- und Gemüsebauer als Ruhestandsbeschäftigung ansieht. „Ich möchte draußen arbeiten und was mit den Händen machen.“
Pflücken von 2400 Pflanzen
4 Doppelreihen Erdbeeren hat Manfred Siebert auf seinem Feld angelegt. Die Pflanzen der verschiedenen Reihen sind unterschiedlich alt und schmecken alle anders.
8 Euro kostet ein Kilo selbstgepflückte Erdbeeren vom Feld am Ortsausgang Landwehrhagen. Die Erdbeeren sind biologisch angebaut.
60 Obstbäume haben Manfred und Christa Siebert mit Freunden und Verwandten angepflanzt. Das waren die ersten Nutzpflanzen auf dem Acker und der Anfang für den kleinen Obst- und Gemüse-Betrieb.
100 Meter ist eine Erdbeer-Reihe lang, von der die Besucher Erdbeeren pflücken und naschen können.
300 Pflanzen benötigt Siebert für eine Reihe. Insgesamt stehen also etwa 2400 Erdbeerpflanzen auf dem Acker.
Unterschiedliche Sorten für lange Erntezeiten
80 bis 90 Prozent der Besucher pflücken die Erdbeeren selber, und für die, die keine Zeit haben und trotzdem Erdbeeren essen möchten, hat das Ehepaar einige Schalen „vorgepflückt“. „Uns ist klar, dass wir damit nicht reich werden“, sagt Siebert, aber die Menschen schätzten ihre Arbeit sehr. Vor allem am Wochenende ist das Erdbeerfeld sehr beliebt.
„Die Erdbeeren haben letzte Woche so gut geschmeckt, da sind wir direkt wieder gekommen“, sagen zwei Frauen, die mit ihren Eimern zum Pflücken gekommen sind. Die Leute hätten Spaß am Pflücken, erklärt Christa Siebert. Auf dem Feld wachsen ganz unterschiedliche Sorten – kleine, große, für Marmelade oder zum gleich Essen.
Auch die Zeit, wann die Pflanzen Früchte tragen, ist unterschiedlich: „So können wir das Erntezeitfenster erweitern“, erklärt Siebert. Doch der fehlende Regen macht den Erdbeerpflanzen zu schaffen – gerade denen, die erst im April gepflanzt wurden.
Feld bei Witzenhausen-Stiedenrode wegen Trockenheit geschlossen
Die Trockenheit macht auch Nicole Hildebrand-Dörries und Carsten Hildebrand aus Neu-Eichenberg Sorgen, in diesem Jahr ist ihr Erdbeerfeld in Witzenhausen-Stiedenrode geschlossen: „Wir können Ihnen aufgrund der lang anhaltenden Trockenheit im Frühjahr nicht die Erdbeerqualität bieten, die Sie von uns gewohnt sind“, heißt es auf ihrer Internetseite (erdbeerlandhildebrand.de).
Im nächsten Jahr werde das Erdbeerland dennoch um ein Feld am Ortsrand von Ermschwerd erweitert. Und auch Manfred und Christa Siebert pachten eine weitere Fläche: Zusätzlich zu dem Acker bei Landwehrhagen ist eine zwei Hektar große Fläche in Lutterberg mit 100 Jahre alten Bäumen hinzugekommen. Die Früchte sollen in den nächsten Jahren geerntet und am Erdbeerfeld verkauft werden. (Kira Müller)
Öffnungszeiten und Kontakt
Di und Do 15 -19 Uhr, Sa 10 - 15 Uhr; 500 Meter nach Ortsausgang Landwehrhagen Richtung Kragenhof; helianthus.bio
Sieberts bauen Obst und Gemüse in Landwehrhagen an