Umbau wegen Gesetzesänderung
Stallanbau für 300 Sauen: Ossenfelder Familienbetrieb schafft Platz im Deckzentrum
Einen Millionenbetrag hat Familie Sohnrey aus Ossenfeld vor fünf Jahren in einen neuen Sauenstall investiert. Doch nach einer Gesetzesänderung im April müssen Heino Sohnrey (59) und sein Sohn Philipp (31) erneut Geld in die Hand nehmen, um weiterhin 300 Sauen halten zu können.
„Weit über die damals geltenden gesetzlichen Vorgaben“ hinaus hätten sie auf das Tierwohl geachtet, erklärt Heino Sohnrey und dafür auch Fördergelder erhalten. Ihren Stallneubau von 2015 haben sie noch nicht abbezahlt. Dass der Bundestag die gesetzlichen Vorgaben verschärfen würde, wussten Sohnreys. Schließlich wird darüber seit Jahren diskutiert. Sie planen jetzt einen Veranda-Anbau mit Stroheinstreu.
Die Europäische Union machte Druck. Die Entscheidung, die am Ende fiel, sei jedoch ein „Schock“ gewesen, erklärt Philipp Sohnrey. Die meisten Sauenhalter könnten die neuen Vorgaben in den vorhandenen Gebäuden nur durch eine Verringerung des Tierbestands oder eben durch Anbauten erfüllen.
„Bestandsschutz – mindestens bis zum Ende der Abschreibung – gibt es nicht“, kritisiert Achim Hübner, der Geschäftsführer des Landvolks Göttingen. Das untergrabe das Vertrauen der Bauern in die Politik.
Sohnreys müssen innerhalb von fünf Jahren im Deckzentrum nachbessern, wo die Sauen befruchtet werden. Dort stehen jedem Tier derzeit 3,5 Quadratmeter zur Verfügung. Das Gesetz verlangt nun aber fünf Quadratmeter. Dieser Wert liegt oberhalb der Bio-Verordnung der Europäischen Union.
Zusätzlich zu schaffen macht dem Familienunternehmen der Zeitdruck. Um den von der Politik in Aussicht gestellten Investitionszuschuss zu bekommen, muss die Baugenehmigung für die geplante Erweiterung bis Ende März vorliegen und der Anbau bis Ende 2021 fertiggestellt sein. Auf die Baugenehmigung des Stallneubaus 2015 haben sie jedoch drei Jahre lang gewartet.
In den anderen Stallbereichen erfüllt der Betrieb die neuen Anforderungen. Den Tieren steht dort sogar mehr Platz zur Verfügung. Zudem gibt es für die Sauen mehr Beschäftigungsmaterialien als vorgeschrieben. Sohnreys halten die trächtigen Sauen in Gruppen von 40 Tieren. Der sogenannte Abferkelbereich, wo die Sauen ihre Ferkel zur Welt bringen, verfügt über sogenannte Bewegungsbuchten.
Einen Teil des Tierfutters – Getreide und Erbsen – erzeugt der Hof selbst. Eiweißreichen Sojaschrot für die Sauen, die zwölf bis 14 Ferkel säugen, kaufen Sohnreys dazu. Versuche, Soja im Eichsfeld anzubauen, scheiterten bislang. Die eine Hälfte der Ferkel verkauft die Familie an einen Landwirt im Landkreis, die andere mästen sie selbst. „Einen Teil unserer Mastschweine übernimmt der Barlisser Metzger Bergmann“, sagt Juniorchef Sohnrey. Gern würde der Betrieb mit weiteren Metzgern vor Ort zusammenarbeiten, um mehr Fleisch regional zu vermarkten.
Von Michael Caspar