Staufenberg feiert 50. Geburtstag: Seit einem halben Jahrhundert zusammengewachsen

Seit dem 1. Januar 1973 existiert die Gemeinde Staufenberg als Verbund aus zehn Orten. In diesem Jahr wird das 50-jährige Bestehen gefeiert. Doch ist sie auch zusammengewachsen?
Staufenberg - Die Gemeinde Staufenberg feiert am Samstag, 17.06.2023, ihren 50. Geburtstag. Dazu lädt die Verwaltung und das Festkomitee zu einem bunten Programm nach Landwehrhagen, rund um das Rathaus, rein.
Staufenberg: Geburtstagsfeier am 17.06.2023
Ab 13 Uhr, wird ein vielfältiges Programm angeboten. Laut Mitteilung der Verwaltung soll es Live-Musik, eine große Tombola und ein Kinderprogramm geben. Zudem sollen Hubschrauber-Rundflüge angeboten werden. Das Ende des Festes in Niedersachsens südlichster Gemeinde ist gegen 19 Uhr geplant. Natürlich werden auch Essen und Getränke gereicht. Laut der Ankündigung von Bürgermeister Grebenstein wartet ein Programm mit „vielen Überraschungen“ auf die Gäste aus Staufenbergs Ortsteilen und den Besuchern aus dem Umland.

Staufenbergerin über 50 Jahre Gebietsreform
„Ich sehe mich als Staufenbergerin“, sagt Ruth Tischer, lang gediente Lokalpolitikerin in der Gemeinde Staufenberg. Seit 50 Jahren gibt es die „Einheitsgemeinde“ Staufenberg nun, aus zehn Ortschaften wurde im Jahr 1973 eine Gemeinde. Tischer sitzt als SPD-Mitglied seit 1986 im Rat, sie ist mit 76-Jahren die dienstälteste Ratsherrin.
Ratsherrin Tischer: Orte gut zusammengewachsen
Sie berichtet, dass die Orte in den vergangenen fünf Jahrzehnten immer weiter zusammengewachsen sind. Es gebe noch ein paar ältere Mitbürger, die das anders sehen, aber gerade die Zugezogenen und Jüngeren haben geholfen, eine „Staufenberger Identität“ zu schaffen. Geboren ist Tischer in Uschlag, sie wohnt seit Langem in Landwehrhagen. „Ich habe damit den Staufenbergblick“, fügt sie hinzu und definiert damit ihren Blick auf Staufenberg.

Tischer erinnert sich noch, dass damals, als die sogenannte „Einheitsgemeinde“ geschaffen wurde, ein Name gesucht wurde. Obergericht, einer der Vorschläge, sei nicht möglich gewesen, Uschlag oder Landwehrhagen, waren andere Ideen. Die Wahl sei letztendlich auf Staufenberg gefallen, 61 Ratsmitglieder stimmten dafür, drei dagegen, wie aus dem Verwaltungsbericht der Jahre 1973-1976 hervorgeht, den Ruth Tischer zuhause hat.
Die einzelnen Ortschaften behielten ihre Ortsräte. Zudem sind die Ortsheimatpfleger seitdem dafür zuständig, die Ortsidentität zu fördern.

Staufenberg zu Hessen? Nicht mehr nötig
Zu einer Diskussion, die zuletzt 2012 noch einmal aufflammte, hält die 76-Jährige wenig: Soll Staufenberg doch zu Hessen gehören? Diese Frage wurde bereits vor der Gebietsreform im Jahr 1968 gestellt. Damals stimmte ein Großteil der Menschen dafür, dass die Ortschaften zu Hessen wechseln. Das Votum wurde allerdings bei der Reform nicht berücksichtigt. 2012 stieß der Landrat des Kreises Kassel, Uwe Schmidt, die Diskussion noch einmal an. „Man sah früher Hessen immer als fortschrittlicher an“, berichtet Ruth Tischer über die Hintergründe. „Hier oben muss man sich so oder so selbst kümmern“, sagt Tischer. Damit meint sie: Beide Landeshauptstädte sind weit weg, sowohl Wiesbaden als auch Hannover.

Für einen Übertritt nach Hessen sieht sie keine Notwendigkeit mehr. Ab 1971 arbeitete sie in Landwehragen als Lehrerin. In Uschlag war sie dann bis zu ihrer Pensionierung Schulleiterin. Ob sich damals im täglichen Leben durch die Verwaltungsreform etwas änderte, könne sie nicht wirklich sagen.
„Die Wege wurden für den ein oder anderen weiter“, berichtet Tischer. Die Bürger mussten für ihre Verwaltungssachen dann nach Landwehrhagen, wo das Rathaus ist, oder zur Außenstelle nach Uschlag. Das ist nun alles ein halbes Jahrhundert her. „In der Zwischenzeit ist die Gemeinschaft gut zusammengewachsen“, bilanziert Ruth Tischer. Wichtig für die Integration und das Zusammenwachsen, auch der zahlreichen neuen Einwohner, seien die Vereine gewesen. Ruth Tischers Wünsche für die nächsten 50 Jahre Staufenberg sind einfach:

„Ich wünsche mir, dass die Gemeinde noch weiter zusammenwächst und dass die Finanzen immer im Blick behalten werden“. So könne eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen erhalten und ausgebaut werden, so die Ratsherrin. (Jens Döll)
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Nötige Reform in den 1970er-Jahren
Die Gebietsreform sei nötig geworden, weil es einen Anspruch der Bevölkerung auf eine gehobene „öffentliche Ausstattung“ ihrer Gemeinden gegeben habe. Das berichtete unsere Zeitung in ihrer Ausgabe vom 30. Dezember 1972, wo der Reform eine Seite gewidmet wurde. Zitiert wird Oberkreisdirektor Rudi Runge: „Im Hinblick auf Gleichheitsgrundsatz und Sozialstaatsprinzip erwartet die ländliche Bevölkerung mit Recht Leistungen der öffentlichen Daseinsvorsorge, die früher als Privileg den Städten vorenthalten war.“
Stichworte dazu waren „moderne Massengesellschaft“ und „Industrialisierung“. Die Reform betraf auch den Landkreis Münden, der in dem damaligen Kreis Göttingen aufging. Die Reform wirkte sich auch auf Münden und Dransfeld aus. Vor der Gebietsreform war Niedersachsen in 13 kreisfreie Städte und 57 Landkreise eingeteilt, die zu sechs Regierungs- und zwei Verwaltungsbezirken zusammengefasst waren.
Staufenberg hat eine „Schwester in Hessen“. Auch auf Hann. Münden wirkte sich die Gebietsreform aus, es wurden zahlreiche Orte in die Stadt eingemeindet.
Trotz der 50 Jahre im Landkreis Göttingen sind „Alt-Kennzeichen“ noch sehr beliebt.