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Ingrid Rathgeber aus Staufenberg hilft Menschen in der Ukraine

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Von: Wiebke Huck

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Wenn der Strom ausfällt, wird es kalt: 130 Euro kostet einer der Öfen, die jetzt dringend gebraucht werden, damit Geflüchtete nicht frieren müssen.
Wenn der Strom ausfällt, wird es kalt: 130 Euro kostet einer der Öfen, die jetzt dringend gebraucht werden, damit Geflüchtete nicht frieren müssen. . © Verein Hilfe für Kinder in Not nach Tschernobyl

Ingrid Rathgeber aus Speele (Staufenberg) berichtet über die Menschen im Krisengebiet. Seit einem jahr sammelt sie Spenden für die Menschen vor Ort.

Speele – Ein Jahr ist vergangen, seit Putins Truppen in die Ukraine einmarschiert sind. Für die Menschen ein Jahr voller Leid, Trauer und Angst. Aber auch Hoffnung spielt eine große Rolle, wie Ingrid Rathgeber vom Verein „Hilfe für Kinder in Not nach Tschernobyl“ berichtet.

Staufenberg: Arbeit des Vereins hat sich seit Kriegsbeginn verändert

Die Arbeit ihres Vereins hat sich seit Kriegsbeginn verändert: „Erst war es die Corona-Pandemie, die uns die Arbeit erschwert hat, dann kam der Krieg“, berichtet Ingrid Rathgeber. In den vergangenen Jahren besuchten jedes Jahr mehr als 30 Kinder Speele, um sich in sauberer Luft und bei gutem Essen von den nach wie vor schlechten Zuständen in der Region rund um das Kernkraftwerk Tschernobyl zu erholen – Kinder, sowohl aus der Ukraine als auch aus Belarus.

2019 fand der letzte Erholungsaufenthalt in Staufenberg statt. Für 2020 war schon alles geplant, die Kinder, die kommen sollten, wussten Bescheid und freuten sich. Doch dann kam alles anders: „Jetzt, wo man langsam wieder an einen Besuch denken könnte, macht es uns der Krieg unmöglich“, so Rathgeber. Viele Kinder seien aufgrund der Umstände vor Ort nicht geimpft und Kontakte nach Belarus gebe es kaum noch. Das macht es dem Verein auch so gut wie unmöglich, weiter die Projekte in Weißrussland zu unterstützen, um die sich der Verein seit Jahren intensiv gekümmert hat.

„Überweisungen in das Gebiet sind nicht mehr möglich, die Menschen haben außerdem Angst vor dem Westen und sich größtenteils abgeschottet“, berichtet Ingrid Rathgeber. Die Kommunikation sei fast gänzlich abgebrochen.

„Es bricht mir das Herz“

„Es bricht mir das Herz, dass ich meine Projekte im Moment nicht so unterstützen kann, wie ich es gerne würde und jahrelang getan habe“, denn die Menschen bräuchten jetzt Hilfe dringender denn je. Um trotzdem so vielen Menschen, nicht nur Kindern, auch Erwachsenen, wie nur möglich helfen zu können, hat sich Ingrid Rathgebers Verein mit zwei befreundeten Hilfsorganisationen zusammengetan: Dem Lions Club Kassel und dem Christlichen Hilfsdienst (CHD) in Bad Hersfeld. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt nun in der Ukraine.

Großeinkauf: Mithilfe von Spenden und mit Unterstützung des Lions Club Kassel, hier vertreten durch Jens Schlechter, kann Ingrid Rathgeber Lebensmittel in die Ukraine schicken.
Großeinkauf: Mithilfe von Spenden und mit Unterstützung des Lions Club Kassel, hier vertreten durch Jens Schlechter, kann Ingrid Rathgeber Lebensmittel in die Ukraine schicken. © Verein Hilfe für Kinder in Not nach Tschernobyl

„Durch die Kooperation haben wir weiterhin die Möglichkeit zu helfen, denn der Christliche Hilfsdienst verfügt über sehr gute Kontakte in die Ukraine und konnte für die Hilfstransporte, die wir gemeinsam ins Kriegsgebiet schicken, einen ukrainischen Lkw mit ukrainischem Fahrer gewinnen.“ Das würde die Fahrt über die Grenze deutlich vereinfachen und auch die Möglichkeiten, sich im Land fortzubewegen, seien so deutlich umfangreicher. „Unser Fahrer kommt bis an die Front, kann direkt dort helfen, wo Hilfe gebraucht wird, und muss unsere Spenden nicht an zentralen Sammelplätzen abladen.“

So hätte der Verein unmittelbar Einfluss darauf, wo die Hilfsgüter landen. „Wir wissen genau, dass die Menschen unsere Lebensmittel, Decken und Medikamente bekommen“, sagt Ingrid Rathgeber. Das sei auch ein Grund, ist sie sich sicher, dass die Spendenbereitschaft nach wie vor hoch ist. „Unsere Transporte kommen an“, Szenen, wie sie teilweise im Fernsehen zu sehen gewesen seien, wo tonnenweise Spenden auf der Straße gelegen hätten, gebe es bei ihnen nicht.

Menschen machen sich große Sorgen um ihre Familien

Immer wieder bekommt Ingrid Rathgeber Rückmeldungen einer guten Freundin, die sich in der Ukraine um Flüchtlinge kümmert, sie mit Essen, einem Platz zum Schlafen und warmer Kleidung versorgt. Sie ist auf die Spenden aus Deutschland angewiesen und kann nur so den Menschen vor Ort helfen.

Ingrid Rathgeber erzählt, was ihre Freundin ihr aus dem Kriegsgebiet berichtet: „Die Menschen kommen nach Tagen, die sie meistens zu Fuß unterwegs waren, bei Ludmilla an, sie haben nichts außer dem, was sie am Leib tragen und oft seit Beginn ihrer Flucht nicht gegessen, trotzdem können sie nicht essen oder schlafen, weil sie traumatisiert sind, sie müssen erst begreifen, dass sie vorerst in Sicherheit sind.“

Ein Jahr dauert der Krieg nun an. „Ich hätte nicht gedacht, dass sich die Ukrainer so gut schlagen, ihr Land und ihre Freiheit so tapfer und mutig verteidigen“, sagt Ingrid Rathgeber, die auch zu Geflüchteten in Deutschland Kontakt hat und ihnen hilft, in der neuen Heimat Fuß zu fassen. Die Menschen machen sich große Sorgen um ihre Familien und Freunde in der Heimat und leiden mit ihnen“, weiß sie. Und sie sieht auch, dass vor Ort keine Besserung in Sicht ist: „Die Menschen sind müde und verängstigt, aber sie haben trotzdem Hoffnung, weil sie dankbar sind, für die große Unterstützung aus Ländern wie Deutschland. Wir dürfen jetzt nicht aufhören, ihnen zu helfen.“ (Wiebke Huck)

Spendenbedarf ist hoch, Sponsoren für Öfen gesucht

Nach wie vor werden Spenden dringend benötigt. Neun 20-Tonner Hilfstransporte konnte der Verein „Hilfe für Kinder in Not nach Tschernobyl“ zusammen mit dem Christlichen Hilfsdienst Bad Hersfeld und dem Lions-Club Kassel-Wilhelmshöhe seit Beginn des Krieges schon auf den Weg bringen.

Der Bedarf an warmer Kleidung und gut erhaltenen Winterschuhen ist nach wie vor groß. Auch Decken und Schlafsäcke würden weiterhin benötigt, vor allem aber würden Öfen gebraucht, denn immer wieder fällt der Strom aus und dann wird es kalt. „Wir suchen dringend Sponsoren für diese Öfen“, sagt Ingrid Rathgeber. 130 Euro koste so eine Wärmequelle. Natürlich würde auch jeder kleinere Betrag helfen. Auch viele Kinder sind unter den Flüchtlingen. Sie mussten ebenfalls alles zurücklassen. Darum können auch gut erhaltene Kuscheltiere abgegeben werden, die vor Ort Trost spenden sollen.

Info: Spendenabgabe im Mehrgenerationenhaus/Geschwister-Scholl Haus Hann. Münden, montags bis donnerstags, 9 bis 11 Uhr und donnerstags, 15 bis 17 Uhr.

In Hann. Münden finden auch am Samstag, 25.02.2023, noch Veranstaltungen zum Gedenken an den Kriegsausbruch statt. Zudem berichteten Hilfseinrichtungen, wie es den Geflüchteten aus dem Kriegsgebiet in Münden ergeht.

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