Mögliche Versäumnisse beim Arbeitsschutz als Ursache des Absturzes der Wartungsgondel die drei Männer im Alter von 50, 46 und 27 Jahren auf dem Hohen Meißner tödlich verunglückten, war ein weiter Schwerpunkt der Beweisaufnahme am Montag vor dem Amtsgericht Eschwege.
Der damalige Richtmeister der Baustelle schilderte dem Gericht, dass bereits am Freitag – also zwei Tage vor dem Unglück – die drei Männer auf den Hauptmast geklettert waren, um das Seil für die Winde zu installieren, und dann mit eben jener Gondel wieder runtergefahren waren. Er, beziehungsweise sein Kollege, der bei dem Unfall auch ums Leben kam, hätten jeden Morgen mit der Wartungsgondel eine Testfahrt gemacht und dafür ein Gewicht von zirka 200 Kilo an die Gondel, die bereits ein Eigengewicht von 150 Kilo hat, angebracht. Auf die Probefahrten seien die Mitarbeiter geschult gewesen, eine schriftliche Anweisung dafür habe es damals nicht gegeben, räumte der ebenfalls angeklagte Geschäftsführer der Turmbaufirma ein.
Auch am Morgen des Unglückstages habe der Richtmeister eine Kontrollfahrt unter Last von 240 Kilo gemacht, dabei die Rollen kontrolliert und mit dem Fernglas geschaut, ob auch oben alles intakt ist. Laut des Gutachters habe die Gondel bei ihrem Absturz eine Last von 585 Kilogramm getragen.
Das Unglück selbst beschrieb der Richtmeister, der den Dieselmotor der Gondel betätigte, so, dass beim Auffahren der Gondel mit den drei Männern plötzlich die Spule in etwa 50 Meter Höhe zur Seite weggedrückt und aus einem sogenannten Mitläufer herausgedrückt worden war und dann die Gondel unter Funkenflug ungebremst in die Tiefe raste.
Das Berliner Turmbauunternehmen hatte die 32 Jahre alte Seilwinde und 2,4 Tonnen schwere Winde 2016 gekauft. „Nach den Prüf- und Wartungsprotokollen hat es gegen den Einsatz der Winde keine Einwände gegeben“, sagte der Geschäftsführer. Allerdings gehe aus einem Prüfprotokoll aus 2016 hervor, dass ein zweites Seil zur Sicherung hätte eingesetzt werden müssen. Der damalige Montageleiter sei aber, so der Geschäftsführer, zu einer anderen technischen Einschätzung gekommen. „Es gab für mich aus damaliger Sicht keinen Anlass, diese Einschätzung anzuzweifeln“, sagte er. (Stefanie Salzmann)