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Auch beim Nachbarn Strom tanken – dank einer App

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Von: Valerie Schaub

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Er teilt seinen Strom: Andreas Hibbeln bietet seine Wallbox per App auch für andere an. Er selbst hat so schon mehrere Kilometer gesammelt. Damit kann er bei anderen eingetragenen privaten Strom-Sharern tanken.
Er teilt seinen Strom: Andreas Hibbeln bietet seine Wallbox per App auch für andere an. Er selbst hat so schon mehrere Kilometer gesammelt. Damit kann er bei anderen eingetragenen privaten Strom-Sharern tanken. © Valerie Schaub

Ein Ihringshäuser vernetzt sich über eine App mit anderen Wallbox-Besitzern und tankt bei ihnen Strom unterwegs. Nebenher checkt er für Freikilometer öffentliche Ladesäuen.

Fuldatal – Wer ein E-Auto fährt, muss unterwegs immer wieder Ladepunkte suchen. Wenn keine da sind, hat man schnell ein Problem. Der Ihringshäuser Andreas Hibbeln hat da noch ein Ass im Ärmel: Er sucht sich über eine App Menschen, die ihren Strom teilen. Und lädt sein Auto dort.

Hibbeln, der in Ihringshausen ein Unternehmen für Fotowerbung betreibt, fährt seit drei Jahren ein Plug-in-Hybrid. Sein Auto stellt bei Strecken ab 50 Kilometern auf Benzin um, lässt sich aber auch mit Strom aufladen. Sogenanntes Strom-Sharing findet der 56-Jährige eine sinnvolle Sache, als Ergänzung zu öffentlichen Säulen. Über den Hersteller seines Autos hat er von der App „&Charge“ erfahren.

Viele Stromteiler gibt es im Landkreis aber noch nicht. Am Küchentisch öffnet Hibbeln die App auf seinem Handy und lässt sich private Ladepunkte anzeigen. Man sieht fünf Markierungen in Baunatal, insgesamt in der Region vielleicht zehn.

Im Urlaub hat Hibbeln sein Auto schon oft bei anderen geladen – auch ohne App. Er fragte einfach nach: bei Restaurants, Nachbarn, Vermietern. Die Reaktionen seien ganz unterschiedlich ausgefallen. Manchmal waren Menschen offen, manchmal hatten sie Bedenken.

Vor Kurzem hat der Ihringshäuser seine Wallbox und den Stellplatz auf seinem Grundstück in der App eingetragen. Lädt ein Gast bei ihm, muss er vorher anfragen. Die getankte Strommenge bekommt Hibbeln in Freikilometer umgerechnet in der App gutgeschrieben. Damit kann er wieder woanders Strom tanken.

„Es ist eine ziemlich einfache und entbürokratisierte Möglichkeit, man braucht nicht mal ein E-Auto,“ sagt Hibbeln. Jede Steckdose sei eine potenzielle Ladestation. Sie sollte eine 16-Ampere-Absicherung haben und auf die Dauerbelastung von einem Elektriker geprüft sein. Dann könnten auch Nicht-E-Mobilisten beim Strom-Sharing mitmachen.

Gutgeschriebene Kilometer können auch ausgezahlt werden. Jeder Anbieter legt einen angemessenen Preis fest, erklärt Hibbeln. Er nimmt 40 Cent pro kWh. Aber gesammelte Kilometer kann er auch als Gutscheine bei Online-Einkäufen von Partnerunternehmen einlösen.

Die Liste in der App reicht vom Parfümhersteller über Supermarktketten bis hin zu Urlaubsanbietern. Das Prinzip funktioniert auch andersherum. Bei einem Online-Einkauf sammelt Hibbeln Freikilometer.

Davon hat der Ihringshäuser schon über 800. Denn im Sinne der E-Infrastruktur und mithilfe der App engagiert er sich noch weiter: Wenn öffentliche Ladesäulen auf seinem Weg liegen, hinterlässt er in der App Hinweise zu deren Zustand. Funktioniert die Anzeige? Liegt Müll herum? Ist die Handyverbindung gut? Es ist eine Art freiwillige Wartung, entlohnt durch weitere Freikilometer.

Hibbeln kennt die Kritik an E-Autos. Trotzdem findet er sie für Stadt und Überlandfahrten am energieeffizientesten. Wenn das Apps fördern, sei das großartig. Dafür sollte man sich gegenseitig motivieren. Denn: „Je mehr mitmachen, desto besser funktioniert es.“

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