Laut Veterinäramt sind mehrere Räume stark verschmutzt, Einrichtungs-, Ausrüstungsgegenstände sowie Armaturen und Oberflächen stark verunreinigt gewesen. Die Stiefelwaschanlage und das Handwaschbecken seien nicht zugänglich gewesen, im Kühlraum seien verunreinigte Rinderhälften vorgefunden worden. Außerdem seien Räume durch „Schadnager“ befallen gewesen. „Die Hygienemängel waren so gravierend, dass eine Grundreinigung von Räumlichkeiten, Geräten, Ausrüstungsgegenständen und Oberflächen angeordnet werden musste“, heißt es weiter. Die Mängel seien nach der Kontrolle Ende März Anfang im April überwiegend behoben worden, teilte der Landkreis mit.
Katharina Koch äußert sich auf HNA-Anfrage zu den Vorwürfen. Sie betont: „Unser Betrieb ist sauber und wir arbeiten komplett transparent.“ Die strengen Auflagen seien insbesondere seit dem Wilke-Wurst-Skandal kaum noch zu erfüllen und unverhältnismäßig. Jeden Tag sei ihr Team mit einem Hochdruckreiniger in der Fleischerei unterwegs. Sie selbst sei als Chefin jeden Tag vor Ort. „Ich finde es absolut wichtig, dass sorgfältig kontrolliert wird, aber ich nenne ein Beispiel: Nur weil ein Eimer vor dem Waschbecken stand, heißt es nicht, dass dieses nicht zugänglich ist.“
Auch Thomas Trettwer vom Deutschen Fleischer-Verband sagt: „Die Qualität der Berichte muss besser werden und darf keinen Interpretationsspielraum lassen.“ Die Masse an Vorschriften sei schier unendlich. Ob die Mängel Auswirkungen auf die Sicherheit der Produkte hätten, sei oft Auslegungssache.
Uwe Köhler, Obermeister der Fleischerinnung Hofgeismar-Wolfhagen hält die Kontrollen indes für angemessen: „Es ist viel, aber es ist definitiv möglich, die Vorgaben zu erfüllen.“ Dennoch betont er: „Jetzt kann man ganz klar und ohne Sorge wieder in der Landfleischerei Koch Produkte kaufen.“
Das Zwei-Behörden-Prinzip
Für die Überwachung der Lebensmittelproduktion und Verarbeitung ist der Fachbereich Veterinärwesen und Verbraucherschutz des Landkreises zuständig. Bestimmte Betriebe werden jedoch zusätzlich gemeinsam mit dem Regierungspräsidium kontrolliert. Es handelt sich um das Zwei-Behörden-Prinzip. Dazu gehören unter anderem alle selbstschlachtenden Betriebe. Die gemeinsame Kontrolle dient auch der Aufrechterhaltung der EU-Zulassung, erklärt der Landkreis
Kreis und RP beanstanden Mängel in Caldener Fleischerei
Der Landkreis Kassel und das Regierungspräsidium Kassel haben die Landfleischerei Koch in Calden Ende März dazu aufgefordert, „nicht unerhebliche hygienische Mängel“ zu beseitigen. Dies stößt beim betroffenen Betrieb auf Unverständnis. Ein Überblick:
Laut Kreissprecherin Alia Shuhaiber sind bei der Kontrolle in der Fleischerei unter anderem mangelnde Hygiene und Schädlingsbefall festgestellt worden. Man habe einen Schädlingsbekämpfer anfordern müssen. Es seien dreckige Produktionsräume vorgefunden worden, die nicht fachgerecht gereinigt worden seien. Lebensmittelproduzierende Gewerbe würden regelmäßig kontrolliert, um eine potenzielle Gesundheitsgefährdung zu vermeiden, sagt Shuhaiber.
Katharina Koch sei in diesem Fall für die Sicherheit ihrer Produkte und die Einhaltung der lebensmittelrechtlichen Vorgaben verantwortlich. „Sie muss durch Hygienemaßnahmen und Eigenkontrollen dafür sorgen, dass die Lebensmittel, die in ihrem Betrieb hergestellt werden, für den Verbraucher gesundheitlich unbedenklich und sicher sind.“ Nur solche Lebensmittel dürften in den Verkehr gebracht werden.
Die Kontrollhäufigkeit sei von der Sensibilität der Waren, der Betriebsgröße, der Wirksamkeit der betrieblichen Eigenkontrollen und der Zuverlässigkeit des Lebensmittelunternehmers abhängig.
Sensible Lebensmittel wie rohes Hackfleisch werden häufiger überwacht, sagt Shuhaiber. In der Fleischerei Koch würden nun aufgrund der notwendigen Nachkontrollen und wegen der geänderten Risikobeurteilung häufiger kontrolliert. Nach den Beanstandungen Ende März habe die Fleischerei die Mängel überwiegend behoben. Das bedeutet, dass nur noch geringe Mängel mit längerer Fristsetzung vorhanden seien.
Katharina Koch ist Chefin der Fleischerei in Calden. Dass ihr Betrieb an verschiedenen Stellen unhygienisch gewesen sein soll, könne sie nicht nachvollziehen. Mit Herzblut und Akribie würden sie und ihr Team jeden Tag arbeiten. Regelmäßige Säuberung und genaue Kontrollen der Lebensmittel gehörten dazu. „Wir bieten Rundgänge an, wir verstecken nichts. Transparenter könnten wir unsere Arbeit nicht machen“, sagt sie.
Wohl kaum würde sie so vorgehen, wenn sie sich erheblicher hygienischer Mängel bewusst wäre. Ihrer Meinung nach sind die Kontrollen insbesondere seit den Skandalen in anderen Betrieben unverhältnismäßig geworden. „Wir regulieren uns kaputt.“
Inhabergeführte Geschäfte müssten vielmehr unterstützt werden. Koch nennt einige Beispiele hinsichtlich der Beanstandungen: „Die besagten Rinderhälften wurden uns geliefert. Selbstverständlich hätten wir diese noch kontrolliert. Von verunreinigten Räumen wird schon gesprochen, wenn im Keller Spinnweben zu finden sind. Und ein Waschbecken kann benutzt werden, auch wenn davor ein Eimer steht.“
Thomas Trettwer, Justiziar beim Deutschen Fleischer-Verband in Frankfurt, erklärt: „Es gibt einen Haufen Vorgaben und Leitlinien, die eine gute Hygienepraxis in Fleischereien vorgeben.“ Wann von einem Verstoß gesprochen werde, liege jedoch im Ermessensspielraum des zuständigen Kontrolleurs. „Selbstverständlich klingen die Verstöße nicht schön, wenn man sie so liest“, sagt Trettwer.
Der Bericht sei allerdings nur eine Momentaufnahme. Ob ein Betrieb tatsächlich hygienisch mangelhaft arbeite, müsse in der Gesamtschau betrachtet werden.
Die Kontrollen des Landkreises und des Regierungspräsidiums finden unangekündigt statt. Das weiß auch Uwe Köhler, Obermeister der Fleischerinnung Hofgeismar-Wolfhagen. „Der Wilke-Skandal hat einen Stein ins Rollen gebracht. Seither wird noch strenger kontrolliert“, sagt Köhler.
Allerdings finde er diese verschärften Regeln auch angemessen. Es gebe eine Dokumentations- und Auflagenflut und ohne Zweifel sei dies für alle Betriebe im Landkreis sehr herausfordernd. „Aber das gehört nun mal zum Tagesgeschäft.“ Zur Zukunft der Fleischerei Koch hat Köhler trotzdem eine ganz klare Meinung: „Das ist ein ordentlicher Betrieb.“ (Daria Neu)