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AK ist Kassels erfolgreichster Musiker, der wirklich in Kassel lebt

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Von: Matthias Lohr

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Kassels erfolgreichster Musiker, der wirklich in Kassel lebt: Aljosha Konstanty macht als AK melancholische Ambient-Musik. Seine Songs werden bei Streamingdiensten wie Spotify millionenfach abgerufen.
Aljosha Konstanty macht als AK melancholische Ambient-Musik. Seine Songs werden bei Streamingdiensten wie Spotify millionenfach abgerufen. © Sabine Boger/NH

Die Tracks des Kasseler Musikers Aljosha Konstanty werden bei Spotify millionenfach abgerufen. Nun wirkte er an Lana Del Reys Album mit. Dahinter steckt eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte.

Kassel – Im September erhielt Aljosha Konstanty bei Instagram eine Direktnachricht, von der er heute sagt, das sei „ein surrealer Moment“ gewesen. Bei dem Kasseler Elektronikmusiker meldete sich der Manager von US-Star Lana Del Rey, die den Teil eines Liedes von ihm für ihr neues Album verwenden wollte.

Konstanty, dessen Songs beim Streamingdienst Spotify millionenfach abgerufen werden, musste erst einmal seine Managerin in London fragen, ob die Nachricht echt ist. War sie. Del Rey hatte Gefallen gefunden an seinem Track „Wanderlust“, den Konstanty unter seinem Künstlernamen AK bereits 2017 veröffentlicht hatte. Einige Akkorde davon hört man nun in „Fishtail“ von ihrem aktuellen Album „Did You Know That There’s a Tunnel Under Ocean Blvd“. Konstanty wird mit einem Songwriting Credit aufgeführt.

Der Ritterschlag der Musikerin aus Los Angeles ist das jüngste Kapitel der ungewöhnlichen Erfolgsgeschichte des Nordhessen. Seine ebenso sphärischen wie melancholischen Ambient-Tracks haben bei Spotify teilweise mehr als zehn Millionen Klicks. Nachdem das Pop-Duo Milky Chance und Sängerin Lea längst nach Berlin gezogen sind, ist AK Kassels erfolgreichster Musiker, der wirklich in Kassel lebt.

Dabei ist der 25-Jährige an mehreren Orten aufgewachsen. Nach der Geburt in Den Haag zogen seine Eltern oft um. Sechs Jahre lebte die Familie in Kassel. Sein Abitur machte Konstanty in den Niederlanden. Er hatte schon einen Studienplatz für Germanistik in Kanada, entschied sich dann jedoch für die Musikkarriere: „Bei meiner Familie gab es dafür teilweise nicht so viel Verständnis.“

Als Schüler hatte Konstanty in Kassel in einer Band Bass gespielt. Über einen Freund auf der Albert-Schweitzer-Schule lernte er die Welt der elektronischen Musik kennen. „Das war wie eine Offenbarung“, sagt der Autodidakt: „Anschließend habe ich mir selbst beigebracht, wie man Songs am Computer bastelt.“ Die ersten Tracks veröffentlichte er als 16-Jähriger.

Als er 2017 ohne seine Familie nach Kassel zurückkehrte, war er auf sich allein gestellt: „Ich kannte hier fast niemanden und war ziemlich isoliert. Für meine Musik war das gut.“ Oft arbeitete er nächtelang bis morgens um sieben durch. Heute wohnt er mit seiner Frau, einer US-Amerikanerin, im Vorderen Westen und hat fast so geregelte Arbeitszeiten wie in einem Bürojob. Meist bastelt er von 9 bis 18 Uhr am Computer und spielt Instrumente wie Synthesizer, Gitarre und Bass.

Seine mit Downtempo-Beats unterlegten Tracks eignen sich gut als Hintergrundmusik. Aber nicht nur deswegen werden sie so oft abgerufen. „Musik ist wie ein Handwerk“, findet Konstanty: „Man wird vor allen Dingen durch viel Übung gut darin.“ iPhone-Nutzer hören einen AK-Song auch, wenn sie in der Foto-App eine Slideshow abspielen. „Als Apple mich deswegen anschrieb, war das wie der Lana-Del-Rey-Moment“, sagt Konstanty.

Andere Musiker klagen, dass sie von den Streaming-Einnahmen nicht leben können und von Spotify nur Cent-Beträge erhalten. Konstanty weiß, wie schwierig es für viele ist und will keine Pauschalaussage zum Streaming treffen, aber er sagt: „Ich kann mich nicht beschweren. Vor dem Streaming-Zeitalter hätte ich wahrscheinlich niemals genug CDs verkaufen können, um von meiner Musik leben zu können.“ Er muss nicht einmal Konzerte geben.

So wird er weiter in Kassel an Songs basteln. Er versteht, dass Popmusiker wie Milky Chance nach Berlin ziehen, weil sie dort „oft an Aufnahme-Sessions teilnehmen“. Bei ihm ist das nicht der Fall. Deswegen findet er es „eigentlich schön, dass ich weiterhin in Kassel leben kann“. Allerdings ist seine Frau gerade mit dem Studium fertig geworden. Es kann sein, dass das multinationale Paar irgendwann ins Ausland zieht.

Bleiben werden dann in jedem Fall Klänge aus Kassel. In manchen Songs hört man Vogelgeräusche aus dem Habichtswald und das Quietschen der KVG-Straßenbahn. (Matthias Lohr)

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