Zuschuss für Heizöl – Warum viele jetzt kein Geld bekommen

So mancher, der mit Öl heizt, hat sich über den geplanten Zuschuss des Bundes gefreut. Doch viele werden von der finanziellen Unterstützung nicht profitieren, obwohl sie vergangenes Jahr mehr als doppelt so viel für ihr Öl bezahlt haben.
Kassel – In einigen Wochen soll es auch für hessische Öl- und Pelletheizungsbesitzer möglich sein, wegen der hohen Energiepreise in 2022 einen Zuschuss von bis zu 2000 Euro zu beantragen. Das Antragsverfahren, bei dem die Rechnungen aus dem Vorjahr vorgelegt werden müssen, wird derzeit für das Land Hessen vorbereitet (HNA berichtete). Allerdings sind die Modalitäten des Bundeszuschusses so gestrickt, dass insbesondere von den Heizölkunden nur sehr wenige von der Entlastung profitieren werden.
Hans-Werner Bremig aus Kassel gehörte zu jenen, die sich zu früh gefreut hatten. In der HNA hatte er diese Woche moniert, dass es noch nicht möglich sei, Anträge zu stellen. Er selbst hatte sich für sein Dreifamilienhaus einen Zuschuss in Höhe von 1600 Euro ausgerechnet. Da hätte sich ein Antrag gelohnt. Dabei ist er aber einem Irrtum aufgesessen – womit er keinesfalls allein war.
Zuschuss für Heizöl: Warum viele leer ausgehen werden
Grund dafür ist ein Missverständnis bei den Berechnungsgrundlagen des Zuschusses. In den Genuss der Hilfen kommt nämlich nur, wer zwischen 1. Januar und 1. Dezember 2022 nicht leitungsgebundene Brennstoffe wie Heizöl, Pellets und Flüssiggas gekauft hat und gegenüber dem Vorjahr mindestens das Doppelte pro Liter beziehungsweise Tonne bezahlt hat. Von den Mehrkosten übernimmt der Bund 80 Prozent. Mit „Mehrkosten“ ist allerdings – und hier liegt für viele das Missverständnis – erst der Betrag gemeint, der über den doppelten Preis hinausgeht. Bis zum Doppelten des Preises gibt es überhaupt keinen Zuschuss – die Belastungen werden den Verbrauchern zugemutet.
Und auch wer noch mehr als das Doppelte für sein Öl und die Pellets bezahlt hat, für den gibt es weitere Einschränkungen. Liegt sein errechneter Zuschuss unter 100 Euro, fließt auch kein Geld.
„Da brauche ich ja überhaupt keinen Antrag stellen“: Ärger wegen Heizöl-Zuschuss
„Da brauche ich ja überhaupt keinen Antrag stellen. Die Regierung gibt das Geld überall hin, nur nicht dahin, wo es gebraucht wird“, sagt Bremig und lacht. Er hatte zwar vergangenes Jahr mit 124 Euro pro 100 Liter (plus Mehrwertsteuer) etwas mehr als das Doppelte des Vorjahres bezahlt, aber auch nicht so viel mehr, sodass er wohl unter die Untergrenze von 100 Euro fallen wird.
Dirk Lassen-Beck, Geschäftsführer des Kasseler Mineralölhandels Albert Beck, geht ebenfalls davon aus, dass nur sehr wenige seiner Kunden von dem Zuschuss profitieren werden. „Die Heizölpreise hatten sich 2022 verdoppelt. Es sind aber nur sehr wenige Kunden, die zu 2021 einen noch höheren Preissprung hinnehmen mussten“, sagt Lassen-Beck. Von den gut 7300 Kunden, die 2022 für Lieferungen seiner Firma etwa das Doppelte gezahlt hätten, seien es vielleicht 100, die in diese Gruppe fielen.
In 2021 hätten die Heizölpreise bei etwa 60 Cent pro Liter (netto) gelegen und 2022 sei der Spitzenwert mit 1,47 Euro Ende Februar – kurz nach dem Angriff auf die Ukraine – erreicht worden. „Wer zu diesem Zeitpunkt getankt hat, der hat aber meist nur kleine Mengen abgenommen“, sagt Lassen-Beck. Größere Chancen auf einen Zuschuss können sich Nutzer von Pelletheizungen machen, die zu sehr hohen Preisen 2022 gekauft haben. Denn die Tonnenpreise für Pellets hatten sich 2022 im Vergleich zum Vorjahr zeitweise vervierfacht. (Bastian Ludwig)