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Genießer wollen ganze Bohnen: Regionale Kaffeeröstereien zu Preisen und Nachfrage

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Von: Valerie Schaub

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Wieder mehr gefragt: Der Kaffeekonsum ist gestiegen. Alexandra Carter röstet in der Kaffeerösterei Kühn und Carter in Kassel die Bohnen selbst. Vertrieben wird der Kaffee auch in Supermärkten in der Region.
Wieder mehr gefragt: Der Kaffeekonsum ist gestiegen. Alexandra Carter röstet in der Kaffeerösterei Kühn und Carter in Kassel die Bohnen selbst. Vertrieben wird der Kaffee auch in Supermärkten in der Region. © Valerie Schaub

Trotz gestiegener Preise trinken die Deutschen wieder mehr Kaffee. Wir haben mit Röstereien aus der Region gesprochen, worauf es Kaffeetrinkern ankommt.

Kreis Kassel/Kassel – Noch lieber als Mineralwasser und Bier trinken die Deutschen Kaffee. Und zwar im Durchschnitt vier Tassen am Tag. Das hat der Deutsche Kaffeeverband in einer Markterhebung herausgefunden. Wie sich die Preise entwickelt haben, was gute Qualität ausmacht und wie Kaffee am liebsten zubereitet wird, darüber haben wir mit regionalen Röstereien gesprochen.

„Leute gönnen sich wieder guten Kaffee“, sagt Alexandra Carter. Sie betreibt mit Dieter Kühn die Rösterei Kühn und Carter in der Lilienthalstraße in Kassel. Nach einer kurzen Nachfrageflaute im Herbst, als die Inflation anzog, hatte sich die Situation wieder beruhigt. Ihren Kaffee vertreiben sie im eigenen Café, in der Markthalle in Kassel und in etlichen Supermärkten der Region.

Hans-Günter Ondraczek Kaffeeröster aus Espenau
Hans-Günter Ondraczek röstet seinen Kaffee in Espenau. © Valerie Schaub

„Das wertvollste an der Zubereitung ist Zeit“, erklärt Alexandra Carter. Sie röstet Kaffee zwischen 20 und 26 Minuten bei maximal 200 Grad. Das sorge dafür, dass die Bohnen Gerbstoffe verlieren und besser verträglich sind. In industriellen Betrieben fehle diese Zeit. Dort werde Kaffee zwischen 90 Sekunden und 4 Minuten geröstet, bei 500 Grad, erklärt sie. Das macht auch den Preisunterschied aus. Ab 16 Euro bekommt man bei ihr ein Kilo.

Beim Kaffeekochen wollen viele „back to the roots“, sagt Carter. Da werde der Keramikfilter aus dem Keller gekramt und die Kaffeemühle wieder hip. „Viele merken: Wenn ich Kaffee selber mahle, ist das eine andere Hausnummer.“ Einen Großteil des Kaffees verkauft die Firma deshalb als ganze Bohne.

Auch bei Hans-Günter Ondraczek wollen Kunden ganze Bohnen. Er röstet sie in seinem Ein-Kilo-Röster in seinem Haus in Espenau am Schäferberg. Neben dem Vollautomaten werde auch die Siebträgermaschine beliebter. „Dafür muss man kein Profi sein. Aber man muss sich damit beschäftigen“, sagt Ondraczek. Wenn der Espresso 25 Sekunden zum Durchlaufen brauche, habe man den optimalen Mahlgrad ermittelt.

Hinten roh, vorn geröstet: Kaffeebohnen.
Hinten roh, vorn geröstet: Kaffeebohnen in unterschiedlichem Zustand. © Valerie Schaub

Der Rentner und gelernte Fotograf, der mit seinem Kaffee-Mobil auch auf Märkte fährt, hat seine Preise zuletzt anpassen müssen. Schlechte Ernten, gestiegene Transportkosten, weniger Veranstaltungen – „solche Preissprünge wie jetzt hatte ich noch nie.“ Umso besser, dass seine Stammkunden ihm treu bleiben. 250 Gramm kosten bei ihm ab 5 Euro.

Dass Kaffeetrinker mehr auf Produkt und Nachhaltigkeit achten, merkt auch Dominik Mulindwa. Mit seiner Frau und seinem Vater importiert er Rohkaffee ohne Zwischenhändler aus Uganda, verkauft ihn online und röstet in Kassel auch selbst. Seit der Corona-Pandemie seien die Preise gestiegen, stabilisierten sich aber jetzt. Trotzdem: Kunden sind bereit, mehr für guten Kaffee auszugeben, sagt er. Nur so könnten auch Kleinbauern mehr Geld bekommen.

Übrigens: Ein Bio-Siegel sei zwar oft gefragt, viele Kleinbauern könnten sich die Auszeichnung aber nicht leisten und produzierten trotzdem oft biologisch.

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