Schock bei Stromabrechnung: Studentin sollte 520 Euro im Monat zahlen

Eine Studentin aus Kassel staunte nicht schlecht, als sie ihre Stromabrechnung erhielt. Nun ist die Ursache gefunden.
Kassel - Als Mera Dra’awi vor einigen Wochen ein Schreiben der Städtischen Werke aus dem Briefkasten fischte, war der Schreck groß. Die Studentin aus Palästina, die seit 2019 an der Uni Kassel Architektur studiert, sollte für den Stromverbrauch in ihrer Wohnung künftig 520 Euro pro Monat zahlen. Entsprechend groß war die Verzweiflung der 21-Jährigen, die von der Unterstützung ihrer Eltern und vom Verdienst als Werkstudentin lebt.
Zunächst versuchte die Studentin, beim Servicetelefon der Städtischen Werke jemanden zu erreichen. Denn sie war sich sicher, diese Abrechnung konnte nur ein Fehler sein. Schließlich hatte sie im letzten Ablesezeitraum ihres Stromzählers von Ende Oktober bis Mitte Februar nur insgesamt 107 Kilowattstunden (kWh) verbraucht. Wegen dieses sehr niedrigen Verbrauchs hatte sie von den bis dato gezahlten Abschlägen von 41 Euro pro Monat sogar die Hälfte erstattet bekommen. Warum also nun 520 Euro?
Stromrechnung sorgt in Kassel für Kopfschütteln: Studentin soll hohe Summe als Abschlag zahlen
Diese Frage konnte sie über das Servicetelefon nicht klären. Denn jedes Mal landet sie nur in einer langen Warteschleife. Nach drei erfolglosen Versuchen wandte sie sich an ihren Vermieter Kay Rohde. Der wollte sofort helfen, bekam aber aus Datenschutzgründen keine Auskunft zum Stromvertrag seiner Mieterin. Zum großen Ärger wurden Mitte Mai schließlich die ersten 520 Euro abgebucht.
„Als Vermieter wollte ich keine Auskünfte, sondern nur die Änderung der offensichtlich falschen Rechnung erreichen“, sagt Rohde. Es sei für ihn unverständlich, dass das nicht möglich war. Frau Dra’awi spreche recht gut deutsch und könnte das Problem vermutlich auch alleine lösen. Es gebe aber viele Menschen, die hilflos seien. „Wenn wir als Vermieter das Problem lösen wollen, ist das nicht möglich und der Fehler bleibt bestehen“, ärgert sich Rohde.
Kassel: Studentin macht sich nach hoher Stromrechnung auf die Suche nach der Ursache
Die 21-Jährige schaffte es schließlich, einen persönlichen Gesprächstermin im Kundenzentrum am Königstor zu vereinbaren. „Ich brauche mein Geld zurück“, sagt sie. Zudem wollte sie verhindern, dass noch mal so ein hoher Abschlag eingezogen wird. Denn ihre finanziellen Reserven reichten nicht, um weitere 520 Euro zu zahlen. Das Gespräch im Kundenzentrum verlief schließlich zufriedenstellend.
Inzwischen hatte sich auch unsere Redaktion eingeschaltet. Auf HNA-Anfrage teilte ein Sprecher mit, dass der Abschlag in Abstimmung mit der Kundin angepasst wurde und der zu viel abgebuchte Betrag bereits rückangewiesen wurde. Welcher Fehler da vorlag, konnten die Städtischen Werke noch nicht abschließend klären. Das Problem müsse im Kontext der zwischenzeitlich sehr hohen Energiepreise stehen, so der Sprecher. Darüber hinaus bedauerte dieser, dass es aktuell zu längeren Wartezeiten am Servicetelefon komme.
„Aufgrund der Preisanpassung haben wir ein verstärktes Kundenaufkommen. Viele Kunden haben Beratungsbedarf, weil, wie bekannt, ihre Versorger gekündigt oder die Preise drastisch erhöht haben, sie Tarife wechseln oder Abschläge anpassen möchten“, heißt es weiter in der Stellungnahme der Städtischen Werke. Der Kundenservice sei „so gut es geht“ verstärkt worden. Aber externe Kräfte gebe es nur beschränkt und sie müssten auch zunächst geschult werden. (Bastian Ludwig)
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