Kassel als Metropole für Street Art: Neue Audioguides zeigen Graffiti-Kunst

Kassel macht sich immer mehr als Graffiti-Stadt einen Namen. Nun gibt es neue Audioguides, mit denen man die Street Art entdecken kann.
Kassel – Ganz Kassel ist eine einzige große Freiluft-Galerie für Graffiti-Kunst. Seit Jahren entsteht immer mehr Street Art im öffentlichen Raum. Entdecken kann man die Werke mit der Audioguide-Reihe der CDW-Stiftung, die nun zwei neue Folgen vorgestellt hat. Sieben Fakten zu dem Angebot, das in dieser Form „bundesweit einmalig“ ist, wie Graffiti-Künstler Dustin Schenk vom Kollektiv KolorCubes sagt.
1. Der Guide: Den ersten Audioguide für Street Art veröffentlichte die CDW-Stiftung bereits 2019. Man sei begeistert, wie Street Art das Erscheinungsbild der Stadt immer stärker prägt, sagt Moritz Micalef, der als Referent für Kunst und Kultur bei der CDW-Stiftung arbeitet: „Großflächige Kunst im öffentlichen Raum schafft besondere Momente.“ Für viele Kunstwerke ist der Verein KolorCubes mit Dustin Schenk, Sarah Menzel und Stefan Gebhardt verantwortlich. Sie waren ebenso wie David „Jackules“ Harwardt und Marcel de Medeiros vom Verein Urbane Experimente an der Entwicklung des Guides beteiligt, der kostenlos über die App „izi.Travel“ abrufbar ist.
2. Die neuen Routen: Erst im Dezember hatten die Macher zwei neue Routen durch die Nordstadt und Mitte vorgestellt. Nun gibt es auch eine Audioguide-Folge für Rothenditmold sowie eine weitere für das Schillerviertel, das bei der Premiere 2019 im Zentrum stand und in dem sich in den vergangenen Jahren viel getan hat. Die Texte, die Teenager ebenso ansprechen sollen wie Senioren, wurden vom Schauspieler Thomas Hof aus Gudensberg eingesprochen.
3. Die Murals: Bislang ist Kassel vor allem für seine Außenkunstwerke bekannt, die als Hinterlassenschaften vergangener documenta-Ausstellungen in Nordhessen geblieben sind. Nun wird die Stadt auch zur Metropole für Graffiti-Kunst. Fast 100 großflächige Wandbilder, die in der Fachsprache Murals heißen, gibt es schon. Sie sind Teil der „Public Art Gallery“, wie man bei KolorCubes das Projekt einer Galerie für Kunst im öffentlichen Raum nennt.
4. Das Schillerviertel: Anders als die Routen für die Stadtteile Nord, Mitte und Rothenditmold nimmt die Folge für das Schillerviertel eine Sonderrolle ein. Das Quartier unterhalb des Kulturbahnhofs gehört gleich zu drei Stadtteilen: Nord, Mitte und Rothenditmold. Hier gibt es besonders viele Kunstwerke. Immer wieder arbeiten KolorCubes mit internationalen Künstlern zusammen. So bemalten sie mit dem indonesischen Kollektiv Taring Padi, dessen Banner auf dem Friedrichsplatz mitverantwortlich für den Antisemitismus-Skandal auf der documenta war, ein Haus in der Erzberger Straße. Viele Menschen, die sonst eher nicht den Weg in das Schillerviertel finden, entdecken das Quartier auch wegen der Kunst für sich. Dazu passt, dass der dortige Kiez mit Galerien und anderen neuen Angeboten immer lebendiger wird, wie Schenk festgestellt hat.
5. Die Radroute: Nicht so dicht wie im Schillerviertel liegen die Kunstwerke in Rothenditmold beieinander. Darum ist die Tour als Radroute angelegt. Die knapp drei Kilometer kann man aber auch bequem zu Fuß zurücklegen.
6. Die Nutzer: Obwohl die jüngsten beiden Routen erst im Dezember vorgestellt wurden und der Winter nicht die beste Zeit zum Flanieren ist, verzeichnen die beiden Folgen mehr als 1200 Aufrufe. Micalef finden das „extrem gut“. Sogar Feuerwehrleute aus der Nähe von Darmstadt nutzten den Guide. Sie holten sich bei einem Besuch in Kassel Inspirationen für ein Graffiti-Vorhaben in Südhessen. Auch die Kontaktdaten heimische Künstler fragten sie an.
7. Der VW Käfer: Vorgestellt wurden die neuen Folgen des Audioguide im Workspace von KolorCubes in der Rothenditmolder Straße. Dort steht auch ein fast 50 Jahre alter VW Käfer von Michael Hintner. Der Geschäftsführer des Sicherheitstechnikspezialisten Landwehr und Schultz hat seinen Oldtimer vom Künstler-Trio bunt anmalen lassen. Im Audioguide taucht der Käfer nicht auf, aber er ist eine Art rollende Street Art. (Matthias Lohr)
Für den Audioguide benötigt man die kostenlose App „izi.Travel“. Die Routen gibt es hier: zu.hna.de/graffiti