Warum Männer im November einiges anders machen wollen
Warum Männer im November einiges anders machen wollen
Was ist der November?
Eine schöne Alliteration und für manche Männer eine echte Herausforderung. Sie wollen den ganzen November auf Selbstbefriedigung verzichten. Ins Leben gerufen wurde der November von den Anhängern der "No Fap"-Bewegung. So nennt sich eine Netz-Community vor allem aus jungen Männern, die so viele Pornos schauten, bis sie merkten, dass das nicht so gut sein kann. Nun lautet ihr Slogan: No Fap (Keine Selbstbefriedigung). Ein Leben ohne Filme ist für sie die "ultimative Herausforderung". Sie fallen also von einem Extrem ins andere.
Warum soll das schädlich sein?
Das ist eine gute Frage. Jahrhundertelang warnte etwa die Kirche davor, an sich selbst Hand anzulegen. Mögliche Folgen sollten sein: Rückenmarksschwund, Gehirnerweichung, Lepra und Krebs. Trotzdem konnten Generationen von Männern und Frauen es nicht lassen. Zum Beispiel Alexander Rhodes. Als Teenager masturbierte der US-Programmierer aus Pittsburgh bis zu sechs Mal am Tag.
Über das soziale Netzwerk Reddit rief Rhodes die "No Fap"-Bewegung ins Leben. Auf der Webseite wird der Anti-Onanie-Wettbewerb beworben, als ginge es um einen Ironman-Triathlon: "Mach mit bei der ultimativen Herausforderung." Mittlerweile hat die Community mehr als 360.000 Mitglieder. Sogar in der Netflix-Serie "Orange is the New Black" sprechen die Protagonistinnen über die Bewegung, die Enthaltsamkeit empfiehlt. Ein Zitat lautet: "Ich habe es im letzten Herbst versucht. Es waren die schlimmsten vier Tage meines Lebens." Auch das zeigt: "No Fap" ist mehr als ein Internet-Phänomen.
Natürlich nicht. Sie kann sogar vor Krebs schützen. Zahlreiche Untersuchungen haben herausgefunden, dass Männer durch regelmäßige Ejakulationen, das Risiko senken, an Prostatakrebs zu erkranken. "No Fap"-Aktivist Rhodes zitiert dagegen eine chinesische Studie, nach der sich der Testosteronspiegel eines Mannes nach einer Woche um knapp 50 Prozent erhöhen soll. Trainer, die ihren Schützlingen vor wichtigen Wettkämpfen Enthaltsamkeit predigen, könnten also richtig liegen: Athleten werden aggressiver.
Gleichwohl verurteilt die "No Fap"-Bewegung Masturbation nicht grundsätzlich. "

Wie gefährlich sind die Filme?
Diese Frage beschäftigt Sexualwissenschaftler schon seit Jahren. Die Menschheit nimmt gerade an einem beispiellosen Experiment teil: Mädchen und Jungen wachsen heute nicht mehr mit der "Bravo" auf. Welche Auswirkungen das auf das Liebesleben hat, wird man erst in Jahren sehen. Für Dina Kwoll ist die Debatte trotzdem zu überspitzt. Bei ihrer Arbeit als Sexualpädagogin in der Kasseler Beratungsstelle von Pro Familia hat sie festgestellt: "Jugendliche haben ein ganz gutes Verhältnis dazu entwickelt." Wichtiger sei der Umgang, den ihre Eltern ihnen vorleben: "Da bildet sich ein Bild von einer Beziehung."
Auch für den Psychiater Peer Briken vom Sexualwissenschaftliche Institut am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf sind die Filme "nicht der Untergang des Abendlandes."
Sollte man die Filme verbieten, wenn man es könnte?
Nein, es gibt sie, solange es Frauen und Männer gibt. "Menschen haben immer schon visuelle Reize benutzt, um sich zu erregen. Das ist erst einmal etwas Schönes", findet Kwoll.
Forscher haben nun andere Probleme. Als der kanadische Sexualwissenschaftler Simon Lajeunesse für eine Studie 20 junge Männer suchte, die noch nie einen solchen Film gesehen hatten, fand er keinen einzigen. Das durchschnittliche Alter der Erstkonsumenten liegt bei elf Jahren. Und das Interesse hält danach an: 25 Prozent aller gesamten Anfragen im Internet drehen sich darum.