„Wir freuen uns aus zwei Gründen“, sagt Rolf Schott, Vorsitzender des Fördervereins Nordhessische Ahle Wurst. Zum einen sei es eine Wertschätzung für die handwerkliche Arbeit, die in dem Produkt stecke, zum anderen zähle auch der wirtschaftliche Aspekt was etwa die Vermarktung angehe. Denn nun dürfe nur noch die Wurst Nordhessische Ahle Wurscht heißen, die nach festgelegten Kriterien – wie etwa Warmverarbeitung des Fleisches und Reifezeit – in einer bestimmten Region hergestellt wurde, sagt Schott. „Die Ahle Wurscht ist keine Turbowurst – heute herstellen und morgen verkaufen, das funktioniert nicht“, sagt Schott.
Hessens Europaministerin Lucia Puttrich sagte: „Ahle Wurscht hat eine lange Tradition und erfreut sich großer Beliebtheit in Nordhessen und weit darüber hinaus.“ Die Auszeichnung sei nicht nur ein Qualitätsnachweis für echte nordhessische Tradition, sondern eröffne regionalen Anbietern auch neue Vermarktungsstrategien. „Die hessische Landesregierung hat die Bewerbung für die geschützte geografische Angabe in den letzten Jahren aktiv unterstützt. Nicht nur, weil ganz viel hessische Tradition in der Ahle Wurscht steckt, sondern weil es auch eine Wertschätzung für traditionelle Herstellungsweisen und regionale Köstlichkeiten bedeutet“, so Puttrich. Gegen die Entscheidung der EU kann innerhalb von drei Monaten Einspruch erhoben werden.
Dass die Ahle Wurscht von der Europäischen Union offiziell zur regionalen Marke erklärt worden ist, hat auch für Uwe Köhler, Obermeister der Fleischer-Innung Hofgeismar-Wolfhagen, eine große Bedeutung. „Wir mussten Jahre für diese Anerkennung kämpfen.“ Er ist auch Vorsitzender der Qualitätsgemeinschaft Nordhessen, die sich maßgeblich für diesen Erfolg eingesetzt habe. „Für uns ist es eine weitere große Bestätigung, dass die Ahle Wurscht ein Aushängeschild der Region ist“, sagt Köhler.
Schwierig und langwierig sei der Weg bis zur Zertifizierung vor allem deshalb gewesen, weil bestimmte Kriterien sehr streng seien. Dazu gehöre zum Beispiel das Zeitfenster, in dem die Schlachtung und die Verarbeitung stattfinden dürften. „Weil einige Betriebe keinen eigenen Schlachthof mehr haben, musste dafür gesorgt werden, dass die Kriterien streng genug sind, aber umsetzbar bleiben.“ Auch dass mit Landwirten aus der südniedersächsischen und ostwestfälischen Umgebung zusammengearbeitet werde, sei bei der Diskussion ein Thema gewesen.
Von einem langen Weg spricht auch Fleischermeisterin Katharina Koch aus Calden. „Ständig wurde ich gefragt, ob die Ahle Wurscht denn eine geschützte Marke sei.“ Dass dies nun der Fall ist, halte sie für äußerst wichtig. „Das Siegel unterstreicht, dass das Produkt die Wertschätzung bekommt, die es verdient hat.“ So werde die Ahle Wurscht nun auf die Stufe anderer Produkte wie zum Beispiel der Nürnberger Bratwürste oder des Wiener Schnitzels gestellt.
Ein Hindernis auf dem Weg zur geschützten Marke ist laut Koch unter anderem gewesen, dass auch die nordhessischen Metzger Bedenken gehabt hätten, durch das Siegel Einschränkungen bei ihrer besonderen Verarbeitung zu bekommen. „Aber eigene Besonderheiten kann man ja zudem noch bei der Vermarktung hervorheben“, findet Koch. Warum die Ahle Worscht insgesamt für sie einzigartig und unschlagbar ist: „Es sind die Warmverarbeitung, die Naturreife und die schweren Schweine, die sie zu etwas Außergewöhnlichem machen.
„Mehr als 17 Jahre hat es bis hierher gedauert“, sagt Dirk Nutschan, Obermeister der Fleischer-Innung Kassel Stadt und Land. Für Nutschan ist das Siegel nicht nur für die Fleischer positiv. Er erhofft sich, dass auch junge Menschen dadurch motiviert werden, wieder den Fleischerberuf erlernen zu wollen. Das Rezept sei eine langjährige Tradition, die jetzt aber auch offiziell festgeschrieben sei. (Daria Neu, Kathrin Meyer und Barbara Kamisli)