Der größte Wunsch des Tierhafens ist ein Zuhause fürs Tier

Das Team des Tierhafens in Bad Karlshafen musste in Krisenzeiten einige Herausforderungen meistern – doch der Optimismus bleibt.
Bad Karlshafen – „In der Corona-Krise nahmen wir mehr Tiere auf, als sie vermittelt werden konnten“, sagt Antonia Freist, Leiterin des Tierheims Tierhafen in Bad Karlshafen. Vergangenes Jahr musste der Tierhafen schon einige Herausforderungen meistern – doch den Mut wollen sie dabei nicht verlieren.
Ein Auf und Ab der Gefühle hielt das Jahr 2022 für die Mitarbeiter des Tierhafens bereit: 144 Hunden, 61 Katzen und drei Ziegen konnte das Team ein neues Zuhause schenken. Im ersten Moment hört sich das viel an, doch: „Die Anzahl der vermittelten Hunde und Katzen vergangenen Jahres sind im Vergleich zum Jahr 2021 um die Hälfte gesunken“, berichtet Antonia Freist. „Dass immer weniger Tiere vermittelt werden, macht uns Sorgen“. Hinzu kommt, dass seit Ende des Sommers der Tierhafen merklich mehr Tiere aufnehme. Fast täglich erhalte das Heim Anrufe von Besitzern, die ihre Tiere abgeben möchten.
„Dass Besitzer ihre Hunde abgeben möchten, ist zu einem überregionalen Problem geworden“, sagt die Tierheimleiterin. Mittlerweile bekäme sie sogar Anfragen von Tierbesitzern aus weit entfernten Städten wie Dortmund. Aktuell sei die Lage für alle Tierheime kritisch. „So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen“, stellt sie fest.
Mehrere Faktoren bringen Tierbesitzer dazu, ihre Vierbeiner abzugeben
Tierheimleiterin Freist vermutet, dass mehrere Faktoren im Jahr 2022 Tierbesitzer in die Lage bringt, die Vierbeiner in die Obhut des Tierheimes zu geben: „Vor allem in der ersten Phase der Corona-Pandemie haben sich viele Menschen Hunde zugelegt“, sagt Antonia Freist. „Mittlerweile müssen die Leute wieder ins Büro und wissen nicht, wohin mit dem Hund und sind einfach überfordert und gestresst.“ Auch wenn Tiere Verhaltensauffälligkeiten zeigen, sei der Wunsch bei Tierhaltern groß, das Tier so schnell wie möglich loszuwerden.
Nicht nur die Zeit spiele eine Rolle, sondern es fehle auch das Geld für die Tiere. „Man hat das Gefühl, dass die Menschen aufgrund der ganzen Krisen Existenzängste haben – sie müssen schauen, wo sie bleiben“, sagt Freist. Besitzer könnten wegen den steigenden Lebenshaltungskosten nicht mehr für ihre Tiere sorgen.
„Es ist beängstigend, wie viele Tierhalter ihre Tiere abgeben und wie viele Patenschaften für unsere Tierhafenbewohner aufgelöst wurden“, berichtet sie, doch das Team will sich von dieser Angst nicht den Mut nehmen lassen – Herausforderungen werden im Tierhafen mit Optimismus gemeistert: „Hier wird die Hose auch mal richtig dreckig, aber dafür bekommt man gute Laune“, erzählt die Leiterin und lacht.
Neue Projekte des Tierhafens Bad Karlshafen
Der Abriss und der Neubau der Katzenausläufe wurden pünktlich zum Sommerfest fertiggestellt. Neben dem Tag der offenen Tür fanden noch andere Veranstaltungen im Tierhafen statt: Anfang April war das Tierheim Schauplatz für ein Hundeseminar und die zweite Auflage der Tierhafen-Rallye ging an den Start.
Ein Herzensprojekt, das auch im Sommer umgesetzt wurde, sind die eigenen Merchandise Produkte wie T-Shirts, Pullis, Tassen und Postkarten. „Schon während der Pandemie hatten wir die Idee für die Shirts. Mit dem Erwerb füllen die Käufer die Krankenkasse für unsere Schützlinge“, sagt Freist.
Eine Neuheit, die der Tierhafen Bad Karlshafen seit September zu bieten hat: ein Pensionsbetrieb für Privattiere. Sowohl Hunde wie auch Katzen können temporär aufgenommen werden, beispielsweise wenn ihre Halter im Urlaub oder im Krankenhaus sind – für die Sommerzeit habe der Tierhafen schon einige Anfragen.
Wunsch nach Unterstützung und Vermittlung von Tierheimbewohnern
Trotz der ganzen Krisen, die der Tierhafen bestreiten musste, verlieren die Mitarbeiterinnen nicht den Mut: „Wir hoffen, dass wir wieder mehr Tiere vermitteln können und dass uns trotz der anhaltenden Krise die Leute uns weiterhin unterstützen und sich Paten für unsere Bewohner finden. “Das nächste Projekt, was im Tierhafen ansteht, ist der Ausbau der Wolfssicherung des Schafgeheges sowie die Fertigstellung des Pferdestalls. „Zurück zur Normalität“, das wünscht sich der Tierhafen Bad Karlshafen für die Zukunft. Bis dahin lassen sich Antonia Freist und ihr Team die Freude am Arbeiten nicht nehmen. Stefanie Lipfert