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Lautstarker Protest gegen Atommüll in Würgassen

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Von: Markus Löschner

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Kinder, Jugendliche, Erwachsene und mehrere Hunde marschieren in einer langen Kolonne auf der Hauptstraße in Beverungen und halten Plakate und Spruchbänder hoch.
Gut 300 Demonstranten marschierten gegen das geplante Logistikzentrum durch Beverungen. © Markus Löschner

Mehrere hundert Menschen haben mit einem Protestmarsch gegen die Pläne für ein Atommüllzwischenlager bei Würgassen demonstriert.

Beverungen/  Lauenförde / Würgassen – „Wir haben heute einen langen und breiten Fußabdruck in der Stadt hinterlassen“, sagte Dirk Wilhelm, Vorsitzender des Vereins Bürgerinitiative Atomfreies Dreiländereck. Die BI hatte zu einem Protestmarsch gegen das geplante Atommüll-Logistikzentrum in Würgassen vom niedersächsischen Lauenförde über die Weserbrücke ins westfälische Beverungen aufgerufen, an dem sich am Samstag nach Zählungen von Augenzeugen mehr als 300 Menschen aus der Region beteiligten. Die Veranstalter sprachen mit Berufung auf die Polizei von 700 Teilnehmern.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewegten sich mit viel Corona-Sicherheitsabstand hinter einem knallgelben symbolischen Atommüllcontainer und mit reichlich Handrassellärm durch die Straßen beider Orte.

Ministerin reagiert nicht

Bei der anschließenden Kundgebung am Beverunger Weserufer kritisierten die Redner einmal mehr das Auswahlverfahren und den ihrer Meinung nach völlig ungeeigneten Standort. „Die benötigte Logistik ist in der Region nicht vorhanden und ein solches Projekt ist in Würgassen nicht genehmigungsfähig“, sagte etwa der Beverunger Bürgermeister Hubertus Grimm (CDU). Immer wieder kritisieren Bürgerinitiativen und Politiker aus der Region, dass die neue Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) bislang nicht auf Kontaktaufnahmen, Einladungen und Gesprächsangebote reagiert hat.

Ebenso wie Grimm forderte auch Gerd Henke (Grüne), stellvertretender Landrat des Kreises Holzminen, die Ministerin auf, sich vor Ort selbst ein Bild zu machen. Immerhin: In wenigen Wochen werden die zuständigen Staatssekretäre des Ministeriums aus Berlin in die Region kommen, wie Grimm mitteilte.

„Wir kämpfen weiter“

„Wir kämpfen weiter“, versprach auch der ehemalige Beverunger Bürgermeister und CDU-Bundestagsabgeordnete Christian Haase, während Johannes Schraps (MdB, SPD, Hameln) angesichts des Müllproblems vor Laufzeitverlängerungen deutscher AKWs warnte. Das gleiche Thema sprach auch der Grünen-Bundestagsabgeordnete Robin Wagener (Wahlkreis Lippe) an: „Ich verstehe nicht, wie der Zombie Atomenergie wieder hochkommen kann.“ Versprechen, dass das Logistikzentrum Würgassen nicht kommt, konnte auch Wagener nicht. Das bisherige Verfahren nannte er verkorkst und intransparent, er werde sich für ein ordentliches Verfahren einsetzen.

Staatssekretäre sollen kommen

„Wir müssen dafür sorgen, dass wir sauberen Strom produzieren“, so Wagener. Genau das schlägt Dirk Wilhelm für Würgassen vor: Mit der überschüssigen Energie aus Wind und Sonne im Kreis Höxter, dem Umspannwerk Würgassen und der nahegelegenen Gastrasse schlägt die Bürgerinitiative vor, den Standort für eine Power-to-Gas-Anlage und die Produktion grünen Wasserstoffs zu nutzen. Zudem könne das fertig projektierte Pumpspeicherwerk Amelunxen gebaut werden. Getreu dem Veranstaltungsmotto „Laut gegen’s LoK“, schloss sich ein einstündiges Konzert der Band „Die Kellergeister“ an die Kundgebung an. (Markus Löschner)

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