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Angie Schulz aus Meimbressen pflegt Vögel gesund

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Von: Sascha Hoffmann

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Vogelretterin Angie Schulz mit einer Amsel, die sie gepflegt hat.
Vogelretterin Angie Schulz pflegt auch Amseln, die gegen eine Fensterscheibe geflogen sind und sich dabei einen Flügel geprellt haben. © Sascha Hoffmann

Angie Schulz aus Meimbressen pflegt verletzte Wildvögel. Dafür wurde sie mit dem Naturschutzpreis des Kreises ausgezeichnet.

Meimbressen – Angefangen hat alles vor fast zehn Jahren, als Angie Schulz‘ Tochter einen kleinen, hilflosen Spatz gefunden und mit nach Hause gebracht hat. „Wir konnten ihn erfolgreich großziehen. Unterstützung erhielt ich damals über ein Forum im Internet“, berichtet Schulz. Sie hat sich immer mehr Wissen zur heimischen Vogelwelt angeeignet. Mittlerweile betreibt sie die private Wildvogelhilfe Kassel. Dieses Engagement wurde mit dem Naturschutzpreis gewürdigt.

„Der Vogelwelt geht es schlecht“

Dass es ihr gelungen war, ein nacktes Küken großzuziehen, hatte sich damals schnell herumgesprochen. Immer mehr Menschen suchten Rat bei der Tierretterin, die Zahl der von ihr betreuten Tiere wuchs stetig. „Heute sprechen wir von einer mittleren dreistelligen Zahl pro Jahr, Tendenz steigend“, sagt Schulz. Und sie liefert eine Erklärung für den rasanten Anstieg hilfsbedürftiger Vögel: „Der Vogelwelt geht es schlecht, jedes Jahr schlechter.“

Ein wichtiger Faktor sei dabei der Insektenschwund. „Die meisten unserer Wildvögel ernähren ihre Küken ausschließlich mit Insekten, das wird immer mehr zum Problem.“ Aber auch der Verlust von Lebensräumen und Nistmöglichkeiten durch Urbanisierung, Sanierungsarbeiten an Häusern und eine moderne Gartengestaltung mit beispielsweise Steingärten setze der Vogelwelt zu.

Liebevoll betreut

Liebevoll kümmert sich die Tierfreundin um ihre Schützlinge, von der Aufzucht bis zum Auswildern. „Ein Hauptbestandteil ist natürlich das Füttern der Küken. Dies geschieht anfangs stündlich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, beginnend Mitte März, endend Mitte Oktober.“ Vom nackten Nestling bis zum Ästling dauere es etwa zwei Wochen. „Dann ist der Vogel meist voll befiedert und auch flugfähig, allerdings noch nicht in der Lage, sich selbst zu erhalten, was ich ihm schließlich beibringe“, erklärt Schulz. In der Saison beginnt ihr Tag um 5 Uhr und endet gegen Mitternacht. Damit nicht genug, kümmert sie sich hier und da auch noch um Enten.

„Mittlerweile habe ich im Jahr 15 bis 20 Einsätze mit Entengelegen auf Balkonen oder anderen ungünstigen Orten weit weg vom Wasser.“ Da müsse dann die Familie gesichert und umgesiedelt werden. Bei Versuchen Unerfahrener passiere es oft, dass die Mutter die Flucht ergreife. „Dann sind schnell mal bis zu 15 Küken verwaist, die auch bei mir landen und rund sechs Wochen bis zur Selbstständigkeit brauchen.“

Beitrag für den Naturschutz

Obwohl Schulz genau weiß, was sie leistet, gibt sie sich bescheiden: „Was ich tue, ist ein Tropfen auf dem heißen Stein“, sagt sie und spricht lieber über die Tiere als über sich: „Jeder gerettete Vogel kann in Freiheit eine Familie gründen und für Nachkommen sorgen. Und so freue ich mich, wenn ich bei mir im Garten die Vögel balzen oder nisten sehe.“ Mit jedem ausgewilderten Exemplar freue sie sich, etwas für den Erhalt seiner Art getan und einen Beitrag für den Umwelt- und Naturschutz geleistet zu haben. Und all das wegen eines kleinen, hilflosen Spatzes, den ihre Tochter vor fast zehn Jahren mit nach Hause gebracht hat. (Sascha Hoffmann)

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