In der Konzertscheune Calden läuft das Winter-Varieté wie vor der Pandemie

Das Caldener Winter-Varieté schöpft wieder aus dem Vollen. Unter dem Dach der Konzertscheune in Ehrsten geben sich internationale Künstler wie in der Vorpandemiezeit ein spektakuläres Stelldichein.
Calden - Artistik plus Humor bilden den Gegenentwurf zum trüben Gedankenkarussell in Sorgen geschüttelter Zeit. Fast 30-mal steht die Show bis Jahresende auf dem Programm, jetzt war Premiere.

Das Publikum findet sich einmal mehr schon beim Betreten des Foyers in einer romantischen Weihnachtskulisse wieder. Im Ambiente der alten Fachwerkscheune kommen im Laufe der Veranstaltung modernste technische Finessen zum Einsatz. Eine faszinierende Laser-Licht-Schau krönt den Anspruch, technisch mit der Zeit zu gehen. Dafür sei „reichlich positive Energie“ eingefangen worden, lässt der Moderator die Besucher augenzwinkernd wissen.
Auf der Bühne steht eine Plaudertasche, die nicht müde wird, mit eigener Herkunft aus dem nahen Ostwestfalen zu kokettieren. Moderator Martin Quilitz, jetzt Potsdam, ist um keinen Gag verlegen. Der ehemalige Autor für die Harald-Schmidt-Show beweist Recherche nach Caldener Lokalkolorit. Der eigentlich eher kleinen nordhessischen Gemeinde, schlussfolgert er, steht eindeutig der Titel Metropole zu.

Mit Blick auf die Landeplätze und gemessen an den jeweiligen Einwohnerzahlen bedeuteten gleich zwei Flughäfen in Calden „eine 44-fache Flughafendichte“ gegenüber Frankfurt. Kassel Airport erkannte Quilitz überdies als absolut ökologisch, drum rum sei nämlich fast nichts und die Straßenanbindung demnächst auch noch verkehrsberuhigt, Stichwort Ortsumgehung. „Calden besitzt dann den ersten verkehrsberuhigten Flughafen der Welt.“
Ansonsten hat der Moderator reichlich Temperament bei Nordhessens Frauen ausgemacht. Drum motiviert er zu Begeisterungsstürmen und frenetischem Beifall mit den Worten „Lassen Sie die Sizilianerinnen raushängen!“ Der Mittfünfziger, der zunächst im weihnachtlich anmutenden rot-blau-karierten Anzug daher kommt, peppt sein Repertoire mit einer fulminanten Idee auf.
Im Dialog mit Besuchern pickt Quilitz kurze Infos auf, strickt daraus auf die Schnelle harmlose Geschichtchen. Und entlässt diese prompt in die Welt: sofort nachzulesen als Post bei Facebook unter Konzertscheune Calden und auf der Leinwand vor Ort.
Sinnlichkeit bringt Artistin Elena Shapoval in die Show. Auf der Mittelbühne, dem Publikum ganz nah, fasziniert die Ukrainerin bei Pole Dance und am Luftring. Wenn ihre lange rote Mähne weht, fliegen ihr Herzen zu. Ihre Artistikkollegen wissen nicht weniger zu beeindrucken. Etwa Honza Weber aus Prag mit Freestyle Footbag und Football. Der mehrfache Weltmeister beeindruckt als der, der mit dem Ball tanzt, gerade so, als könne er leichtfüßig das Naturgesetz der Schwerkraft außer Kraft setzen.
Breakdance, Akrobatik und Pantomime verbinden die Battle Beasts aus Berlin in vielfältigen Darbietungen. Wie es schließlich Maxim gelingt, auf einem Turm aus Rollen und Brettern die Balance zu wahren, ein sogenannter Rola-Rola Act, macht endgültig sprachlos. Artistik vom Feinsten bekommt „sizilianischen“ Applaus. (Dorina Binienda-beer)