Edler Pilz als Gartenhelfer: Caldener baut Trüffel an

Nordhessen ist kein ausgewiesenes Trüffelgebiet, und doch wächst der Edelpilz im Kreis Kassel. Ein Caldener hat sich dem Trüffelanbau gewidmet und nutzt den Pilz als Gartenhelfer.
Calden – Trüffelanbau hat weltweit stark an Bedeutung gewonnen, die Nachfrage nach den luxuriösen Delikatessen steigt und steigt. Ob mit Pasta, in Soufflees oder Soßen – aufgrund ihrer Seltenheit und einzigartigen Geschmacksprofile sind sie unter Feinschmeckern sehr beliebt und werden nicht ohne Grund gern auch als „schwarzes Gold“ bezeichnet. Dabei müssen sie nicht zwingend aus Italien oder Frankreich kommen, denn auch in Deutschland und selbst in Nordhessen ist Trüffel zu finden, und das nicht nur in der freien Natur, sondern auch auf privat angelegten Plantagen.
Im Caldener Ortsteil Meimbressen etwa, wo Axel Engelmeyer vor knapp fünf Jahre auf seinem riesigen Grundstück 120 Trüffelbäume gesetzt hat, wird in diesem Herbst mit den ersten Trüffelfunden gerechnet. Dabei ging es dem Geschäftsmann ursprünglich beim Pflanzen weniger um den wertvollen Ertrag, sein Ziel war ein ganz pragmatischer: „Ich hatte in einer Fernsehreportage davon gehört, dass um die Trüffelpflanze das sogenannte Brûlée entsteht, was so viel heißt wie, dass die Trüffel der Oberfläche Nährstoffe entziehen, sodass da nichts mehr wachsen kann.“
Kurz und gut: Engelmeyer wollt die edlen Trüffel als Gartenhelfer für sein 8000 Quadratmeter großes Grundstück nutzen. „Das wäre es doch“, sagt er lachend und berichtet von seinen umfangreichen Recherchen rund um den edlen Pilz. Das sei gar nicht so leicht gewesen, sei die Gruppe derer, die sich in Deutschland mit Trüffeln auskenne, damals noch sehr überschaubar gewesen.
„An Informationen zu kommen, war ganz, ganz schwer“, erinnert sich Engelmeyer, der alles an Literatur gekauft hat, was es gab. Dass man beispielsweise in Italien längst von mafiösen Strukturen rund um das schwarze Gold sprechen könne, habe sich da schnell bestätigt, und „so ähnlich ist das bei uns auch“, so der Meimbresser, der mit vielen Trüffelexperten zu tun hatte und schließlich bei einem in Tübingen hängen geblieben ist, der ihm am seriösesten erschien.
Caldener baut Trüffel im Garten an: Pflege der Trüffelplantagen erfordert viel Wissen
„Bei ihm habe ich auch meine Pflanzen gekauft, die er in Frankreich ein- und bei uns weiterverkauft.“ Die Pflege der Trüffelplantagen erfordere viel Aufmerksamkeit und Wissen. Eine der wichtigsten Aufgaben sei die Kontrolle des pH-Werts und der Feuchtigkeit des Bodens, um sicherzustellen, dass die Wirtspflanzen gesund bleiben und die Trüffel optimal wachsen können.

Mittlerweile tauscht sich Engelmeyer gern auch mit Anja Kolbe-Nelde von „Thüringische Freilandpilze“ aus, die als eine der Trüffelexpertinnen Deutschlands gilt, regelmäßig in Medien auftritt und über die spannende Thematik aufklärt. Gerade erst war sie wieder in Meimbressen zu Besuch, um Bodenproben zu nehmen und mit Engelmeyer über die gemeinsame Leidenschaft zu fachsimpeln.
Trüffelanbau in Calden: Rund um Kassel gibt es auch wild wachsenden Trüffel
Sie war es auch, die eindeutig belegt hat, dass rund um Kassel durchaus Trüffel wachsen. „Meine Hunde haben beispielsweise unweit von Schloss Wilhelmsthal direkt angeschlagen“, sagt sie und weiß: „Tuber aestivum (Burgundertrüffel) wurde an zwölf Stellen, dazu auch Tuber brumale (Wintertrüffel, drei Stellen) sowie Melanogaster (Schleimtrüffel), Elaphomyces (Hirschtrüffeln), Hymenogaster (Erdnussartige) und Tuber rufum (Rotbraune Trüffel) gefunden.“
Das sei für Trüffelanbauer wie Axel Engelmeyer ein gutes Zeichen, denn: „Wo es wild wachsenden Trüffel gibt, ist Anbau möglich.“ Auch deshalb sei es nur logisch, dass es in der Region um Kassel über Zierenberg, Calden, Liebenau, Hofgeismar bis Trendelburg längst einige Trüffelkulturen gebe.
Ob sich für Engelmeyer die fünfjährige Wartezeit und Pflege gelohnt hat, das wird er in ein paar Monaten wissen, wenn speziell ausgebildete Trüffelhunde seine Plantage nach Trüffeln abschnuppern dürfen. Und sollten die welche finden, wird sich der Meimbresser Trüffelfan sicher nicht nur freuen, dass seine edlen Helfer in Sachen Gartenpflege alles gegeben haben. (Sascha Hoffmann)