Schloss Wilhelmsthal: Vom Blühen und Brüten im Park

Frühlingserwachen rund um das Schloss Wilhelmsthal: Die Gärtner sind dort derzeit im Großeinsatz.
Wilhelmsthal – Zartes Grün sprießt an Büschen und Bäumen, gelb leuchten die Narzissen, die Schlüsselblumen wollen es ihnen nach der langen Kälteperiode endlich nachmachen. Frühling im Schlosspark von Wilhelmsthal. Die Natur legt los. Ohne menschliches Zutun aber böte der englische Landschaftsgarten nicht das Bild, das seine Anhänger an ihm schätzen. Zeit für die Gärtner der Hessen Kassel Heritage, vormals MHK, die grüne Oase beim Frühlingserwachen zu unterstützen.
Hinter Gartenmeister Thomas Schwenk und seinem Team liegen spätwinterliche Arbeiten wie die Entsorgung von Laub, das Fällen bruchgefährdeter Bäume und die Aufarbeitung des Holzes. Auch das Reparieren und Streichen von Ruhebänken und hölzernen Müllbehältern sind erledigt. Nun heißt es, unebene Stellen in den Wegen mit Kalkschotter aufzufüllen, Wegekanten zu säubern, Rasenflächen mit der Wiesenschleppe abzuschleifen. Rund 60 Prozent des 33 Hektar-Parks sind Grünflächen.
Frühlingserwachen am Schloss Wilhelmsthal: Thomas Schwenk kümmert sich seit 1986 um den Garten am Schloss
Schwenk lässt andere den Traktor fahren und steigt selbst am liebsten auf sein CO2-freies Transportmittel. „Dienstfahrt“ steht auf einer Plakette: Das Lastenfahrrad der ersten Generation, immerhin schon mit kleinem Motor ausgestattet, ist beladen mit Hacke und Schippe, Besen und Müllzange. Etliche weitere Utensilien lagern in der hölzernen Transportbox, deren Deckel nicht selten als Arbeitsplatte dient.

„Das Fahrrad ist leise, praktisch und hält mich fit“, sagt Schwenk, während Besucher ihn fröhlich schon von weitem grüßen. Viele kommen täglich, man kennt sich von ungezählten Begegnungen hier im Park. Seit 1986 kümmert sich der Caldener um die Gartenanlage. „Ich kenne jeden Baum“, meint er schmunzelnd. Das ganze Jahr über wandern seine kritischen Blicke automatisch immer wieder nach oben auf der Suche nach trockenen Ästen, „damit niemandem was auf den Kopf fällt“.
Bald blühen Sommerblumen am Schloss Wilhelmsthal
Fahrradstopp an den Staudenbeeten. Die werden durchgehackt, gegen unerwünschte Wildkräuter und für eine bessere Belüftung des Bodens. Nicht mehr lange, und die Sommerblumen kommen in die Erde. Nach den Eisheiligen werden Fuchsien, Geranien, Akeleien und Pfingstrosen vor der Schlosskulisse für noch mehr Farbakzente sorgen. Im Gartensaal warten Agapanthus (Schönlilie), Oleander und Lorbeerstämmchen auf das Verlassen ihres Winterquartiers.

Vier Männer zählen zu Schwenks Mannschaft. Sie alle haben ein besonderes Auge auf 28 junge Apfelbäumchen an der Nordseite des Schlosses. In Pflanzkörben besser geschützt, ersetzen sie seit kurzem Vorgänger, deren Wurzeln Wühlmäusen zum Opfer gefallen waren. Die jungen Bäume, alte Apfelsorten, brauchen zwingend alle paar Tage Wasser. „Da muss man hinterher sein“, weiß Schwenk. Der 62-jährige ist gelernter Gärtner im Blumen- und Zierpflanzenbau, außerdem Garten- und Landschaftsmeister.
Wenn der Caldener von seiner Herzensangelegenheit Schlosspark schwärmt, denkt er nicht allein an die Pflanzenwelt. Im vierten Jahr ist ein Paar Kanadagänse auf den Schlossteich zurückgekehrt und brütet inzwischen. Schwenk nennt sie liebevoll „die Wilhelmsthaler Schwäne“. Für ihn sind sie nicht nur willkommene Assistenten, die überflüssiges Grün rund ums Gewässer wegknabbern, sondern herbeigesehnte Frühlingsboten. (Dorina Binienda-Beer)