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Haus zerstört: Warum zahlt Versicherung nicht?

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Haus zerstört: Warum zahlt Versicherung nicht?
Haus zerstört: Warum zahlt Versicherung nicht?

Vernawahlshausen/Uslar. Wolfgang Johann-Heise versteht die Welt nicht mehr. Vor fast sieben Monaten, am 20. August 2009, ist sein Wohnhaus in Vernawahlshausen niedergebrannt.

Trotz sofortiger Schadensmeldung bei seiner Versicherung (Allianz) hat er bis heute keinen Cent bekommen. Der Streit gipfelt derzeit in einer Anzeige gegen die Allianz bei der Staatsanwaltschaft in Kassel. Johann-Heise wirft darin der Versicherung „die Verletzung der Versicherungspflicht“ sowie „Veruntreuung von Mitgliedsbeiträgen“ vor.

Wie ist es zu dieser Situation gekommen? Johann-Heise hat nach dem Brand ordnungsgemäß den Schaden seiner Versicherung angezeigt. Schnell stellte sich nach Angaben des Geschädigten heraus, dass das Gebäude bis auf die Kellerplatte abgerissen werden muss.

Dies sagte auch ein Gutachten von Anfang Oktober 2009 eines Sachverständigen, des Diplom-Ingenieurs Lutz Meyer (Katlenburg) aus. Inklusive der Abriss- und Entsorgungskosten bezifferte er den Neuwert auf 520 000 Euro. In einem Zwischenbescheid stellte die Versicherung darauf hin eine Zahlung von 127 000 Euro (Zeitwert) in Aussicht.

Nicht mehr geschehen „Geschehen ist seitdem gar nichts. Noch nicht einmal eine Abschlagszahlung binnen zwei bis vier Wochen, wie es in meinem Versicherungsvertrag steht, ist geleistet worden“, so der Geschädigte: „Die Versicherung ist als eine dynamische Neuwertversicherung abgeschlossen, der Wert ist derzeit 727 000 Euro“. Johann-Heise ergänzt, dass er dennoch weiterhin die Prämien bezahle für ein Haus, das eigentlich nicht mehr existiert.

Zweites Gutachten aus eigener Tasche

Nachdem sich überhaupt nichts tat, hat der 55-Jährige im Januar 2010 auf eigene Kosten ein zweites Gutachten in Auftrag gegeben. Dies erstellte die Firma Rettberg und Sauerland (Reinhardshagen) und stellte fest, dass nun auch der Keller nicht mehr zu erhalten ist. Im Gutachten wird der Neuwert mit 650 000 Euro beziffert.

„Durch die mir mehr als unverständliche Vorgehensweise der Versicherung sind somit Mehrkosten von 130 000 Euro entstanden“, so Johann-Heise. Auf diese Tatsache begründet der Hauseigentümer die Anzeige gegen die Allianz wegen „Veruntreuung von Mitgliedsbeiträgen“.

Das zweite Gutachten weist auch auf die erheblichen Gefahren hin, da die Hausruine stark einsturzgefährdet sei und erwirkte eine Sicherung durch einen stabilen Bauzaun um das Gebäude herum, das an der vielbefahrenen Landesstraße in der Vernawahlshäuser Ortsmitte steht. Dazu kommt, dass sich in unmittelbarer Nähe eine Bushaltestelle befindet, die mehrmals täglich unter anderem von Schulkindern angesteuert wird.

Wie das zweite Gutachten musste Johann-Heise auch die Sicherungsmaßnahme erst einmal aus der eigenen Tasche bezahlen. Dazu musste er einen Kredit aufnehmen. „Kommen durch herabstürzende Gebäudeteile die Nachbarhäuser oder Personen zu Schaden, hafte ich vielleicht auch noch dafür“, begründet Johann-Heise den zweiten Punkt (Verletzung der Versicherungspflicht) seiner Anzeige gegen die Allianz.

Kurz nach dem Brand waren er, seine damals hochschwangere Lebensgefährtin Ameriguin-Arlette Perez sowie das gemeinsame einjährige Kind Aileen bei Bekannten in Vernawahlshausen untergekommen. Zusammen mit dem Familienzuwachs Kira (fünf Monate alt) wohnt die vierköpfige Familie derzeit in Uslar. Johann-Heise hofft, dass der „Spuk bald vorbei ist“ und sie ihre Engelsburg, so nennt er sein Haus, bald wieder aufbauen können. (zhb)

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