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Jugend-Vandalismus in Borgentreich: TV-Satiriker Böhmermann übt Kritik

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Von: Natascha Terjung

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Die Botschaft von Schmierereien an öffentlichen Gebäuden, wie hier vor einigen Jahren an der Ernst-Leinius-Schule in Kassel, ist oft nicht sonderlich fantasievoll – der Ärger aber, wegen der Kosten für die erforderliche Beseitigung des Schadens, immer groß. Umso origineller erscheint nun die Methode, welche sich die Stadt Borgentreich hat einfallen lassen, um jugendlichen Vandalismus zu verhindern. Archi
Die Botschaft von Schmierereien an öffentlichen Gebäuden, wie hier vor einigen Jahren an der Ernst-Leinius-Schule in Kassel, ist oft nicht sonderlich fantasievoll – der Ärger aber, wegen der Kosten für die erforderliche Beseitigung des Schadens, immer groß. Umso origineller erscheint nun die Methode, welche sich die Stadt Borgentreich hat einfallen lassen, um jugendlichen Vandalismus zu verhindern. Archi © Dieter Schachtschneider

Die Stadt Borgentreich erregte kürzlich Aufsehen wegen eines Beitrags der Satire-Sendung „ZDF Magazin Royale“ von Jan Böhmermann.

Borgentreich – In einigen deutschen Städten – auch in der wenige Kilometer von Trendelburg und Liebenau entfernten Stadt Borgentreich – werden Ultraschall-Anlagen genutzt, um Jugendliche daran zu hindern, sich an öffentlichen Plätzen aufzuhalten und dort Schäden anzurichten.

Die hochfrequenten Töne, die die Anlage aussendet, sollen dafür ausschlaggebend sein: Junge Menschen empfinden diese Töne als störend, gibt der Hersteller auf seiner Internetseite an. Menschen, die über 25 Jahre alt sind, nähmen den Ton häufig gar nicht wahr. Das Problem: Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin habe in einem Gutachten festgestellt, dass das Gerät für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen nicht völlig unbedenklich sei. Das Gutachten aus dem Jahr 2007 wurde vom niedersächsischen Familienministerium in Auftrag gebeben.

Jugendliche sollen sich an die Regeln halten

Böhmermann kritisiert in seiner Sendung die Nutzung der Geräte namens „Mosquito“. Einige Städte haben daraufhin bereits die Anlagen außer Betrieb genommen – in Borgentreich nicht, berichtet Bürgermeister Nicolas Alexander Aisch auf Anfrage unserer Zeitung. Für ihn sei der Beitrag der ZDF-Sendung übertrieben. Das Gerät sei in einer „klitzekleinen Ecke auf dem Schulgelände“ angebracht, konkret handle es sich dabei um eine Fläche von etwa 15 Quadratmetern. Dort hätte sich häufiger eine kleine Gruppe von Jugendlichen aufgehalten und es sei zu Vandalismus gekommen. „Das Gerät beeinträchtigt die Schüler während des Unterrichts nicht“, sagt Aisch. Die genannte „Ecke“ befinde sich am Hintereingang des Lehrerzimmers und die Geräusche gelangten nicht in Reichweite von Schülern, die sich etwa auf dem Pausenhof oder in Klassenräumen befänden.

Primär wolle man damit auch nicht die Jugendlichen von diesem Ort fernhalten, sondern gegen Vandalismus vorgehen. „Die Jugendlichen können sich dort an sich aufhalten, sie sollten sich aber an Regeln halten.“ Da aber dort immer wieder „gezündelt“ worden sei und Unrat liegengelassen wurde, habe man das „Mosquito“-Gerät im Sommer 2022 angeschafft.

In diesem Zusammenhang verwies Borgentreichs Bürgermeister auf den Brand an einer Schule im vergangenen Jahr in Beverungen: Weil in der Nähe des Schulgebäudes Jugendliche mit Feuer hantiert hatten, brannte das Haus ab (wir berichteten). „So etwas wollen wir verhindern“, sagt Aisch.

Zuspruch statt Kritik

Die Möglichkeit, dass die hochfrequenten Töne gesundheitliche Folgen auslösen könnten, bewertet Aisch als gering. Außerdem bestehe keine Notwendigkeit, sich an diesem Ort auf dem Schulgelände aufzuhalten. „Wir wollen unterbinden, dass Dinge im öffentlichen Raum nicht beschädigt werden.“ Aus der Bevölkerung Borgentreichs habe es zudem bisher keine Kritik, sondern eher Zuspruch zu dem Störsender gebeben.

Eine Alternative für die „Mosquito“-Anlage sei momentan nicht in Sicht, berichtet der Bürgermeister. Man habe anfangs über Überwachungskameras nachgedacht, doch im öffentlichen Raum sei das häufig mit einigen Hürden verbunden. Die Stadt wolle jedoch im kommenden Sommer prüfen, ob der Störsender noch notwendig sei. „Wir gehen damit nicht blindlings um.“

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