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Brennholz bleibt gefragt: Forstämter im Kreis Kassel können die Nachfrage nicht bedienen

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Von: Bernd Schünemann, Natascha Terjung

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Kamin statt Gasheizung: Die Nachfrage nach Brennholz ist weiterhin hoch. Grund dafür sind die gestiegenen Gaspreise, weshalb viele ihre vier Wände diesen Winter lieber mit einem Ofen oder Kamin heizen wollen. Symbo
Kamin statt Gasheizung: Die Nachfrage nach Brennholz ist weiterhin hoch. Grund dafür sind die gestiegenen Gaspreise, weshalb viele ihre vier Wände diesen Winter lieber mit einem Ofen oder Kamin heizen wollen. Symbo © Tanja Temme

Brennholz ist so gefragt wie noch nie: Wegen der gestiegenen Gaspreise wollten sich viele Menschen auch im Landkreis Kassel mit Holz für den Winter rüsten – doch manche gingen leer aus.

Kreis Kassel – Wegen der gestiegenen Gas- und Ölpreise ist die Nachfrage nach Brennholz diesen Winter enorm hoch. Um dem nachkommen zu können, hatte Hessen Forst zu Beginn der Saison im Herbst 2022 die Abgabemengen begrenzt. Manche Kunden gingen aber leer aus.

Beim Forstamt Wolfhagen habe man eine Warteliste für Brennholz gehabt, berichtet Produktionsleiterin Britta Winterhoff. „Einen Großteil der Kunden auf der Warteliste konnten wir bedienen, einige bekommen ihr Holz aber erst im März.“ Wegen des „Holz-Hypes“ sei so mancher Kunde jedoch leer ausgegangen. Dazu käme, dass einige Waldbereiche des Staatswaldes Schutzgebiete seien und dort 100-jährige Buchen nicht mehr abgeschlagen werden dürften. Daran hänge auch „viel Brenn- und Industrieholz“. Die Trockenheit der vergangenen Jahre habe ebenfalls Spuren im Wald hinterlassen.

Brennholz-Nachfrage im Kreis Kassel enorm: Holzmenge ist von vornherein begrenzt

Auch beim Forstamt Reinhardshagen haben viele auf der Suche nach Brennholz angefragt. Längst nicht alle Anfragen konnten bedient werden. Generell könne das Forstamt nur so viel Holz aus dem Wald ernten, wie nachwächst, erklärt Klemens Kahle für das Forstamt. Das gelte auch für Brennholz. Damit sei die Menge von vornherein begrenzt.

Um angesichts der vielen Anfragen möglichst viele Kunden bedienen zu können, wurde die Abgabemenge landesweit gedeckelt, erläutert Kahle. Privathaushalte bekommen maximal zehn Festmeter Holz, auch für gewerbliche Kunden wurde die Abgabe begrenzt.

Brennholz: Holzreste bei Durchforstung

Als Brennholz geben die Forstämter Holzreste ab, die bei der Durchforstung entstehen. Das können zum Beispiel die Kronen von Buchen oder Eichen sein. Auch Bäume, aus denen keine hochwertigen Bretter oder Furniere hergestellt werden können, werden als Brenn- oder Industrieholz genutzt. Wer Brennholz im Staats- oder Gemeindewald bearbeiten will, muss dazu einen Motorsägenschein vorlegen und eine Sicherheitsausrüstung tragen.

Auf der Suche nach Holz hätten viele Interessenten im Forstamt angerufen. Zumindest Bestandskunden habe das Forstamt bedienen können – aber nicht in der gewohnten Menge, erklärte Kahle. Zwischen 3000 und 4000 Festmeter Brennholz ständen im Reinhardswald jährlich zur Verfügung.

Erschwerend kam hinzu, dass die Forstämter konsequent auf Internet-Bestellung umgestellt haben. Diese Regelung war für den Winter 2021/22 eingeführt worden, berichtet Kahle. Konsequent musste sie in diesem Winter umgesetzt werden.

Die anhaltend hohe Nachfrage bestätigt Cord Brand vom Forstamt Hessisch Lichtenau, zuständig für den Staats- und Gemeindewald in Kaufungen. Auch in Kaufungen gebe es Staatswald in geschützten Gebieten, in denen alte Laubbäume geschont werden. Damit sinke die Produktion – und die Menge an Brennholz.

Forstämter im Kreis Kassel: Der Waldzustand ist kritisch

Brennholz zum Heizen ist in diesem Winter so gefragt wie noch nie: Wegen der gestiegenen Gaspreise wollten sich viele Menschen auch im Landkreis Kassel mit ausreichend Holz für den kalten Winter rüsten – doch nicht jeder hat Holz bekommen.

Laubwald: Die Buche prägt das Gesicht der nordhessischen Wälder. Die Nachfrage nach ihrem Holz nimmt stetig zu.
Laubwald: Die Buche prägt das Gesicht der nordhessischen Wälder. Die Nachfrage nach ihrem Holz nimmt stetig zu. © Norbert Müller

In Grebenstein habe das sogar bei einigen Kunden für „emotionale Reaktionen“ gesorgt, wie Bürgermeister Danny Sutor berichtet. Man bemühe sich zwar, dass jeder, der Brennholz haben möchte, auch welches bekomme. Doch die hohe Nachfrage und der Auftrag, den Wald nachhaltig zu bewirtschaften, hätten dies für diese Saison nicht möglich gemacht. „Wir schlagen nicht mehr ab, als nachwachsen kann“, sagt Sutor.

Dazu käme der Gesundheitszustand der Stadtwälder in Grebenstein und Liebenau, um die sich der dafür zuständige Revierförster Günter Koch sorgt. Seit fünf Jahren sei vor allem das Niederschlagsdefizit ein Problem. Den Wassermangel könne man im Wald nicht ausgleichen. Um den Bedarf für Holz für diese Saison trotzdem decken zu können, habe man schon Baumbestände eingeschlagen, die eigentlich erst im kommenden Jahr dran gewesen wären, sagt Koch. Das sei jedoch keine Dauerlösung.

Brennholz darf nicht feucht verbrannt werden

Wie nun mit den Kunden umgegangen wird, die noch kein Holz bekommen haben, ist laut Danny Sutor noch nicht geklärt: „Wir suchen nach einer Lösung.“ Wahrscheinlich werde aber nicht jeder zufrieden gestellt werden können. Zudem müsse bedacht werden, dass Brennholz auch einige Zeit lagern müsse, bevor es verbrannt werden kann. „Wer mit Holz heizt, hat Verantwortung“, sagt Revierförster Koch. Das wüssten einige nicht.

Sorgen sich um den Wald: Grebensteins Bürgermeister Danny Sutor (links) und Günter Koch vom Forstamt Wolfhagen, zuständig für die Stadtwälder von Grebenstein und Liebenau.
Sorgen sich um den Wald: Grebensteins Bürgermeister Danny Sutor (links) und Günter Koch vom Forstamt Wolfhagen, zuständig für die Stadtwälder von Grebenstein und Liebenau. © Natascha Terjung

Ähnliche Erfahrungen machten auch die Forstamtsmitarbeiter in Reinhardshagen in den vergangenen Wochen. Um den Preissteigerungen für Gas oder Heizöl zu entgehen, hätten viele Menschen erstmals auf Brennholz gesetzt – ohne den Umgang damit zu kennen. So hätten manche Kunden gedacht, sie könnten das Holz aus dem Wald direkt in ihrem Ofen verfeuern, berichtet Klemens Kahle vom Forstamt Reinhardshagen.

Das ist jedoch nicht möglich. Bevor ein Holzscheit verbrannt werden kann, muss er erst trocknen. Das dauert in einem wettergeschützten Holzstapel mindestens zwei Jahre. Oder das Holz wird zum Beispiel mit der Abwärme von Biogasanlagen maschinell getrocknet. Als den Interessenten das klar geworden sei, hätten etliche auf eine Bestellung verzichtet. Brennholz kann auch nicht auf dem kürzesten Weg aus dem nächstgelegenen Wald geholt werden.


Das Forstamt bündele die Abgabe an einzelnen Punkten im Wald, erläuterte Kahle weiter. Da manchen der Weg zu weit gewesen sei, hätten sie ebenfalls auf eine Bestellung verzichtet. So verschärfte sich die Nachfrage-Situation zumindest nicht noch mehr.

Nachfrage nach Brennholz ist hoch – Förster rechnet mit weiteren Schäden im Wald

„Um die Buche muss man sich mittelfristig Sorgen machen“, sagt Friedrich Vollbracht, Revierförster im Wolfhager Stadtwald. Trotzdem habe er der erhöhten Nachfrage nach Brennholz noch nachkommen können. Er gibt aber zu bedenken, dass die Situation im Wald künftig unbeständiger werden wird: „Manchmal gibt es mehr Holz, manchmal weniger“, erläutert Vollbracht. Derzeit sei die Lage im Stadtwald entspannt, doch der Revierförster rechne bereits mit weiteren Schäden in nächster Zeit, denn: „Die Klimaerwärmung setzt sich fort.“

Aufgrund der unbeständigen Situation werde es künftig schwieriger, genaue Holzmengen im Voraus zu kalkulieren. Daher rät Vollbracht – anstatt zu „hamstern“, wie es einige diesen Winter tun wollten – den Holzvorrat aufzustocken, wenn es einen Überschuss gibt und keinen Mangel. (Natascha Terjung/Bernd Schünemann)

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