Hofgeismar feiert 800 Jahre in kleinen Häppchen

Hofgeismar ist als Stadt mindestens 800 Jahre alt. Das Jubiläum soll in vielen kleinen Häppchen begangen werden.
Hofgeismar. Wie groß soll gefeiert werden? Hofgeismar besitzt seit dem Jahr 1223 oder sogar seit 1210 Stadtrechte, doch es soll keine eigene große Feier zu 800 Jahren Stadt geben. Nachdem der Stadtverordnete Stefan Dworak (WSD) mutmaßte, man könne das Jubiläum im Rathaus vergessen haben, richtete er eine Anfrage an den Magistrat. Er wollte wissen, welche Aktivitäten geplant sind, ob die historischen Quellen nochmals geprüft würden und ob es ein Buch dazu gebe. Torben Busse nutzte die Stadtverordnetensitzung am Montag zu einer ausführlichen Antwort.
Viele Jubiläen
Es gebe in diesem Jahr noch weitere, teils runde Geburtstage wie 750 Jahre Hombressen sowie 175-, 75-, 50- und 40-jährige Bestehen von Vereinen und Verbänden und Partnerschaften sowie weitere Feste. Um diese Dichte an Festen nicht noch weiter zu steigern, hat der Magistrat kein explizites Jubiläumsfest beschlossen, sondern ist dafür, einige Aktivitäten im Sinne des Jubiläumsmottos „800 Jahre Stadtrechte“ zu bewerben oder zu ergänzen. Es ist geplant oder umgesetzt:
Briefkopf und Marke
Der Briefkopf der Stadtverwaltung wurde um den Hinweis auf das Stadtrechtsjubiläum mit dem Mainzer Rad und dem Schriftzug „800 Jahre Stadtrechte 1223 – 2023“ für den Schriftverkehr bis zum 31. Dezember ergänzt.
Als Privatinitiative wird es zudem eine Sonderbriefmarke zum Stadtjubiläum geben. Die Briefmarkensammlergemeinschaft Hofgeismar hat zudem geholfen, von der Deutschen Post einen Sonderstempel zum Sammlertreffen am 30. Juli zu bekommen. Auf ihm sind das Mainzer Rad als Teil des Stadtwappens sowie ein Bild des gotischen Altstädter Abendmahlkelches zu sehen, der vermutlich in der berühmten Klosterwerkstatt Helmarshausen geschaffen wurde.

Bald auch Grenzbegang
Die Stadt überlegt, ab diesem oder dem Folgejahr einen Grenzbegang einzuführen, wie es ihn auch in anderen Kommunen gibt, um in Etappen die Grenzen der Stadtgemarkung (immerhin 86 Quadratkilometer) zu erwandern. Das werde ein erlebbarer Teil der Stadtgeschichte.
Konzert mit Paul Potts
Um den Veranstaltungen des Kulturforums Hofgeismar keine Konkurrenz zu machen, konzentriert sich die Stadt auf das Weihnachtskonzert, für das ein Weltstar engagiert wird: Der Tenor Paul Potts, der durch die Teilnahme an der britischen Castingshow Britain’s Got Talent 2007 weltbekannt wurde. Hinzu kommen kleine Konzerte und das Sommerkino.
Viehmarkt
Beim Viehmarkt-Samstagvormittag für Jung und Alt wird das Jubiläum Thema sein, ebenso beim Festumzug am Viehmarktsonntag. Mit dem Motto „800 Jahre Stadt - Hofgeismars unendliche Geschichte“ soll er die Vergangenheit der Stadt darstellen und zugleich einen Blick in die weitere Zukunft werfen.
Dornröschen-App
Die städtische Symbolfigur Dornröschen wird als virtuelle Figur in 3D in sogenannter „Augmented Reality“ („erweiterter Realität“) zunächst sechs - bei Akzeptanz auch mehr - Punkte der Stadtführungen aufnehmen und erzählerisch darstellen. Startpunkt ist das Dornröschendenkmal. Später sollen auch historische Fotos ins heutige Stadtbild eingeblendet werden können.
Einweihungen
Über die Hälfte der 800 Jahre existiert bereits das Haus Markt 5. Nach beendeter Sanierung soll es im Herbst eine angemessene Einweihungsfeier mit Jubiläumscharakter geben. Die Fertigstellung der Marktstraße als letzter Teil der vor etwa zehn Jahren begonnenen Fußgängerzonensanierung soll in eine Einweihungsfeier münden.
Privatinitiativen
Es gibt Privatinitiativen zur Aufwertung des Würfelturms (die HNA berichtete), zum Stadtjubiläum gibt es neben der Sonderbriefmarke auch eine Sonderedition Gin. Der vom Bündnis Innenstadt angeregte Feierabendmarkt soll an mindestens einem Tag in diesem Jahr als Jubiläumsmarkt stattfinden.
Weitere Projekte
Die weiteren Vorschläge und Projekte hier in Stichworten: Historische Stadtführung, Nacht- und Märchenmotivführungen, eventuell Oldtimer-Rallye über die Ortsteile als touristische Werbung (Motto: „Alte Stadt trifft alte Fahrzeuge“), Buchveröffentlichung und Sonderausstellungen der Museen zur Stadtgeschichte, Tagung der Arbeitsgemeinschaft Pharmaziehistorischer Sammlungen und Museen vom 20. bis 22. Oktober nicht in Berlin oder Heidelberg, sondern ausnahmsweise in Hofgeismar, „Putztag“ in der Stadt, sofern Mandatsträger und Schulen sich Vorbild gebend beteiligen, Sichtbarmachung der in den 1990er Jahren quasi als Zahlungsmittel nutzbaren „Märchentaler“ der Gemeinschaft für Handel und Gewerbe (zum Beispiel Installation einer „Talerwand“ in Markt 5), Partnerschaftsfahrten nach Pont-Aven (12. bis 16. Juli) und 750 Jahre Bad Blankenburg (2. Juli).
Endlich wieder Silvesterparty geplant
Es gibt zudem die Idee, die Stadtrechte zu einem Schwerpunkt des Weihnachtsmarktes zu machen und dann das Jubiläumsjahr mit einer lange vermissten Silvesterfeier auf dem Marktplatz enden zu lassen. In den vergangenen Jahren war sie ausgefallen, weil sich kein Gasttronom mehr für die Bewirtung fand. (Thomas Thiele)