Denn der Deutsch-französische Freundschaftsvertrag, den Bundeskanzler Konrad Adenauer und Staatspräsident Charles de Gaulle 1963 unterzeichneten und der die spätere europaweite Kooperation einleitete, der wurde mit angeregt, weil de Gaulle von einem Vertrag erfuhr, den zehn Jahre zuvor, nämlich am 8. Mai 1953, zwei katholische Geistliche vereinbart hatten.
Der Hofgeismarer Dechant Joseph Weber hatte nach den Ursachen der langen Feindschaft zwischen Deutschland und Frankreich gesucht, die Ideologien ermittelt, die zu Kriegen führen und sich dann in Frankreich eine Kirche gesucht, die unter demselben Schutzpatron steht wie die katholische Kirche St. Peter in Hofgeismar. Er fand sie in der Kirchenburg des Klosters auf dem berühmten Mont Saint Michel in der Normandie. Er reiste damals, was noch sehr gewagt war, nach Frankreich und brachte eine in Latein und Französisch verfasste Freundschaftsurkunde mit, die immer noch existiert.
Diese und andere ungewöhnliche Fakten beeindruckten die Gäste aus Pont-Aven ebenso wie die Erlebnisse bei einer Wanderung mit fast 40 Personen von Carlsdorf bis ins ebenfalls vor rund 320 Jahren von französischen Glaubensflüchtlingen gegründete Schöneberg. Pont-Avens Bürgermeister Dautel gefielen die Kultur-Landschaft mit bäuerlichem Hintergrund, die freundlichen Menschen, das nordhessische Essen beim Heimatverein im Schöneberger Hugenottenhaus und vor allem die Idee, bei einer Wanderung den Kopf frei und gemeinsam ins Gespräch zu kommen. (Thomas Thiele)