Katzen, Igel, Waschbären und Vögel betroffen
In Schöneberg sterben seit Jahren Tiere aufgrund von Rattengift
Die Familien Ziesing und Nies in Schönberg hatten Kater Piet schon zwei Tage nicht mehr gesehen. Als sie ihn schließlich fanden, war es schon zu spät.
Schöneberg - „Der zutrauliche Kater verblutete innerlich, er hatte Krämpfe und starke Schmerzen. Piet zuliebe ließen wir ihn einschläfern“, berichtet Eva Nies (20), der das Tier schon seit ihrer Jugend ein bester Freund war, der „immer an meiner Seite blieb, egal welche Menschen kamen und gingen.“
Mit ihr trauern auch weitere Familien in Schöneberg, denen der etwa neun Jahre alte Kater ans Herz gewachsen war. Der Freigänger war in Schöneberg in verschiedenen Häusern unterwegs und ließ sich von vielen Menschen kraulen und verwöhnen. Die wiederum bauten eine starke Beziehung zu dem Tier auf und fühlten sich ihm verbunden.
Gut ein Dutzend Tiere durch Rattengift gestorben
Der zweite Kater der Familie Nies, Maurizio, hatte schon mehrfach Vergiftungen erlitten und überlebte die letzte im Januar nur ganz knapp. Schlimmer traf es nun Piet, der einen grausamen Tod erlitt. Und zwar durch Rattengift, wie die örtliche Tierärztin feststellte. Schon seit 2012 führt sie Buch über derartige Vergiftungen und Todesfälle bei Tieren. Inzwischen ist gut ein Dutzend Fälle von toten Igeln, Hunden, Katzen, Waschbären und Vögeln dokumentiert, die im Ort durch Rattengift starben.
Diese Biozide verätzen die Organe und zerstören die für den Sauerstofftransport nötigen roten Blutkörperchen, sodass die Tiere innerlich verbluten und ersticken.
Auf Rattengift verzichten
Da es verschiedene Arten von Ködern gibt, kann es passieren, dass die Köder selbst von Hunden, Katzen oder Vögeln gefressen werden. Oder aber die eigentlichen Zieltiere, die Mäuse und Ratten, haben das Gift gefressen, werden schwächer und von den Katzen erbeutet. In ihnen wirkt das Gift dann weiter, ebenso tödlich.
Offenbar gibt es immer noch viel Unwissen im Umgang mit Rattengift, meinen die Familien Nies und Ziesing. Sie haben deshalb einen Brief verfasst, den sie gerade an möglichst viele Haushalte verteilen und darauf hinweisen, was Rattengift im Körper auslöst und welche Folgen es hat. „Vielleicht wissen das die Benutzer von Rattengift nicht, dass es nicht nur die Ratten und Mäuse trifft, sondern auch andere Tiere“, sagt Eva Nies. Beide Familien appellieren deshalb an die Bürger, mutig zu sein und andere ansprechen, wenn sie jemanden beim Köderauslegen beobachten. Sie bitten, auf Rattengift zu verzichten, da es ja auch andere Methoden gebe, das Auftreten von Ratten und Mäusen zu verringern, nicht zuletzt die klassischen Schlagfallen.
Weil vor allem Essen die Nager anlockt, empfehlen sie, keine Essensreste – vor allem kein Fleisch und keine Knochen – auf den Komposthaufen oder in die Toilette zu werfen, Lebensmittel richtig zu lagern, Schlupflöcher zu verschließen, notfalls einen Schädlingsbekämpfungsprofi zu engagieren – oder eine Katze zu halten. (Thomas Thiele)