Klosterkirche Lippoldsberg: In der Ruhe liegt die Kraft

Die alten Gemäuer der Klosterkirche in Lippoldsberg sind voller Leben: Für Pfarrer Christian Trappe ist die Klosterkirche ein Ort der Begegnung.
Lippoldsberg – Die Steine der Klosterkiche Lippoldsberg sprechen für sich selbst. Fast 500 Jahre lang waren hier Benediktinerinnen zu Hause. Die Geschichte in den Gemäuern ist noch immer zu spüren: Ein Ort, an dem man still wird.
Die Klosterkirche St. Georg und Maria wurde um 1150 errichtet und blieb seitdem im Wesentlichen unverändert erhalten. „Der Bau des Klosters war eine gewaltige Leistung, wenn man bedenkt, dass die massiven Steine der Klostergemäuer mit einem Kahn weseraufwärts befördert wurden“, erklärt Pfarrer Christian Trappe, der seit 1993 für die Klosterkirche zuständig ist.
2003 wurde die romanische Basilika als Zeugnis der Klosterkultur im Weserraum von dem hessischen Landesamt für Denkmalpflege zum nationalen Kulturgut erklärt. Neben dem Gebet und der schlichten Lebensweise gehörte Gastfreundschaft zum klösterlichen Wesen. Auch heute noch sei das der Anspruch, mit dem Besucher hier aufgenommen werden, so der Pfarrer, denn in der benachbarten Klosterherberge kann man heute noch übernachten.

Klosterkirche Lippoldsberg: Das Schöne liegt in der Schlichtheit der Gemäuer
Mit dem Tod der letzten Nonne 1569 ging auch das Klostertum in Lippoldsberg zu Ende. Seit 500 Jahren, ist die Klosterbasilika nun eine evangelische Kulturkirche: „Wir öffnen unsere Kirchenräume für viele Konzertprogramme“, erklärt Christian Trappe. „Wir wollen einen Ort schaffen, an dem die Leute die Möglichkeit haben, sich auf unterschiedliche Weise dem Glauben zu nähern.“ Wer die Klosterkirche betritt, muss keine Stufen erklimmen. Hinter der einfachen Holztür öffnet sich ein Raum erhabener Schlichtheit. Zunächst betreten Besucher eine weitläufige Vorhalle. Die beiden Säulenreihen begleiten den Besucher auf seinem Weg in die Kirche.
Das Hauptschiff der Kirche liegt höher als die Seitenschiffe. So entsteht ein Spiel von Licht und Schatten. „Das Schöne liegt in der Schlichtheit der Gemäuer“, erklärt Christian Trappe. Die hohen Decken und die großen Rundbögen lassen die Basilika offen und erhaben erscheinen. In der Mitte des Hauptschiffes steht ein massiver Altarblock, der seit 1958 das Zentrum der Klosterkirche bildet.
Das Kreuz, das zentrale Symbol der Christen, bildet den Grundriss der Kirche. Auffällig ist, dass keine Kreuze oder Christusdarstellungen die Wände der Basilika zieren. „Hier in der Kirche ist Christus kein fremdes Gegenüber, sondern offenbart sich in unserm Inneren“, erklärt der Pfarrer. „Die Kirche ist ja nicht dafür da, sich Religion nur anzuschauen, sondern hier Gott in der Stille zu begegnen.“

Die Gebetskapelle: Im brennenden Dornenbusch können Besucher Gott begegnen
Deswegen wurde lange mit der Entscheidung gerungen, die Gebetskapelle neu zu gestalten, so Trappe. Für Besucher, die unter der Woche zu einer privaten Andacht kommen, wurde in der Kapelle ein Ort geschaffen, in der sie zur Ruhe kommen können.
Beim Betreten der Kapelle fällt der Blick direkt auf eine Stahlskulptur. Dornenranken umschließen eine Kerze am Ende der Kapelle. Das Kunstobjekt, gefertigt von dem Metallbildhauer Matz Schulten aus Gottsbüren, symbolisiert den brennenden Dornenbusch. „Wir haben lange darüber nachgedacht, ob wir das Projekt umsetzen“, sagt Trappe. Das Symbol des brennenden Dornbuschs erscheine der Kirchengemeinde besonders geeignet, weil es auch Menschen anspreche, die keine Christen seien.
In der biblischen Geschichte offenbart sich Gott Moses aus einem lodernden Busch heraus mit den Worten: „Ich bin, der ich bin; ich werde sein, der ich sein werde.“Der Pfarrer ist überzeugt: „So wie Gott sich in dieser Geschichte nicht auf einen eindeutigen Namen oder eine bestimmte Gottesvorstellung festlegen lassen will, so wird auch niemand auf die Idee kommen, den Dornenbusch als ein heiliges Bild zu verehren.“ Der Pfarrer ist sich sicher: „Glaube ist nicht statisch und nicht an ein Kreuz gebunden.“ Schließlich könne Gott auch uns, wie Mose damals, aus dem Feuer des Busches heraus begegnen.

Die Klosterkirche Lippoldsberg ist ein Ort der Besinnung
Nicht nur Gläubige, sondern auch Touristen würden die alten Klostergemäuer aufsuchen. Für Christian Trappe ist die Klosterkirche ein Ort der Besinnung: „Zwischen den Steinen ist das Leben spürbar.“ Von Stefanie Lipfert
