1. Startseite
  2. Lokales
  3. Hofgeismar
  4. Hofgeismar

Montags-Spaziergänger in Hofgeismar sind jetzt gegen Waffenlieferungen

Erstellt:

Von: Gerd Henke

Kommentare

Sie sind gegen deutsche Waffenhilfe: Bei den Spaziergängen am Montagabend in Hofgeismar geht es längst nicht mehr nur um die Coronakrise. Seit Monaten nehmen die Protestler auch zum Ukrainekrieg Stellung.
Sie sind gegen deutsche Waffenhilfe: Bei den Spaziergängen am Montagabend in Hofgeismar geht es längst nicht mehr nur um die Coronakrise. Seit Monaten nehmen die Protestler auch zum Ukrainekrieg Stellung. © Tanja Temme

Bei den Montags-Spaziergängen in Hofgeismar geht es schon länger nicht mehr um Corona. Jetzt kritisieren sie die militärische Unterstützung für die Ukraine.

Hofgeismar – Es ist ziemlich ungemütlich am Montagabend. Über den Hofgeismarer Marktplatz weht ein kalter Wind. Wie schon an den vergangenen Montagen versammelt sich hier wieder ein kleines Grüppchen. Diesmal sind es etwa ein Dutzend Menschen. Beobachter sagen, es seien schon mal mehr gewesen.

Was vor zwei Jahren als Protest gegen die von Bund und Land verordneten Coronamaßnahmen begann, hat die Stoßrichtung geändert. Nun ist es der Krieg in der Ukraine und das Agieren der Bundesregierung, der den Unmut der Protestler auslöst. Sie nennen sich nach wie vor „Rote Linie Hofgeismar“.

Sahen sie bei Corona das erste Mal rote Linien überschritten, so war das bei den Sanktionsmaßnahmen gegen Russland das zweite Mal der Fall. Schnell wird in Gesprächen mit ihnen klar, dass Russland ein Opfer westlicher und insbesondere deutscher Politik ist. Auf die Spitze getrieben sehen sie die aus ihrer Sicht verfehlte deutsche Politik nun bei den Waffenlieferungen an die Ukraine.

„Es reicht“ steht denn auch auf den neongrünen Warnwesten, die zwei der Montags-Protestler tragen. „Es reicht“ ist für sie inzwischen zu einem Allzweck-Slogan geworden. Er kann gegen die Coronapolitik ebenso wie gegen die Ukraine-Unterstützung gezogen werden.

Montags-Spaziergänger in Hofgeismar kritisieren Waffenlieferungen vom Westen an die Ukraine

„Nie wieder Krieg“ war ein Banner, den die Gruppe vor einigen Wochen mit sich trug. Doch adressiert ist diese Forderung nicht etwa an Russland, sondern an den Westen. Der ist nach ihrer Überzeugung der wahre Kriegstreiber.

Miriam Schmidt kommt wöchentlich aus Espenau und nimmt am Montagsmarsch teil. „Ich bin für Frieden“, steht auf dem Schild, das sie vor sich trägt. Die Espenauerin war schon gegen eine Impfpflicht und Coronamaßnahmen auf der Straße. Nun ist sie „ganz klar gegen Waffenlieferungen“. „Was geht es uns an, wenn in einem anderen Land Krieg geführt wird?“, fragt ein Mann und fügt hinzu, dass deutsche Waffen in der Ukraine nichts zu suchen haben.

Diesem Mann reicht es mit der Politik der Bundesregierung.
Diesem Mann reicht es mit der Politik der Bundesregierung. © Temme, Tanja

In den Augen einer Frau ist es „Selensky, der einfach nicht genug kriegt an Geld und Waffen.“ Ein Mann trägt eine Kerze mit sich, es soll ein Symbol für den Frieden sein. Auf die Feststellung, dass es doch Putin ist, der die Ukraine überfallen hat, morden und vergewaltigen lässt, entgegnet er, dass Russland sich bedroht fühlt. „Die Nato ist immer mehr an Russland herangerückt - da ist es verständlich, dass das Land sich wehrt“.

„Die Ukraine kauft bei den Amerikanern Waffen mit Geld aus Deutschland“, meint ein Ruheständler, Für einen anderen „ist die Ukraine keine Demokratie“, es gäbe keine freien Wahlen dort. Andere Argumente, andere Positionen lassen die wenigsten Montagsmarschierer gelten. Und so bleiben sie auch an diesem Montag unter sich. Auf dem Weg vom Markt auf die Bahnhofstraße nimmt kaum ein Passant Notiz von dem kleinen Zug durch die Stadt. (Gerd Henke)

Auch interessant

Kommentare