Nach Reise von HNA-Redakteur Gerd Henke: „Ukrainer geben nicht auf“

Die HNA im Kriegsgebiet: Helfer aus dem Kreisteil Hofgeismar ziehen Bilanz und sind vom Willen in der Ukraine beeindruckt.
Kiew/Hofgeismar – Das Haus in Stara Kotelny, einer Kleinstadt zwischen Zhytomyr und Kiew, ist Hospital, Altenheim und seit Kurzem auch Unterkunft für Gerettete aus Bachmut. Wer hier betreut wird, hat es vergleichsweise gut getroffen. Das Haus ist einfach ausgestattet, sauber und die beiden Ärztinnen und die Direktorin halten den Betrieb am Laufen. Nur die Betten: die sind gerade mal 70 Zentimeter breit, die Liegeflächen sind ausgeleierte Drahtgeflechte und dünne, durchgelegene Matratzen.
Als Dr. Lydmila Barabach Ottmar Rudert und Günter Rüddenklau die Gestelle zeigt, erkennen die beiden, dass hier Abhilfe zu schaffen ist. Sie wissen, dass in Bad Hersfeld 30 ausrangierte Krankenhausbetten bereitstehen. „Die können wir Ihnen mit dem nächsten Transport mitgeben“, sagen sie.
Nach Reise in die Ukraine von HNA-Redakteur Gerd Henke: Ukrainer unterstützen sich gegenseitig
Seit 2016 organisieren die beiden Biobauern Hilfe für die Ukraine. „Help Ukraine“, steht auf der Ladeklappe ihres Pickups. Dr. Barabach und Direktorin Olena Madsik freuen sich. Als die beiden Deutschen sich später verabschieden, werden sie von den Frauen geherzt und gedrückt.

Die Ukraine ist heute mehr denn je nicht nur auf militärische, sondern auch auf zivile und humanitäre Hilfe angewiesen. Und die bekommt sie – auch von Deutschland.
Doch die Ukrainer wissen sich auch selbst zu helfen. „In unserem Wohnblock hilft jeder jedem“, sagt Larissa, unsere Dolmetscherin. Obwohl sie den alten Mann drei Stockwerke über ihr vorher kaum kannte, kauft sie für ihn ein und schleppt ihm zwei volle Eimer hoch, wenn das Wasser mal wieder aus dem Tankwagen auf der Straße geholt werden muss. Neulich stand Larissa sechs Stunden in der Schlange vor der Apotheke, ihre Nachbarin brauchte Medizin. „So etwas macht jeder“, sagt Larissa, „das ist für uns normal.“
Wieder Dutzende Spendenangebote
Eine Woche hat HNA-Redakteur Gerd Henke die beiden Ukraine-Helfer Ottmar Rudert und Günter Rüddenklau begleitet. In dem Land spürten sie große Dankbarkeit. Gerade zurück erhielten sie wieder Dutzende Spendenangebote für Betten, Rollstühle, Rollatoren, Fahrräder. Die Finanzierung der Transporte läuft über das Spendenkonto beim Kirchkreisamt Hofgeismar-Wolfhagen DE13 5206 0410 0002 0001 05. Verwendungszweck: Ukrainehilfe.
Der Krieg ist allgegenwärtig in der Ukraine. Die Opferzahlen steigen und die Arm- oder Beinamputierten sieht man inzwischen häufiger auch in der Hauptstadt. Aber das Leben geht weiter. „Die Ukrainer haben gelernt, den Krieg in ihren Tagesablauf zu integrieren“, beobachtet Ottmar Rudert. So absurd es klingt, „dieser Krieg macht das Volk stärker.“
In Lwiw steht eine junge Frau an der Fußgängerampel. Auf ihrer Einkaufstasche steht: „Fight like Ukrainians“ (Kämpft wie Ukrainer). Eine Botschaft für die Welt? Vielleicht. „Dieses Volk werden die Russen nicht niederringen können“, sagt Günter Rüddenklau, „die geben nicht auf.“ (Gerd Henke)
Zuletzt traf HNA-Redakteur Gerd Henke in der Ukraine Überlebende der „Hölle von Bachmut“.