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Rätseln um Träne in Hümme nicht mehr nötig

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Von: Thomas Thiele

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Drei Männer stehen um eine Metallstele, einer schraubt am Boden zwei Schrauben an einer Metallplatte fest
Initiator und Bauhofleiter Manfred Falkenhain schraubte gestern die Tafel fest, mit dabei Ortsvorsteher Ingo Pies und Bürgermeister Torben Busse. © Thomas Thiele

Jetzt kann endlich jeder lesen, um was genau es sich bei dem langsam verwitternden Objekt an der Grundschule Hümme handelt - ein Kunstwerk.

Hümme. Das jahrelange Rätseln in dem nordhessischen Ort Hümme hat ein Ende: Jetzt kann jeder Passant lesen, um was es sich bei der Skulptur aus Stein und Metall handelt, die auf dem kleinen Rasendreieck nahe dem Eingang der Grundschule zwischen Schulstraße und Friedhofsweg steht. Es ist ein Kunstwerk des teilweise in Hümme aufgewachsenen Grafikers, Erzählers und Bildhauers Pit Morell mit dem Titel „Eine Träne in Hümme“.

Milliarden Jahre alt

Die etwa 1,60 Meter hohe Skulptur aus Walzstahl, hergestellt vom Metallbaumeister Robert Charles Morell in Hamburg, besitzt im oberen Drittel ein quadratisches Fenster, in dem ein großer Stein scheinbar schwebt. Es ist ein am Roten Kliff bei Kampen auf Sylt gefundener Biotit-Gneis. Dieses Umformungsgestein, das durch seinen hohen Anteil an Feldspat glimmert, stammt aus großen Tiefen, wurde durch Erosion oder Tektonik freigelegt und gehört zu den ältesten, mehrere Milliarden Jahre alter Gesteinen der Erde.

Schon 2009 aufgestellt

Ganz neu ist das bislang scheinbar anonyme Kunstwerk nicht. Es wurde aufgestellt nach einer Kunstausstellung, die die Initiative Unser Dorf im Jahre 2009 in und um die Dorf- und Kulturscheune Hümme organisiert hatte. Die Initiative lief unter dem Stichwort „Kunstdïnger“, eine Kombination aus Kunst, Dinge und Kunstdünger, weil in der Scheune früher Dünger gelagert wurde.

Im Oktober 2009 war der seit Jahrzehnten im Künstlerdorf Worpswede bei Bremen lebende Künstler Jean Pierre „Pit“ Morell nach Hümme gekommen, um bei der Enthüllung am aktuellen Standort dabei zu sein. Weil die Zuschauerzahl eher klein war, neben den Vertretern der Dorfinitiative auch noch eine Schulklasse der benachbarten Grundschule, blieb die Herkunft des Kunstwerks ein Wissen für wenige.

Ein Mann mit grauen Haaren beugt sich herunter zu einem großen Stein, der in einer Metallplatte befestigt ist. Im Hintergrund schauen Schüler zu.
Künstler Pit Morell hatte sein Kunstwerk vor 13 Jahren vor den Augen einer Schülergruppe und der Initiative Unser Dorf enthüllt. © Thomas Thiele

Weil es in den vergangenen Jahren immer wieder Nachfragen nach der Bedeutung und Herkunft der Skulptur gab („Sach ma, was soll das eigentlich?“), wurde Manfred Falkenhain aktiv. Er fragte bei Pit Morell, der in der Regel nur per Brief erreichbar ist, an, ob er mit dem Anbringen eines Hinweisschildes an der Stele einverstanden sei, damit Bürger, Spaziergänger und Kunstinteressierte „mal einen Hinweis bekommen, was die Stele darstellen soll, von wem die Idee stammt und wer es hergestellt hat“.

Nachdem Pit Morell die Idee gut fand und sie auch bei Bürgermeister Torben Busse auf Interesse stieß, entwarf Falkenhain mit den von Morell beigesteuerten Angaben einen Entwurf für eine Tafel. Pit Morell wünschte noch eine Änderung der Schriftfarbe von Schwarz in Weiß, weil die bei der Verwitterung besser zum Charakter des Wind und Wetter ausgesetzten Kunstwerkes passt. Die Gravurwerkstatt Krug in Grebenstein setzte das Vorhaben dann um.

Erfolgreicher Künstler voller Fantasie

Der 1939 als Nachfahre hugenottischer Einwanderer in Kassel geborene Pit Morell kam über Hohenkirchen und Gottsbüren nach Hümme, wo er drei Jahre seiner Jugend verlebte und den Bildhauer und Maler Wilhelm Hugues kennenlernte, was ihn sehr prägte. Dass Dorf Hümme und seine Erlebnisse von dort tauchen als Motiv in Morells Fantasieort „Humi“ auf, den der Maler, Grafiker, Radierer, Zeichner, Illustrator, Bildhauer, Lyriker und Erzähler, der auch 1977 bei der documenta ausstellte, seit Jahrzehnten mit fantastischen Figuren bevölkert. (Thomas Thiele)

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