Ökologischer Freiwilligendienst: Den grünen Daumen zum Beruf machen

Hofgeismar. Ob im Tierpark, auf einem Reiterhof oder in einer Gärtnerei - der ökologische Freiwilligendienst bietet vielen jungen Erwachsenen die Chance, Erfahrungen zu sammeln.
Um 5 Uhr morgens klingelt der Wecker, um 6 Uhr beginnt in der Wintersaison der Arbeitstag für Josua Anders. Der 19-Jährige absolviert zurzeit einen Ökologischen Bundesfreiwilligendienst (ÖBFD) in der Gärtnerei Baunataler Werkstätten in Hofgeismar. „Mir war es wichtig, später einen künstlerischen Beruf zu haben“, sagt Anders, der Landschaftsarchitektur studieren möchte.
Die Gärtnerei, in der auch Menschen mit Handicap eingestellt sind, ist eine von 50 verschiedenen Einsatzstellen für Freiwilligendienste der Diakonie Hessen.
Der ÖBFD biete ihm die Möglichkeit, sich mehr Wissen anzueignen, so Anders. Schon bei seinen Großeltern habe er oft und viel im Garten zu tun gehabt. „Die Arbeit mit Pflanzen hat mir Spaß gemacht, für mich war das hier aber auch eine Möglichkeit zur Orientierung nach dem Abitur, ob es auch das Richtige für mich ist.“
Sehen, wie Arbeit ist
Wenn man sein halbes Leben in der Schule war, sei es gut zu sehen, wie Arbeit wirklich ist, sagt der Hofgeismarer. Gerade beim Handwerksberuf in einer Gärtnerei werde auch körperlich einiges gefordert. „Anfangs war man ziemlich geschafft, wenn man von der Arbeit nach Hause kam.“ In der kalten Jahreszeit gehört beispielsweise der Winterdienst zu seinen Aufgaben. Das bedeutet: früh aufstehen, Schnee räumen und Salz streuen. „Aber es macht wirklich Spaß“, sagt Anders lachend, „gerade das ist wichtig, dass man merkt: Das Berufsleben ist gar nicht so schlimm.“
Das Besondere an seiner Arbeit in der Gärtnerei sei der soziale Schwerpunkt. In der Gärtnerei produzieren sie nicht nur viele Pflanzen, Blumen und Gemüse. Die Freiwilligen betreuen zudem auch die Mitarbeiter mit Handicap. Sorgen habe er nicht gehabt, ob er mit ihnen klarkommen würde, im Gegenteil – neue Leute kennenlernen, war eines seiner Ziele für das Freiwilligenjahr.
„Die Arbeit mit ihnen ist auf der einen Seite sehr interessant, auf der anderen aber auch teilweise anstrengend“, sagt Anders. Einige Beschäftigte brauchten viel Aufmerksamkeit, und wenn man ihnen die nicht schenke, mache man sich manchmal unbeliebt, sagt Anders leicht schmunzelnd.
Für ihn steht fest: Sein Berufswunsch hat sich durch die Arbeit hier noch mehr gefestigt. „Ich habe mich persönlich weiterentwickelt und mehr soziale Kompetenz erlangt.“
Eigene Ideen einbringen
Ein besonderer Augenöffner waren für ihn aber auch die Bildungsseminare. Dabei wählen und gestalten die Teilnehmer ihre Themen. Von der Recherche bis zu Einladung von Experten – sie nehmen alles selbst in die Hand. „Die Seminare prägen einen sehr“, sagt Anders. Beispielsweise das Thema erneuerbare Energien habe ihn sehr bewegt.
Als ÖBFD-ler hätten sie zudem auch die Möglichkeit, sich als Gemeinschaft Gehör in der Politik zu verschaffen. In politischen Seminaren bringen sie eigene Ideen ein, die ihre demokratisch gewählten Sprecher auf Bundesebene an die Politiker herantragen und besprechen können.