Ostheimer prägte Verband über Jahre
Der ehemaliger Geschäftsführer des Bauernverbandes Friedrich Rudert wird heute 70
Als er 1978 sein Amt antrat, war er mit 27 Jahren der jüngste Geschäftsführer eines Kreisbauernverbandes in Hessen. Am heutigen 20. März feiert Friedrich Rudert 70. Geburtstag.
Ostheim – Bis heute ist der Jubilar ein ausgewiesener Kenner der rasanten Entwicklung, die die Landwirtschaft genommen hat. „Hatten wir es Ende der Siebzigerjahre noch mit Betrieben mit 30 bis 40 Hektar zu tun, so sind heute 500 Hektar keine Seltenheit mehr.“ Wenn früher größere Investitionen getätigt wurden, so seien sie mindestens für die Dauer einer Generation angelegt gewesen. Heutzutage müssten Investitionen in neue Maschinen und Gebäude in viel kürzeren Zeiträumen abgeschrieben sein.
Den Blick für das, was in der Branche vor sich geht und was die Agrarpolitik bestimmt, brachte der Ostheimer Bauernsohn, er war das älteste von drei Geschwistern, von Haus aus mit. Nach Volksschule und Handelsschule in Hofgeismar absolvierte er eine Lehre im Kornhaus Grebenstein. Mit wachem Geist baute er parallel zur Ausbildung das Abitur am Abendgymnasium in Kassel.
Rudert galt als Idealbesetzung
An der damaligen Gesamthochschule Kassel (GHK) gehörte der Ostheimer zu den ersten Jahrgängen, die als Diplom-Betriebswirte abschlossen. Ein Begabtenstipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung ermöglichte ihm ein Aufbaustudium in Volkswirtschaftslehre, Wirtschaftspädagogik und Recht. Damit konnte er als Handelslehrer an der Landwirtschaftsschule in Hofgeismar unterrichten.
So umfangreich qualifiziert, war Rudert für den Posten des Geschäftsführers des Kreisbauernverbandes eine Idealbesetzung. Ob in betriebswirtschaftlichen, steuerlichen oder Vertragsangelegenheiten, als Experte wusste er Rat.
Auf seine Initiative gründete der Kreisbauernverband für die Mitglieder eine Steuerberatungsgesellschaft. Durch Weiter- und Fortbildung wurde er zum Rechtsbeistand bestellt und wurde vereidigter Sachverständiger.
Was der Landwirtschaft aus Brüssel und Berlin übergestülpt wird, ist existenzbedrohend.
Ein leidenschaftlicher Interessenvertreter seiner Branche ist Friedrich Rudert bis heute geblieben. „Was der Landwirtschaft aus Brüssel und Berlin übergestülpt wird, ist existenzbedrohend“, sagt er. „Auf der einen Seite sollen Landwirte Nahrungsmittel zu günstigsten Preisen produzieren, auf der anderen Seite werden sie reglementiert und von Bürokratie fast erdrückt.“
Die Deutschen könnten so viel Freizeit genießen, „weil wir nur zwölf Prozent unseres Einkommens für Lebensmittel ausgeben müssen“. So wenig wie keine anderen Europäer. „Das Motto ‘Alles ist machbar‘ geht nicht auf,“, sagt er, „dem Menschen und dem Planeten sind Grenzen gesetzt.“
Alles im Blick in Stadt und Land
Friedrich Rudert blickt über den Tellerrand hinaus. Dazu gehört sein Interesse an Geschichte. Und als Noch-Fraktionsvorsitzender der FWG im Liebenauer Parlament weiß Rudert, was in seiner Stadt und im Land vor sich geht.
Wenn er heute im engen Familienkreis zusammenkommt, dann hat er vor allem einen Wunsch: Dass Corona bald überwunden ist und er mit seiner Lebenspartnerin Inge endlich wieder etwas unternehmen kann. (Gerd Henke)