Psychische Belastung wächst: Verein beklagt Wohnraum-Mangel für Erkrankte im Kreis Kassel

Im Landkreis Kassel gibt es einen Mangel an Wohnraum für psychisch erkrankte Menschen. Ein Verein fordert nun, dass Kommunen mehr tun sollen.
Kreis Kassel – Neben den aktuellen Krisensituationen sei es aber auch insbesondere der Mangel an Wohnraum, der psychisch erkrankte Menschen massiv belaste. Das betonte der Verein „Partner für psychisch Kranke im Landkreis Kassel“ bei der jüngsten Psychiatrietagung.
Zahlreiche Experten positionierten sich bei der Tagung zu diesem Problem. Am Ende wurde eine Resolution verabschiedet. Darin heißt es, dass das Angebot an Wohnraum für Betroffene nicht weiter dem freien Markt überlassen werden könne. Der Vereinsvorsitzende Wolfgang Engelmohr betont: „Ganz konkret fordern wir die Bundesregierung dazu auf, dass sie jede Kommune verpflichtet, bedarfsgerecht Wohnungen zur Verfügung zu stellen – ebenso wie Wohnungen für Menschen, die nicht allein leben können, und für wohnungslose Menschen.“
Laut Engelmohr fehlt eine zentrale Stelle zum Beispiel beim Landkreis, die sich für psychisch kranke Menschen und deren Probleme zuständig fühlt. „Wir machen das Ganze ehrenamtlich“, sagt er. Der Hilfebedarf nehme erheblich zu. Eine hauptamtliche Stelle, die sich sowohl um Wohnraum als auch um die Betreuung Betroffener kümmert, sei unerlässlich. Dieser Schritt würde auch zeigen, dass die Krankheit und der damit einhergehende Leidensdruck akzeptiert würden.
Zu wenig Wohnraum für psychisch Erkrankte im Kreis Kassel: Landkreis nimmt Problem wahr
Der Landkreis Kassel betont auf HNA-Anfrage: „Wir können das dargestellte Problem nachvollziehen und nehmen auch wahr, dass es für einige Teile der Bevölkerung immer schwieriger wird, bezahlbaren Wohnraum zu finden.“ Von der allgemeinen Wohnraumknappheit seien Menschen mit psychischen Erkrankungen und geistigen Behinderungen noch einmal besonders betroffen, sagt Sprecherin Alia Shuhaiber.
Zahlreiche Beteiligte bei Psychiatrietagung
Ausrichter der Psychiatrietagung war diesmal die Evangelische Akademie Hofgeismar. Als Veranstalter waren der Verein Partner für psychisch Kranke im Landkreis Kassel, die Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle des Gesundheitsamtes Region Kassel, die Vitos gGmbH und der PsychNet Kassel beteiligt. Frank Nikutta sprach für den Landeswohlfahrtsverband Hessen. An der Tagung zum Thema „Wohnlich in der Krise!?“ nahmen 120 Menschen teil.
Dank der Inklusion könnten Menschen mit Behinderung heute frei entscheiden, wie sie leben wollen, zum Beispiel in einer eigenen Wohnung. Eine spezielle Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises wäre hingegen eine spezielle Wohnform mit Einrichtungscharakter, sagt Shuhaiber. Zum anderen sei für die Gründung einer solchen Gesellschaft nicht der Landkreis zuständig. Die Schaffung solcher speziellen Angebote sei eher bei freien sozialen Trägern angesiedelt. (Daria Neu)