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SPD-Energieexperte Timon Gremmels: „Klares Ja zur Windkraft“

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Von: Matthias Müller

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Windkraftanlagen im Nebel
Diskussionen um die Windkraft (hier ein Symbolbild aus Niedersachsen) gibt es auch in Nordhessen, beispielsweise um Windvorrangflächen im Bereich des Naturparks Reinhardswald. © Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Windkraftanlagen seien ein Pfeiler der Energiewende – und man könne auch Gebiete wie den Naturpark Reinhardswald nicht grundsätzlich davon ausschließen.

Reinhardswald - Das sagt Timon Gremmels, Energie-Experte der SPD-Bundestagsfraktion und unter anderem Vize-Vorsitzender der hessischen Sozialdemokraten. Die HNA hat mit dem 45-Jährigen aus Niestetal über die Diskussion um Windkraft in der Region gesprochen. Hier die wichtigsten Punkte:

Windenergie

Auf die Frage, ob man Windenergie generell für die Energiewende und den Klimaschutz brauche, antwortet Gremmels ohne Umschweife: „Ein klares Ja.“ Und das funktioniere eben nicht allein mit Windparks vor der deutschen Meeresküste – schon allein wegen des dafür nötigen gigantischen Netzausbaus, der ja auch wieder Proteste hervorrufe, Stichwort Suedlink. „Jeder sollte sich fragen: Wo soll denn der Strom herkommen, den wir alle verbrauen?“, sagt Gremmels. Atomkraft sei für ihn jedenfalls keine Lösung. Und mit der Windkraft habe man auch die Chance, durch Anbieter wie die EAM – oder jetzt die Energiegenossenschaft Reinhardswald (EGR) – die Wertschöpfung in der Region zu halten sowie Kommunen und Bürger über Anteile finanziell zu beteiligen.

Reinhardswald

Manchmal schaue er etwas erstaunt auf die Diskussion über die Windkraft im Reinhardswald, wenn er beispielsweise auf die rund 40 Anlagen blickt, die im selben Landkreis im Bereich des Kaufunger Waldes stehen, sagt Timon Gremmels. Die Bürger und die Politik hätten hier weitestgehend mitgezogen, sagt er. Für eine skeptische Einstellung gegenüber der Windkraft, auch im Kreisteil Hofgeismar, habe er natürlich Verständnis, betont er. Die Diskussion darüber gehöre zum normalen Diskurs. „Aber grundsätzlich zu sagen: Wir wollen gar keine Windkraft im Reinhardswald – das ist nicht der Weg“, sagt Gremmels und fügt mit Blick auf die Vorgabe von Windkraft auf zwei Prozent der hessischen Landesfläche hinzu: „0,0 Anlagen kann es hier nicht geben.“

Die Vorrangflächen seien ja auch nicht willkürlich ausgewählt worden, unter anderem ein Gutachten des TÜV-Süd als Grundlage habe die Eignung für die Windkraft ergeben. Zudem gelte auch hier, wie generell beim Thema Windkraft im Wald: Große Flächen des Waldes in Hessen seien Wirtschaftswald, sie seien zum Anbau und Abholzen angelegt worden. Wenn an einer Stelle Windkraftanlagen entstünden, sei dadurch andernorts wiederum eine Aufforstung möglich.

Naturpark

„Es erstaunt mich, dass der Naturpark Reinhardswald und die Windkraft immer als Widerspruch dargestellt werden“, sagt Gremmels. Ein Naturpark sei eben nicht in Gänze ein Naturschutzgebiet, hier würden Landschaftsnutzung und Naturschutz einhergehen.

Zu den 140 Windkraftanlagen, die Bürgerinitiativen als mögliches Szenario für den gesamten 45 000 Hektar großen Naturpark genannt haben (HNA berichtete), merkt Timon Gremmels an: Diese Zahl sei rechnerisch möglich: „Ich bin mir aber sehr sicher, dass es weniger werden.“ Schließlich werde für jede einzelne eine Genehmigung benötigt. Und wenn das Regierungspräsidium als Genehmigungsbehörde diese an einem Standort nach Prüfung nicht erteile, dann sei dort eben keine Anlage möglich – auch das müsse man akzeptieren.

Regionalversammlung

Wie sich die Vorrangflächen auf Nordhessen verteilen, sei nicht „im stillen Kämmerlein“ entschieden worden, sagt Gremmels. „Wir haben in der Regionalversammlung mehrere intensive Runden dazu gedreht.“ Dabei habe man die Anzahl der Anlagen und die Flächen reduziert sowie eine „Umkreisung von Ortschaften mit Windrädern“ ausgeschlossen, ergänzt der Energiepolitiker.

Mit dem Regionalplan habe man Planungssicherheit geschaffen und eben keinen Wildwuchs von Anlagen ermöglicht. Für Nordhessen könne man aber auch keine Ausnahmen machen nach dem Motto: Der Reinhardswald bleibt außen vor. Schließlich sei beispielsweise in Südhessen auch der Taunus als Fläche für Windkraft vorgesehen. Die Zwei-Prozent-Regelung gelte jeweils einzeln für Nord-, Mittel- und Südhessen, sagt Gremmels und ergänzt: „Da schauen wir von Nordhessen aus auch genau hin, dass dies in anderen Landesteilen eingehalten wird.“

EEG-Novelle

„Das ist keine Bestechung, das ist klar geregelt“, kommentiert Timon Gremmels die Neufassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), die in der Region kontrovers diskutiert wird. Gegner der Windkraft im Reinhardswald sehen die Möglichkeit, dass Betreiber von Windkraftanlagen betroffenen Kommunen eine Finanzspritze zukommen lassen können, problematisch, Akzeptanz werde erkauft Gremmels wertet dies hingegen als „interessante Einnahmequelle für Kommunen“.

Eigene Beteiligung

Wenn er generell für die Windkraft ist, hat er dann auch selbst Geld in Windparks investiert? Einen einzigen Anteil habe er an der Energiegenossenschaft Kassel, entgegnet Gremmels. „Der bringt mir rund sechs Euro im Jahr ein“, sagt er. Dies sei für ihn ein symbolisches Engagement. Mit seiner Rolle als Energiepolitiker halte er sich aber ansonsten in Investitionen in Windparks zurück. (Matthias Müller)

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