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Vandalismus in Hofgeismar: Schaden geht in die Zehntausende - NVV reagiert

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Von: Thomas Thiele

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Zerstörte Toiletten, demolierte Geräte, beschmierte Wände - Vandalismus ist ein dauerndes und kostspieliges Ärgernis auch in Hofgeismar.

Hofgeismar - Es ist ein Aufreger, der viel Geld kostet – seit Jahren gibt es regelmäßig Sachbeschädigungen an privatem und öffentlichem Eigentum und es ist bisher kaum gelungen, dieses Problem einzudämmen. Erst vergangene Woche gab es am Bahnhof in Hofgeismar einen Vorfall, den, wie viele andere auch, die Kunden über ihre Fahrttickets und die Allgemeinheit über Steuern wieder ausgleichen müssen.

Laut Polizeisprecher Matthias Mänz lassen die Fallzahlen zuletzt einen leicht rückläufigen Trend erkennen, sie schwanken aber stark. Wenn beispielsweise bei einer einzelnen Serie gleich mehrere Fahrzeuge oder Gebäude beschädigt werden, wirke sich das stark auf die Gesamtzahlen eines Jahres aus. Darüber hinaus würden längst nicht alle Sachbeschädigungen angezeigt. Für das Jahr 2022 liegt die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) noch nicht offiziell vor, doch man rechne damit, dass die Zahlen in Hofgeismar und dem Kreis Kassel auf dem Vorjahresniveau liegen.

Vandalismus in Hofgeismar: Banner abgerissen und gestohlen

Am neuen Bahnhofsgebäude in Hofgeismar beispielsweise wirbt der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) mit großen Bannern für seine Angebote. Nachdem eines im vorigen Jahr zerschnitten wurde, ließ der NVV im Dezember 2022 ein neues Banner (Motiv: Shopping Queens) aufhängen, das aber nur wenige Tage überlebte. Anfang voriger Woche war es abgerissen worden und hing in der Unterführung, wie Bahnkunden berichteten, wenig später war es komplett verschwunden. Das Banner hat 1700 Euro gekostet, wie NVV-Sprecherin Sabine Herms auf Anfrage bekannt gab. In Melsungen hing bis vor Kurzem das gleiche Banner, das ebenfalls zerschnitten wurde. Es hing ein Jahr. Herms: „Wir haben uns dann dazu entschlossen, das Banner dort nicht mehr zu erneuern.“

Sachbeschädigungen im öffentlichen Raum können laut Polizeihauptkommissar Mänz grundsätzlich überall und zu jeder Zeit vorkommen. Oft spielten sich die Taten aber abends oder nachts ab und an Stellen, an denen sich Personen treffen und beispielsweise Alkohol oder Drogen konsumiert werden. Die Polizei stehe in solchen Fällen im Austausch mit den Kommunen und verstärke dort die Streifentätigkeit.

Der Busbahnhof am Anger ist ständig Ziel von Attacken, die ins Geld gehen. Die Stadt hofft auf neue Videobeweismittel, um die Täter zu ermitteln.
Der Busbahnhof am Anger ist ständig Ziel von Attacken, die ins Geld gehen. Die Stadt hofft auf neue Videobeweismittel, um die Täter zu ermitteln. © Stadt Hofgeismar

Die Stadt Hofgeismar muss pro Jahr von 10 000 bis 15 000 Euro aufwärts für die Beseitigung solcher Schäden ausgeben. Allein eine der wiederholt zerstörten Glasscheiben am Busbahnhofsgebäude (ZOB) schlägt mit 20 000 Euro zu Buche. Besonders oft gibt es nach Angaben von Hauptamtsleiter Christ Dworak Beschädigungen an der Schutzhütte im Kantor-Rohde-Park, in der dunklen Rathauspassage und den dortigen Toiletten sowie im Gebäude am ZOB, wo zuletzt durch Silvesterböller Schäden entstanden. Wandmalereien gibt es an verschiedenen Stellen. Zweimal wurden die Ladesäulen auf dem Wohnmobilstellplatz angezündet, was 5000 und 7000 Euro kostete.

Vandalismus in Hofgeismar: Warum machen die Täter das?

Im Zuge der Präventionsmaßnahme Kompass des Landes wird das Rathaus mit Uni-Unterstützung ab März ausgewählte Bürger zu ihrem Sicherheitsgefühl in der Stadt fragen, wie Ordnungsamtsleiterin Daniela Pfeiffer erklärt. Laut Chris Dworak befürwortet die Stadt eine Videoüberwachung gefährdeter Objekte, um Beweise zu sichern. Derzeit werde ein Gesetz geändert, danach werde man darüber diskutieren. (Hinweise an 05671/9928-0).

Zahlen von Sachbeschädigungen

Einige Anzahlen von Sachbeschädigungen auf öffentlichen Wegen und Plätzen in den Jahren: 2007: 36 (Stadt Hofgeismar)/ 494 (Kreis Kassel), 2010: 73/703, 2014: 43/617, 2016: 29/528, 2018: 45/483, 2019: 26/454, 2021: 41/526.

Woher die Zerstörungswut kommt, das erklärte die Psychologie-Professorin Heidi Möller von der Universität Kassel in einem HNA-Interview. Bei Vandalismus handele es sich um kriminelle Taten, sie seien kein Kavaliersdelikt. Da könne man schon eindeutige, soziale Zusammenhänge erkennen. Das seien häufig bestimmte soziale Gruppen, die zu solchen Taten neigen: „Dabei handelt es sich um Menschen, die sagen, ich habe keine sinnvolle Tätigkeit und bekomme keine Anerkennung. Es ist ein Erheischen von negativer Aufmerksamkeit. Normalerweise macht man das durch Leistung, wenn das nicht möglich ist, wird man berühmt durch negative Aufmerksamkeit. Die Zerstörung sorgt also für eine Art Bestätigung. Sie sehen sich als Opfer und treten dann eine Art Kampf gegen die Welt an - die Zerstörung verschafft ihnen eine Entlastung von inneren Konflikten.“ (Thomas Thiele)

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