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Von der Hoffnung auf das Leben: Ostern, Pessach und Ramadan fallen in denselben Zeitraum

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Von: Stefanie Lipfert

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Ostern: Von Karfreitag bis Ostersonntag wird an Jesus Christus gedacht, der für die Erlösung von Schuld an das Kreuz gegangen ist. Sven Wollert zeigt eine Osterkerze.
Ostern: Von Karfreitag bis Ostersonntag wird an Jesus Christus gedacht, der für die Erlösung von Schuld an das Kreuz gegangen ist. Sven Wollert zeigt eine Osterkerze. © Lipfert, Stefanie

Die monotheistischen Religionen haben ähnliche Wurzeln und ähnliche Feste. Dieses Jahr fallen Pessach, Ostern und Ramadan in den gleichen Zeitraum. Doch was feiern Christen, Juden und Muslime?

Kreis Kassel – Drei Religionen, drei wichtige Feste: Dieses Jahr fallen die religiösen Feste Ostern, Pessach und Ramadan in denselben Zeitraum - wir stellen die Feste vor:

Ostern

„Ein großes Fest braucht eine große Vorbereitung“, da ist sich Pfarrer Sven Wollert, Sprecher des Evangelischen Kirchenkreises Hofgeismar-Wolfhagen sicher, denn: Die Passionszeit bildet die Vorbereitungszeit auf Ostern. Sie wird mit Aschermittwoch eingeläutet und endet an Karsamstag. 40 Tage fasten Christen - die Sonntage während der Passionszeit sind vom Fasten ausgenommen.

„Das Fasten in der Passionszeit ist für Christen wichtig, um sich durch die Enthaltsamkeit neu zu besinnen, die Gedanken zu sortieren und so die Nähe zu Gott zu suchen, erklärt Wollert. „Die christliche Fastentradition erinnert an die vierzig Tage, die Jesus nach seiner Taufe in der Wüste verbrachte und fastete.“

In der Karwoche, die an Palmsonntag (2. April) beginnt und an Karsamstag endet, erinnern sich Christen an das Leiden und Sterben Jesus Christus. Der Palmsonntag erinnert an die Geschichte in den Evangelien, die den Einzug Jesu in Jerusalem schildert.

Auch der Gründonnerstag sei ein wichtiger Abend, erklärt Sven Wollert: „Das letzte Abendmahl feierte Jesus als Abschieds- und Hoffnungsmahl vor seiner Gefangennahme an Karfreitag mit seinen engsten Vertrauten.“ Traditionell wird der Altar in der Kirche an Gründonnerstag auch abgeschmückt, sagt der Pfarrer.

„An Karfreitag ging Jesus durch das Dunkel des Todes,“ erklärt Wollert. An dem Tag läuten keine Glocken und zur Todesstunde Jesu um 15 Uhr wird die Altarkerze ausgepustet. „Die Auferstehung setzt den Tod voraus und ab da an ging Jesus in das Licht hinüber“, sagt Wollert, denn an Ostersonntag wird die Auferstehung Jesus gefeiert. Die Osterandacht beginnt eine Stunde vor dem Sonnenaufgang mit dem Einzug des Osterlichtes. „Ostern bedeutet drei Tage Leben in seiner ganzen Fülle“, davon ist Sven Wollert überzeugt.

Doch Ostern ist mit Ostersonntag noch nicht vorbei. „Die österliche Freudenzeit beginnt mit Ostersonntag, die 50 Tage bis einschließlich Pfingsten dauert.“

Pessach

„Pessach feiert die Hoffnung auf ein neues Leben, es lebt die Aufbruchsstimmung“, sagt die Museumspädagogin und Illustratorin Julia Drinnenberg aus Hofgeismar. Sie vermittelt Schülern die Traditionen des jüdischen Festes Pessach. Schon der Vorabend des Pessach, der Sederabend, wird gebührend gefeiert. „Der Sederabend läutet das Pessachfest ein, welches den Auszug des israelitischen Volkes aus der Gefangenschaft in Ägypten im Alten Testament feiert“, erklärt die Museumspädagogin. In einer genau vorgeschriebenen Prozedur werden biblische und rabbinische Texte vorgelesen, gebetet und symbolträchtige Speisen vom Sederteller gegessen. Zum Mitverfolgen, Mitlesen und Mitbeten liegt die Haggada während des Sederabends immer griffbereit, in der der gesamte Ablauf des Seder-Abends niedergeschrieben ist.

Pessachfest: Um an den Auszug des israelitischen Volkes aus Ägypten zu gedenken, verzehrt man am Seder-Abend bestimmte Speisen vom Seder-Teller. In ihren Händen hält Julia Drinnenberg die Haggada.
Pessachfest: Um an den Auszug des israelitischen Volkes aus Ägypten zu gedenken, verzehrt man am Seder-Abend bestimmte Speisen vom Seder-Teller. In ihren Händen hält Julia Drinnenberg die Haggada. © Stefanie Lipfert

Auf dem Sederteller befinden sich sechs Speisen mit symbolischer Bedeutung. Das ungesäuerte Brot, Mazze genannt, symboliert die Eile, in der die Juden aus Ägypten geflohen sind. Das Salzwasser steht für die Tränen über die Zerstörung des Jerusalemer Tempels und bittere Kräuter wie Meerrettich oder Chicorée, als Zeichen der Bitterkeit, symbolisieren die Knechtschaft in Ägypten. Auch eine Lammkeule mit wenig Fleisch ist auf dem Seder-Teller zu finden, die an die biblische Vorschrift der Opferung eines Pessachlamms im Jerusalemer Tempel erinnert. Charosset, eine Mischung aus Apfel, Feigenstückchen und Datteln, Nüssen oder Mandeln, steht für den Lehm, aus dem die Israeliten in den Zeiten der Knechtschaft Ziegel herstellen mussten. Sellerie, Radieschen, Petersilie oder Kartoffeln symbolisieren die zermürbende Arbeit in Ägypten. Das Ei auf dem Teller steht für die menschliche Fruchtbarkeit und für die Trauer um den zerstörten Tempel in Jerusalem.

Acht Tage lang wird das jüdische Fest gefeiert. „Pessach ist das grundlegende Fest für alle weiteren jüdischen Feste“, erklärt Shaul Nekrich, Rabbi der jüdischen Gemeinde Kassel und Nordhessen: „Besonders wichtig sind die ersten beiden und die letzten beiden Tage, da geht man in die Synagoge und verbringt mit der Familie Zeit bei einem Festessen.“ Shaul Nekrich betont: „An diesem Fest gedenken wir daran, dass Gott immer mit uns war. Egal, in welcher Situation wir uns befinden, Gott hat einen Plan für uns.“

Ramadan

Ramadan ist der Fastenmonat der Muslime und ist eines der wichtigsten Feste im Islam. Die Fastenzeit fällt in den neunten Monat des islamischen Kalenders. Da im Islam nach einem Mondkalender gelebt wird, schiebt sich der Ramadan pro Jahr um etwa zehn bis elf Tage nach vorne, sodass die Fastenzeit in jede Jahreszeit fällt.

Ramadan: Mit Salz, Datteln oder Brot leitet Betül Altindag das Fastenbrechen ein. Im Hintergrund findet das Abendgebet der Frauen statt.
Ramadan: Mit Salz, Datteln oder Brot leitet Betül Altindag das Fastenbrechen ein. Im Hintergrund findet das Abendgebet der Frauen statt. © Lipfert, Stefanie

„Vom 23. März bis zum 21. April wird Ramadan gefeiert. Die Fastenzeit ist für uns wichtig, da in den 30 Tagen die innere Einkehr im Fokus steht und somit auch die Nähe zu Gott“, erklärt Kudret Altindag, Vorsitzender des Vereins der Nationen in Baunatal und der Eyüp Sultan Moschee. Der Ramadan ist einer der fünf Grundpfeiler des islamischen Glaubens, erklärt Altindag. Die Pilgerfahrt nach Mekka, Almosen an die Armen geben, das Glaubensbekenntnis und das fünfmal tägliche Beten gehören dazu. „Der Überlieferung zufolge ist während des Ramadan der Koran aus dem Himmel herabgesandt worden“, erklärt Mehmet Yildiz, Vorbeter der Moschee in Baunatal. Aus diesem Grund sollen Muslime in der Fastenzeit von Sonnen-auf- bis Sonnenuntergang nichts essen oder trinken. „Man muss aber auch noch auf andere Dinge achten, um das Herz möglichst frei von Sünde zu halten“, erklärt die 23-jährige Betül Altindag. Für sie ist Fasten eine Herzensangelegenheit. „Während des Ramadan beispielsweise darf man nicht lügen oder fluchen“, sagt die Baunatalerin.

Auch Rauchen und Geschlechtsverkehr seien nicht erlaubt. Ausgenommen vom Fasten sind Reisende, Kranke, Alte, Schwangere, stillende Mütter und Frauen während der Periode. „Die versäumten Fastentage müssen nach Ramadan nachgefastet werden“, erklärt der Vereinsleiter. Die Abenddämmerung markiert das Fastenbrechen: „Mit Wasser, Datteln, Oliven oder Salz erinnern wir uns an den Propheten Mohammed.“ Nach dem Fastenbrechen geht es weiter mit dem Abendgebet. Wichtig sei, dass man sich im Fastenmonat täglich frage, was man für seinen Glauben tun könne.

Am Ende des Ramadan steht traditionell ein dreitägiges Fest des Fastenbrechens: das Zuckerfest. (Stefanie Lipfert)

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