Hümme. Einen besonderen Gast hatte Bernd Räubert in den vergangen zwei Wochen in seinem Garten: Ein kleiner Frischling stattet ihm regelmäßig einen Besuch ab.
Hier labte er sich an heruntergefallenen Kirschen und schaute sich nach weiterem Essbaren um. „Auch die Kinder von nebenan hatten Freude an dem Kleinen, aber nun war es höchste Zeit, ihn loszuwerden“, erklärte der Hümmer, der Sorge um sein Grundstück hatte, denn Wildschweine können tiefe Furchen in den Boden graben.
Der mutterlos aufgefundene Frischling, welcher den Namen Oskar bekam, war in mehreren Gärten in Hümme zu Gast. Unter anderem auch bei Familie Metz an der Eberschützer Straße und das ziemlich lange. Sehr erstaunt waren sie, als ungewohnte Geräusche im Garten zu hören waren.
Der kleine Frischling kam aus dem Rapsfeld direkt neben ihrem Grundstück in ihren Garten, um die leckeren herunter gefallenen Kirschen zu fressen, berichtete jetzt Alexandra Metz über die ersten Kontakte. Auch die Rabatte mit Rindenmulch fand er toll, konnte er sich doch dort eine Mulde zwischen den Sträuchern buddeln und ausruhen. Ein anderes Versteck fand er hinter der Schubkarre. Sein Fell schubberte er an einem Holzpfosten ganz genüsslich und grunzte dabei.
Metz: „Von Tag zu Tag wurde er zutraulicher, störte sich nicht an unserer Anwesenheit und kam immer näher. Er suchte offensichtlich Anschluss - ob mit uns, unserer Katze Lilly, den Nachbarskindern oder meinem Vater.“ Als Günter Metz zum Beeren pflücken kam, war der Frischling so froh, dass es sich unter den Johannisbeerstrauch in den Schatten legte und dem Obstgärtner Gesellschaft leistete. Beim nächsten Mal geschah das Gleiche, und er ließ sich sogar berühren. „Als mein Vater mit den Eimern zum Auto ging, folgte er sogar bis dort hin - ganz nach dem Motto „Nimm mich mit“ oder „Bleib bei mir““, berichtet sie.
Auf zwei Monate alt schätze ein Jäger aus Bernd Räuberts Nachbarschaft das putzige Kerlchen. Es sei ziemlich klar, dass die Mutter des Frischlings nicht mehr lebe, denn sonst hätte sie sich ihm wohl spätestens beim Einfangen genähert, wo das Miniwildschwein laute Schreie von sich gab. „Mein Nachbar hat sich bei vielen Kundigen informiert und ist zum Entschluss gekommen, dass es das Beste sei, ihn in der Natur auszusetzen, denn im Tierpark hätte der Kleine keine Chance gehabt.“ Dort gebe es zwei feste Rudel, die ihn nicht integriert hätten, sondern eher attackiert.
In einem schönen Gebiet bei Hümme, wo es reichlich Weizen zu naschen gibt und auch eine Wasserstelle flitzt der Frischling nun herum. „Dieser wurde mit einem großen roten Streifen versehen, was für alle Jäger bedeutet, dass er tabu ist - denn unser Oskar soll nicht abgeschossen werden“, so Räubert. Vielleicht hat das süße Kerlchen Glück und er wird von einer Bache mit Frischlingen angenommen - ansonsten wird die Natur über sein Schicksal entscheiden.