Immenhäuser Kneipe „Grüner Baum“ als Bauschuttdeponie – Stadträtin kritisiert Ordnungsamt

Vom „Grünen Baum“ ist nicht mehr viel übrig geblieben. Die Kneipe in der Oberen Bahnhofstraße in Immenhausen, die zuletzt noch als „Hardrock Cafe“ firmierte, liegt seit Monaten nur noch als großer Schuttberg da.
Immenhausen – Das ist nicht zu beanstanden, denn Abrissmaterial darf bis zu einem Jahr auf der Baustelle lagern. Abfallrechtlich nicht erlaubt ist allerdings, wenn eine Baustelle als Lagerplatz auch für externen Bauschutt genutzt wird.
Genau das ist auf der Fläche in der Oberen Bahnhofstraße 19-21 passiert. Dort sind in den vergangenen Wochen mehrere Chargen fremden Baumaterials abgeladen worden. Für Anwohner ist dies ein großes Ärgernis. Denn verschlimmert wird der unschöne Anblick zusätzlich noch durch weitere Abfälle. So liegen hier ungeschützt unter anderem alte Kühlschränke, -truhen, Möbel, Autoreifen und Altholz herum.
Befasst hat sich inzwischen auch der Immenhäuser Magistrat mit dem Fall. Dass es sich hierbei um die Anlieferung von Fremdmaterial handelte – unter anderem auch von Kasseler Baustellen – ist Bürgermeister Lars Obermann (SPD) bekannt. „Wir haben dem Investor eine Frist gesetzt“, so der Bürgermeister, „das Gelände muss bis Ende dieses Monats geräumt sein.“
Immenhäuser Kneipe als Bauschuttdeponie: Stadt messe mit zweierlei Maß, findet die Erste Stadträtin

Kopfschütteln löst der Fall bei Erster Stadträtin Ute Krug (FLI) aus. Sie wundert sich, dass die Stadtverwaltung den Zuständen auf dem Gelände so lange zugesehen hat, ohne etwas dagegen zu unternehmen. Hier sei innerhalb weniger Monate eine regelrechte Bauschuttdeponie entstanden.
„Ich selber war entsetzt, als ich in dem Sperrmüll auch noch alte Kühltruhen und -schränke entdeckt habe.“ Krug befürchtet, dass aus solchen Altgeräten die Ozonschicht zerstörende FCKW ausströmen könnte. „Warum bringt unser Ordnungsamt so etwas nicht zur Anzeige“, wundert sich die Erste Stadträtin. Sie erinnert an einen Fall, in der die Stadt wesentlich strenger und konsequenter mit vermeintlichen „Abfallsündern“ umgegangen ist. Damals habe ein von der Stadt beauftragter Bauunternehmer Basaltsteine auf einem Privatgrundstück mit Einverständnis des Eigentümers zwischengelagert. „Obwohl es sich um unsere eigene Baustelle handelte, musste das gefahrlose Material abgefahren werden.“ Und der Bauunternehmer sei auch noch sanktioniert worden. „Da misst die Stadt offenbar mit zweierlei Maß.“ (Gerd Henke)
„Bald schreddern“
Eigentümer des Grundstücks in der Oberen Bahnhofstraße 19-21 ist der Immenhäuser Architekt Jens Krug, der ein Unternehmen in Kassel betreibt. Krug will hier einen Wohnkomplex mit 23 Einheiten errichten. Auf HNA-Anfrage sagte Krug, dass der fremde Schutt anderer Baustellen von einem Unternehmen angeliefert worden sei. Möglicherweise werde schon nächste Woche das gesamte Material geschreddert, um es als recyceltes Material wiederzuverwenden. Dazu habe es auch Gespräche mit dem Regierungspräsidium Kassel gegeben. Das RP ist Obere Abfallbehörde des Landes Hessen.
Laut Krug stammt der Sperrmüll aus dem Grünen Baum. „Sie ahnen nicht, was da alles zum Vorschein gekommen ist“, so Krug im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch diese Abfälle würden in Kürze entsorgt. Dass sein geplantes Investitionsprojekt noch nicht begonnen werden konnte, liege auch an den gestiegenen Baukosten und steigenden Zinsen. Das habe es notwendig gemacht, die Planung zu überarbeiten, um die Kosten je Wohneinheit zu senken. Geprüft werden sollten auch noch Fördermöglichkeiten. „Wir halten auf jeden Fall an dem Projekt fest“, so Krug.
In Immenhausen hat außerdem kürzlich ein Unternehmen gegen das Bundesnaturschutzgesetz verstoßen. Deshalb ermittelt jetzt sogar der Landkreis.