Mariendörferin warnt vor Betrugsmasche im Kreisteil Hofgeismar

Ein junges Paar wollte Spenden für ein vermeintliches Taubstummenzentrum in Calden sammeln. Eine Mariendörferin ging ihnen jedoch nicht auf den Leim.
Immenhausen – Vor dem Edeka-Markt in Immenhausen machte eine junge Frau lediglich mit einem Laut auf sich aufmerksam. Dann streckte sie ihren Arm aus, in der Hand hielt sie einen Zettel. Dort stand: „Bitte spenden Sie für ein Taubstummenzentrum in Calden“. Auch das Logo einer gemeinnützigen Organisation, nämlich von dem Verein „Handicap International“, prangte auf dem Blatt. Der Eindruck? Durchaus seriös, wie Ursula Beckmann-Peter bestätigt.
Erlebt hat die 72-Jährige aus dem Ortsteil Mariendorf diese Situation erst in dieser Woche. Am Mittwoch war sie gegen 12 Uhr zum Einkaufen am Edeka. Gespendet habe sie zwar nicht, doch zuerst sei ihr die Spendensammelaktion auch gar nicht merkwürdig vorgekommen. Gleich zwei Mal wurde sie sogar angesprochen. Beim ersten Mal vor, beim zweiten Mal im Supermarkt. Im Nachhinein stieß sie im Netz auf diese Art der Betrugsmasche, informierte die Polizei und wendete sich an unsere Zeitung, um andere davor zu warnen.
„Die Frau war gut gekleidet und der Zettel wirkte wie ein echter Spendenaufruf“, erinnert sich die 72-Jährige. Es hätten sogar schon Namen, Adressen und Geldbeträge auf dem Papier gestanden. „Ich spende aber schon einmal pro Monat an genau diese Organisation. Das habe ich ihr gesagt und dann war die Frau auch schnell weg“, beschreibt die Mariendörferin die Situation. Wenig später traf sie dann auf einen jungen Mann. Er gab ebenfalls einen Laut von sich und hielt ihr einen Zettel hin. Dieses Mal zwischen den Regalen im Supermarkt. „Das war raffiniert gemacht. Ich dachte nämlich zuerst, er ist ein Kunde.“
Je länger sie über die Situation nachdachte, desto merkwürdiger sei es ihr vorgekommen. „Wenn ein Taubstummenzentrum in Calden entstehen soll, dann wäre sicherlich schon darüber berichtet worden“, sagt die 72-Jährige. Sie suchte im Internet und stieß bei ihrer Recherche auf eine Warnung. Der Verein „Handicap International“ macht auf seiner Seite nämlich auf eben jene Masche aufmerksam. Mehrfach hatten Betrüger sie in der Schweiz angewandt. Vermeintlich im Namen der Organisation hatten sie Spenden für ein „internationales Zentrum für taubstumme Kinder und arme Menschen“ gesammelt. „Deshalb habe ich auch die Polizei in Hofgeismar informiert“, sagt Ursula Beckmann-Peter.
Mariendörferin warnt vor Betrugsmasche im Kreisteil Hofgeismar: Polizei konnte Täter nicht finden
Die Polizei war am Edeka in Immenhausen, bestätigt ein Beamter. Fündig wurden sie jedoch nicht. Es sei die erste Meldung dieser Art, sprich: eine Spendensammlung für ein Taubstummenzentrum. Nach dem Besuch am Edeka seien die Beamten anschließend sogar noch am Frischemarkt sowie an Einkaufsmärkten in Grebenstein und Hofgeismar vorbeigefahren. „Ohne Feststellung“, wie es im Polizeijargon heißt. Bei solchen Maschen seien die Betrüger aber auch nicht lange vor Ort. Auf eine Nachfrage unserer Zeitung im Edeka-Markt hieß es, dass alle Gänge und auch der Parkplatz abgegangen worden seien. Doch entdeckt wurde niemand.
Ursula Beckmann-Peter findet es wichtig, ihre Mitmenschen auf solche Betrugsmaschen aufmerksam zu machen. „Ich will dabei helfen, dass das Leben normal funktioniert und keiner betrogen wird. Ich halte es für meine Pflicht, zu reagieren.“ Insbesondere heute, wo jeder sein Geld selbst dringend brauche. „Spenden ist gut, aber nicht an die falschen Leute“, sagt die 72-Jährige. (Hanna Maiterth)