Vom Fußballstar zum Brunnenbauer –Neven Subotic las in Immenhausen

Fußballstar Neven Subotic las in Immenhausen aus seinem Buch „Alles geben“.
Immenhausen – Er kam als kleiner Flüchtlingsjunge aus dem ehemaligen Jugoslawien 1990 nach Deutschland. Weil seine Familie hier nur geduldet wurde und kein dauerhaftes Bleiberecht erhielt, zog sie neun Jahre später in die Vereinigten Staaten. Dort wurde man auf den jungen Fußballer Neven Subotic aufmerksam und alsbald spielte er in der Jugendnationalmannschaft der USA.
Was dann geschah, das ist vielen Fußballfans bekannt: Der groß gewachsene Innenverteidiger absolvierte ein Probetraining bei Mainz 05 und Jürgen Klopp, bekam einen Profivertrag und wechselte mit der heutigen Trainer-Legende ein Jahr später zu Borussia Dortmund. Mit dem BVB gewann er zwei Deutsche Meisterschaften und den DFB-Pokal.
Die Fußball-Karriere des Neven Subotic war beeindruckend. Er spielte vor über 80 000 Zuschauern im größten Stadion Deutschlands, wurde von den Fans verehrt, verdiente Millionen, lebte im Luxus.

Doch das Leben zwischen Trainingsplatz, Stadion und vor der Spielkonsole in der teuren Penthouse-Wohnung kann einen intelligenten nachdenklichen jungen Mann nicht ausfüllen. Subotic beschreibt das in seinem Buch „Alles geben. Warum der Weg zu einer gerechteren Welt bei uns selbst anfängt“. Daraus las der heute 33-Jährige am Sonntag in der vollbesetzten Jahnturnhalle in Immenhausen.
Es waren auch Dortmund-Fans unter den 150 Zuhörern. Die ließen sich gerne an die Spielzeiten erinnern, als der Meister noch nicht jedes Jahr Bayern München hieß. Was Subotic heute aber für viele Menschen zu einem interessanten Mann und gern gesehenem Gast in Fernseh-Talkshows macht, ist sein Engagement für Länder in Afrika. Die von ihm gegründete Stiftung baut Trinkwasserbrunnen in Äthiopien, Kenia und Tansania, wo sie zugleich auch die sanitären Verhältnisse verbessern will.
Fußballstar Neven Subotic stellt sein Buch in Immenhausen vor: Koloniale Ausbeutung war Thema
Eindringlich beschreibt Subotic in seinem Buch und im Gespräch mit dem Publikum, die nach wie vor bestehenden kolonialen Ausbeutungsverhältnisse. Während in Afrika Frauen oftmals kilometerweit laufen müssen, um die tägliche Wasserration für die Familien heranzutragen, kennt der Konsum hier keine Grenzen. Während dort Bergleute seltene Erden für einen Dollar pro Tag aus der Erde buddeln, wird bei uns eine Handygeneration nach der anderen auf den Markt geworfen.
Bei Urlauben in Luxusresorts in Dubai, Bali und anderen fernen Gefilden sind dem jungen Subotic die ersten Zweifel gekommen. Und wenn „einmal im Jahr vor Weihnachten ein Bus mit lauter Multimillionären an Bord“ zu einer Kinderklinik gefahren wird, um dort publicitywirksam Geschenke zu verteilen, war ihm das zu wenig.
Als Kind schon hatte er erfahren, wie gerechtes, selbstloses Leben geht: „Frau Stumpf“ war so ein Vorbild. Sie nahm die geflüchtete Familie auf, zog selbst auf die Couch im Wohnzimmer und bot den Eltern Subotic ihr Schlafzimmer an.

„Alles geben“ – den Titel seines Buches bezieht Neven Subotic nicht nur auf den Sport. Für ihn bedeutet „Alles geben“, Opfer zu bringen, andere Menschen ernst zu nehmen, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Subotic hat mit dem Fußballgeschäft abgeschlossen. Für ihn ist das inzwischen eine andere, vielleicht sogar fremd gewordene Welt. Er sieht sich ethischen Grundsätzen verpflichtet.
Aufgrund seines humanitären Engagements wird ihm Aufmerksamkeit heute vor allem außerhalb von Fußballkreisen zuteil. Sein Buch wurde in allen großen Feuilletons besprochen. Aber die Voraussetzung für sein erfolgreiches Wirken ist dann doch seine beeindruckende Karriere als Fußballer.
Sein Immenhäuser Publikum war begeistert, dankte der zweistündigen Lesung mit Standing Ovations. Zum Schluss bildete sich eine Schlange vorm Büchertisch. Subotic signierte und manches Selfie wurde geschossen. (Gerd Henke)