Liebe auf den ersten Blick
Karl und Edith Israel aus Liebenau-Haueda feiern heute Gnadenhochzeit
Der Hochzeitstag von Karl und Edith Israel aus Haueda hat Seltenheitswert. Sie feiern heute das Fest der Gnadenhochzeit.
Haueda – 70 Jahre sind eine lange Zeit, doch heute noch hat Edith Israel, geborene Weiser, das Wetter vom 7. April 1951 vor Augen: „Es war sehr stürmisch. Mein Schleier ist nur so geflogen.“ Dennoch strahlt die junge Braut mit ihrem Bräutigam auf dem Hochzeitsbild um die Wette und man sieht ihnen an, wie glücklich sie an diesem Tag waren.
„Es war eine schwere Zeit, wir hatten ja nichts“, erinnert sich die 91-Jährige, „nicht einmal Kuchen gab es.“ Nur wenige Jahre zuvor war sie mit ihrer Familie aus dem Sudetenland nach Ersen gekommen, stand vor dem Nichts. Gemeinsam mit Ehemann Karl baute sich das Paar in seiner Heimat Haueda erst langsam wieder etwas auf. „Ich habe dieses Haus mit meinen eigenen Händen gebaut“, berichtet der gelernte Stellmacher. „Kies und Wasser holte ich mir mit der Schubkarre und Eimern aus der Diemel und in der ersten Zeit gab es hier im Haus weder fließendes Wasser noch Strom oder Licht. Wir hatten Petroleumlampen.“ Schon bald zählten zwei Kinder zur Familie und heute blickt das Ehepaar stolz auf drei Enkel und drei Urenkel. Nur zu gerne würde man miteinander den Ehrentag feiern, doch coronabedingt muss das verschoben werden.
Beim Tanz verliebt
Karl Israel arbeitete im nahen Warburg in der Papierfabrik, während sich seine Frau um Kinder, Haushalt und Garten kümmerte. Darüber hinaus half sie auch bei den vielen Tieren, die Karl Israel sein Eigen nannte. Von Ziegen über Heidschnucken hin zu Kaninchen, Tauben und auch Hunden – alles, was es so an Kleintieren gab, war bei Israels zu finden. Vor allem als Imker machte sich der heute 92-Jährige einen Namen. Erst vor einigen Jahren gab er die Bienenstöcke nach über 40-jähriger Imkerei ab.
Kennengelernt hat sich das Paar beim Tanzen in Grimelsheim in der Kneipe. „Dort traf sich die Jugend“, erklärt Karl Israel und seine Frau sagt, dass es Liebe auf den ersten Blick für die damals 16-Jährige und den 18-Jährigen war. Einfach alles habe ihm an seiner Zukünftigen gefallen und es gab vor der Ehe nur eine Frage zu klären, so der Jubilar: Die Konfession. Doch Edith Israel konvertierte für ihren Mann zur evangelischen Kirche, sodass einer kirchlichen Trauung nichts mehr im Wege stand.
Wir haben uns nie gezankt.
Trotz der vielen Arbeit blieb Zeit für Hobbys. Karl Israel war nicht nur mit Begeisterung Imker, er war auch bei der Feuerwehr und sang wie seine Frau im Gesangsverein. Mit diesem unternahm das Paar auch gerne Ausflüge. Gemeinsam wurden Honig und Kerzen hergestellt, die reißenden Absatz bei Freunden und Bekannten fanden.
Auf das Geheimnis der langen Ehe angesprochen, ist sich Karl Israel sicher: „Wir haben uns nie gezankt. Für mich war immer klar: Im Haus hat die Frau das Sagen.“ Diese jedoch lächelt sanft: „Man muss auch nachgeben und verzeihen können, sonst wird das nichts. Und nicht immer so viel widersprechen.“ (Gitta Hoffmann)