Aktion zum 2. Jahrestag der Fukushima-Katastrophe
Menschenkette gegen Atomkraft in Bad Karlshafen
Bad Karlshafen. „Sie fahren jetzt in ein Katastrophengebiet!“ Autofahrer, die in Bad Karlshafen die Weserbrücke in Richtung niedersächsische Landesgrenze passierten, wurden am Samstagmittag mit Jodtabletten und Infoblättern versorgt.
Hintergrund war ein Aktionstag in einem Umkreis von 40 bis 60 Kilometern um das niedersächsische AKW Grohnde zum zweiten Jahrestag der Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima.
Gleichzeitig fanden an 200 Standorten rund um das AKW Aktionen statt, die Veranstalter der Grohnde-Kampagne sprachen am Ende von insgesamt 20.000 Teilnehmern und einem „riesigen Erfolg“. Das Szenario der Aktion: nach einem Unfall in Grohnde wird ein Sperrgebiet errichtet, Landschaft und Nahrungsmittel sind verstrahlt, Flüchtlinge verlassen das Katastrophengebiet, Dekontaminationsstationen werden eingerichtet. Im Rahmen des Aktionstages hatte das Kasseler Anti-Atom-Plenum an der Bad Karlshafener Weserbrücke eine Mess- und Kontrollstelle eingerichtet. Gut 50 Teilnehmer informierten bei Wind und Kälte Autofahrer und Passanten und verteilten Informationsmaterial. Die Mehrzahl der Menschen reagierte freundlich interessiert auf die Aktion, die niedersächsische und hessische Polizei zeigte in der Stadt deutlich Präsenz, blieb am Veranstaltungsort aber im Hintergrund. Zum Abschluss bildeten die Aktionsteilnehmer eine Menschenkette über die Weserbrücke.
„Wir wissen, große Katastrophen sind möglich, der Schutz davor nicht ", sagte Peter Dickel für die Veranstalter in Göttingen. „Natürlich lassen unsere Flüchtlingstrecks, Dekontaminationsstationen und andere Aktionen nur erahnen, wie es wäre, wenn die Katastrophe wirklich eintritt. Es wäre Aufgabe der Politiker, die den Betrieb der Atomkraftwerke verantworten, solche Katastrophenschutzübungen unter Einbeziehung der Bevölkerung durchzuführen."
Dass Radioaktivität keine Landesgrenzen kennt, ist den Bad Karlshafenern sehr wohl bewusst – lebten Sie doch mehr als zwei Jahrzehnte in Sichtweite des nordrhein-westfälischen AKW Würgassen. 1995 wurde die Stilllegung des Reaktors, der nur einen Steinwurf von den Grenzen zu Niedersachsen und Hessen entfernt ist, beschlossen. Der eine Milliarde Euro teure Rückbau der Anlage ist mittlerweile bereits weit fortgeschritten. (zlö)
Anti-Atom-Demo in Bad Karlshafen




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