Geologen-Spende für Museum Lamerden 16 Jahre nach Expertenstreit

Es sind zwar nicht exakt die geologischen Schätze, auf die man in Liebenau seit 16 Jahren wartet, aber es sind immerhin quasi Nachbarn, die jetzt im Heimatmuseum Lamerden ihren endgültigen Platz gefunden haben: Prachtvolle Versteinerungen von sogenannten Seelilien aus dem Lamerder Muschelkalk.
Lamerden – Seelilien - Die Tiere, die vor 235 Millionen Jahren in dem zehn bis 30 Meter tiefen Meer lebten, auf dessen Boden heute das Diemeltal liegt. Ab 2006 sorgten die weltweit gefragten Versteinerungen aus dem Kalksteinbruch bei Lamerden für große Aufregung. Damals einigten sich mehrere Beteiligte, darunter der damalige Bürgermeister und das Naturkundemuseum Kassel und damit im Prinzip auch das Land, darauf, dass von einem Sensationsfund versteinerter Seelilien eine ziemlich große Platte eine Wand des Heimatmuseums zieren sollte. Dieses liegt inzwischen sogar am Eco Pfad Muschelkalk.
Die drei schönsten Stücke wurden übergeben
Weil daraus letztlich nichts wurde, hat sich der Geologe Armin Weißmüller (Ahnatal), der schon seit 1986 in Lamerden mit Genehmigung des Besitzers Fossilien sammelte, entschlossen, dem Museum zu helfen. Er schenkte dem Verein für Heimatgeschichte und Kultur Lamerden jetzt neben einer Seelilienplatte, die im Museum schon angebracht wurde, noch eine Muschel- und Schneckenplatte sowie eine Platte mit Versteinerungen von Tintenfischgehäusen (Ceratiten), alles Zeugnisse einer sehr fernen Vergangenheit.
Diese drei seien die schönsten Stücke aus seiner 35-jährigen Sammeltätigkeit, erklärte Weißmüller bei der Übergabe an Karin Ulbricht, Harald Kechel, Ottmar Kleppe, Jörg Huhmann, Peter Ulbricht und Anita Kleppe von der Vereinsführung. Er beschrieb die einwöchige, aufwändige Bergung der Seelilienplatte im Jahre 1995.

Karin Ulbricht und das übrige Museumsteam freuten sich sehr über die Bereicherung ihrer Sammlungen. Man habe zwar lange auf eine ganz große Platte gehofft, doch das habe sich dann durch den Erstfinderstreit im Wortsinne zerschlagen.
Streit um Erstfinderrecht zog Klagen mit sich
Wie damals ausführlich berichtet, hatte es ab 2006 unter im Lamerder Steinbruch arbeitenden Berufs- und Freizeitgeologen einen Streit um Erstfinderrecht, Grabungsgenehmigungen und Raubgrabungen gegeben. Das zog etliche Klagen und Gänge vor Gerichte nach sich.
Eine ordnungsgemäße großflächige Sicherung für das Naturkundemuseum Kassel scheiterte, am Ende wurden 2012 in einer Notgrabung die noch nicht zerstörten Teile der einst 150 Quadratmeter große Platte vom Landesamt für Denkmalpflege gesichert. Wegen der immensen Zerstörungen geht der wissenschaftliche Wert gemessen am Aufwand aber inzwischen gegen Null. Schon beim Hessentag 2013 in Kassel wurde der Jahrhundertfund in einer Ausstellung beworben, inzwischen scheint aber Gras über die Angelegenheit im Wiesbadener Depot gewachsen zu sein.
In Lamerden dagegen kann man die neuen Stücke mit vielen anderen im Museum besichtigen. Es ist mit Museumsstübchen (Kaffee und Kuchen) an Sonntagen mit ungeradem Datum ab 14 Uhr geöffnet (nächster Termin 7. August, für Gruppen auch Zusatztermine auf Anfrage). Eine Sonderöffnung bietet das Museum am Samstag, 6. August, ab 19 Uhr zur Schlagernacht im Museumsgarten. (Thomas Thiele)
